BattleTech 09: Ein Erbe für den Drachen
und seiner Cousine Constance. Als Fuhito auf die drei zuging, stellte der Kanrei die Karaffe in seiner Hand ab und drehte sich zu ihm um. Er bestätigte Fuhitos Verbeugung mit einem Nicken.
»Sho-sa Tetsuhara, ich habe einen anderen Auftrag für Sie, als ich erwartet habe. Ich möchte, daß Sie vorübergehend das Kommando über die Otomo übernehmen. Chu-sa Li war der Ansicht, der Angriff auf den Koordinator habe seine Ehre zu sehr befleckt.«
»Hai!« Der Befehl überraschte Fuhito, nicht hingegen die Tatsache, daß der Kommandant der Otomo Seppuku begangen hatte, weil er den Koordinator nicht hatte schützen können. Das lag auf der Hand. Aber bevor die Untersuchung abgeschlossen und alle sicher waren, daß der Koordinator außer Gefahr war? Chu-sa Li hatte einen bemerkenswerten Mangel an Pflichtauffassung und einen höchst einseitigen Ehrbegriff an den Tag gelegt.
»Lassen Sie die Korridore räumen«, fuhr Theodore fort. »Versichern Sie allen, daß der Koordinator wohlauf sei. Wir werden eine öffentliche Stellungnahme abgeben, und zwar um ...« Er sah mit erhobener Augenbraue zu Constance hinüber.
»Wir müßten hier in einer Stunde fertig sein, Tono«, beantwortete sie seine unausgesprochene Frage, während sie einem Jukurensha des Ordens die Kristallkaraffe reichte.
Theodore warf einen Blick auf seine Uhr, bevor er den angefangenen Satz beendete. »... sechs Uhr.«
Eine neue Person gesellte sich zu der kleinen Gruppe, der Funktionär, den Fuhito bei der Leiche gesehen hatte. Fuhito registrierte schockiert, daß es sich bei dem Mann um Subhash Indrahar handelte, dem gefürchteten Direktor der ISA. Seitlich hinter dem Direktor stand Ninyu, der diesmal nicht das für ihn typische sarkastische Lächeln aufgesetzt hatte. »Halten Sie das für klug, Kanrei?« fragte Subhash. »Die durch die Glassplitter und den anschließenden Fall hervorgerufenen Verletzungen sind nicht schwer, aber er ist verwirrt und desorientiert. So schnell wird er nicht vor der Öffentlichkeit reden können.«
Indrahars und Theodores Blicke trafen sich und verschmolzen miteinander. Fuhito konnte das Spiel der Ki-Energien zwischen ihnen förmlich spüren. Er versuchte sich in den Energiefluß zu versenken, um ihn zu interpretieren, und zuckte zusammen, als Theodore antwortete.
»Ich tue, was ich für richtig halte.«
»Nun gut«, sagte Subhash ruhig. Er korrigierte den Sitz seiner goldgeränderten Brille. »Sie scheinen ausreichend mit Ratgebern versorgt zu sein, deren Worte sie schätzen. Ich werde mich um den Koordinator kümmern.«
Theodore schwieg für einen Moment, in dem er die Worte des Direktors abzuwägen schien. »Ich verstehe«, sagte er schließlich.
Subhash verbeugte sich flüchtig, drehte sich um und ging zu der Gruppe, die sich um den Koordinator versammelt hatte. Mit einer Handbewegung entließ er die Ordensmitglieder. Ninyu hatte die Szene genau verfolgt. Sein Gesicht war starr, als müsse er darum kämpfen, seine Gedanken nicht nach außen dringen zu lassen. Schließlich schien er zu einem Entschluß gekommen zu sein und räusperte sich.
»Kanrei«, begann er und streckte Theodore ein Päckchen entgegen, das in einfache weiße Seide gewickelt war. »Hier ist etwas für Michi Noketsuna.«
Theodore nahm das Päckchen und sah Ninyu fragend an.
»Es handelt sich um Informationen, die für ihn möglicherweise von Interesse sein könnten. Aufzeichnungen, die von einem gewissen Jerry Akuma gemacht worden sind. Augenscheinlich hat es Akuma für notwendig befunden, seine Besprechungen mit gewissen Personen insgeheim aufzuzeichnen. Die Aufnahmen sind ziemlich entlarvend. Natürlich gibt es auch eine Kopie für Sie. Sie wird Ihnen vielleicht auch etwas über Ihren Vater verraten.«
»Domo, Ninyu-kun. Ich hätte nicht gedacht, daß Sie ein Interesse daran haben, Michi-kun zu helfen.«
»Das habe ich auch nicht, aber diese Aufnahmen ermuntern ihn vielleicht, unter den Stein zurückzukriechen, unter dem er hervorkroch. Der Drache ist ohne ihn und die schlechte Gesellschaft, die er pflegt, besser dran.«
»Die Aufnahmen sind nicht gefälscht, oder?« fragte Constance. Ihre Stimme drückte lediglich Neugier aus, aber Fuhito hatte den Verdacht, daß in ihren Worten mehr lag. Wieder einmal war er ratlos inmitten der versteckten Andeutungen, von denen die Hofsprache überzufließen schien und in deren Schlingen sich die Herren des Drachen verfingen.
»Die Wahrheit ist schon vernichtend genug«, fauchte Ninyu. Er verließ die Gruppe, ohne
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