BattleTech 09: Ein Erbe für den Drachen
reglos da. Vor dem Podest stöhnte Takashi.
Als habe ihr das Geräusch das Stichwort geliefert, sagte die Nekogami: »Ich verstehe nicht, Tono.«
»Es hat ein Mißverständnis gegeben. Ein wohlmeinender Mann hat eine Initiative ergriffen, die unerwünscht ist. Er hat meine Absichten falsch verstanden.« »Ich habe einen Auftrag«, stellte die Stimme entschieden fest. »Die Ehre der Nekogami ist mit der Erfüllung ihres Auftrags verknüpft. Mein Tod ist an den Tod des Mannes mit dem Namen Takashi Kurita gebunden.« »Ich lasse nicht zu, daß er ermordet wird.« Die schwarzgekleidete Gestalt versteifte sich. Theodore spannte sich und entspannte sich wieder, als er keine unmittelbar bevorstehende Angriffsabsicht spürte. Sie verbeugte sich.
»Ich glaube, jetzt habe ich verstanden«, bestätigte sie mit so leiser Stimme, daß Theodore die Worte fast überhört hätte. »Es ist höchst bedauerlich.«
Die Frau verbeugte sich erneut, diesmal sehr tief und sehr lange. Als sie sich wieder aufrichtete, zog sie an etwas in ihrer Kapuze. Sie machte keine weitere Bewegung. Theodore achtete auf ihre Augen. Sie waren Seen der Nacht, in der sie aufgewachsen war. An die Stelle ihrer absoluten Gelassenheit war eine merkwürdige Art von Frieden getreten. Dann war das Leben aus jenen dunklen Augen verschwunden, und ihr Körper brach auf dem Fußboden zusammen. Bevor die Leiche auf dem polierten Parkett aufschlug, leuchtete es unter der Kapuze hell auf. Die Maske, die ihr Gesicht verborgen hatte, löste sich auf und mit ihr ihre Gesichtszüge. Kein Mensch würde je erfahren, wie sie ausgesehen hatte, wenn sie sich nicht zwischen den Schatten verbarg.
Der Gestank verbrannten Fleisches, hier im eleganten Pfingstrosenzimmer völlig fehl am Platze, stach Theodore übelkeiterregend in die Nase.
70
Einheitspalast, Imperial City, Luthien Militärdistrikt Pesht, Draconis-Kombinat
9. Januar 3040
Fuhito Tetsuhara und sein Dutzend Buso-senshi-Wächter, die Ryu-no-tomo oder Freunde des Drachen, bahnten sich einen Weg durch die Menge der Schaulustigen im Korridor, der zum Pfingstrosenzimmer führte. Ihre und weitere zwei Dutzend Mechs warteten vor dem Palastgelände, wobei die mit Piloten besetzten Maschinen Wächterfunktionen übernommen hatten. Fuhito fluchte innerlich über das zögerliche Vorankommen seiner Gruppe, wollte ihr den Weg aber nicht mit Gewalt freimachen. Die Höflinge und Funktionäre hatten alle eine höhere soziale Stellung als er, und er hatte keine Ahnung, was in dem Zimmer vorgefallen war. Er wußte lediglich, daß Theodore dorthin gegangen war, nachdem er Fuhito den Befehl erteilt hatte, seine Krieger aus dem Landungsschiff Tetsuwashi um sich zu scharen und ihm zu folgen.
Er hatte sich beeilt, aber es hatte wertvolle Zeit gekostet, die BattleMechs bereitzumachen und das Raumhafengelände zu verlassen. Der Kanrei war lange vor ihnen im Palast eingetroffen. Sie hatten gerade erst den Palast betreten, als er einen durch die Entfernung gedämpften Schuß gehört hatte. Daraufhin hatten sie ihr Marschtempo erhöht, um kurz darauf in den überfüllten Korridoren aufgehalten zu werden.
Die Otomo machten Anstalten, ihm und seiner Gruppe den Zutritt zu verwehren, aber Theodores erhobene Hand hielt sie zurück. Erleichtert, seinen Herrn wohlbehalten anzutreffen, befahl Fuhito seinen MechKriegern, den Otomo bei der Bewachung der Tür zu helfen. Er selbst schlüpfte zwischen zwei muskulösen Otomo durch und betrat das Zimmer.
Beim Eintreten schaute Fuhito sich im Raum um. Der Zustand, in dem sich der Koordinator befand, versetzte ihm einen Schock. Takashi saß bleich und blutüberströmt in seinem Prunksessel. Ein Mann, der die Insignien eines Meisters der Bruderschaft der Ärzte trug, sowie zwei Adepten in den roten Roben des O5S säuberten seine Schnittwunden und versorgten sie mit Plastifleisch. Fuhito kannte sich mit Verletzungen zur Genüge aus, um zu erkennen, daß mindestens eine der Schnittwunden zu tief für die kosmetische Wirkung des Sprühgewebes war und eine Narbe zurückbleiben mußte.
Der offensichtlich Schuldige lag etwa in der Mitte des Zimmers auf dem Fußboden. Zwei Männer nahmen die Leiche in Augenschein. Ein höfischer Funktionär stand mit dem Rücken zu Fuhito neben ihren Füßen, während Ninyu Kerai neben ihr kniete und die graue Asche auf dem entstellten Gesicht untersuchte. Der rothaarige ISA-Mann sagte etwas zu seinem Begleiter, das Fuhito nicht verstand.
Theodore unterhielt sich mit seiner Frau
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