BattleTech 09: Ein Erbe für den Drachen
würde, sich zu ergeben. Er konnte nichts mehr tun. Er war im Cockpit gefangen, seine rechte Körperhälfte war unter dem Schrott eingeklemmt, der einmal sein Systembord gewesen war. Sein rechter Arm war gebrochen und lag unter dem Kommbord. Theodore hatte gegen einen überlegenen Feind so gut gekämpft, wie es ihm möglich gewesen war. Seine Niederlage war keine Schande.
Das Zischen von Partikelstrahlen leitete eine weitere Wende des Gefechtsverlaufs ein. Einer der azurblauen Strahlen trat das rechte Bein des Marodeur, von dem Klumpen geschmolzener Panzerung abplatzten. Mehrfachraketeneinschläge durchlöcherten das turbinenförmige Luftaustauschsystem hoch oben auf der linken Seite seines Rückentorsos. Der Marodeur ging unter der Wucht des Einschlags in die Knie, schüttelte den Schaden jedoch ab und richtete sich wieder auf. Er schwenkte nach links und schoß mit der Magna Hellstar-PPK in seinem linken Unterarm auf irgendein unbekanntes Ziel. Zur Rechten des Marodeur brüllte als Antwort eine Autokanone auf. Der lyranische Mech hielt die Stellung.
Weiß der Lyraner, wer da seiner Gnade ausgeliefert ist? fragte sich Theodore.
Eine weitere Raketensalve riß an den dicken Panzerplatten auf der oberen Torsohälfte des Marodeur. Der Lyraner, der eine bewundernswertre Feuerdisziplin an den Tag legte, teilte sich seine Schüsse gut ein, indem er abwechselnd mit der Hellstar-PPK und dem 5-cm-Laser in seinem linken Waffenarm, dann mit denen im rechten Arm schoß. Die Autokanone dröhnte dazu in gleichmäßigem Takt.
Theodore, der mit seinem Victor den Kampf unter allen Umständen wiederaufnehmen wollte, mußte feststellen, daß sein Neurohelm hoffnungslos zerstört war und die autonomen Feedbacksysteme, die eine freie Bewegung der Arme des Victor ermöglichten, nicht mehr vorhanden waren. Er tastete nach seinem Bauch und bemühte sich, gleichmäßig zu atmen. Die schwache Stimme von Tetsuhara-Sensei flüsterte in seinem Kopf:
Schmerz ist eine Sache des Kopfes, und der Kopf ist der Diener des Geistes.
Hai, Sensei, ich werde meine Schmerzen bezähmen. Er streckte den gebrochenen Arm aus, sah wie sich die Knochenenden bei der Streckbewegung aneinander rieben. Mit klinischem Interesse bemerkte er eine frische Blutung, als seine Finger den Code zum Heben des rechten Arms des Victor eintippten.
Überrascht, daß die Maschine noch reagierte, sah er durch die zerschmetterte Sichtluke, wie sich die breite Mündung der Pontiac 100 in den Himmel hob. Sein Karma mußte gut sein. Er packte den Griff und drückte den Feuerknopf.
Dumpfes Knallen hallte durch das Cockpit, als sich das Magazin der Autokanone leerte und 100-mmGranaten in den Unterbauch des Marodeur jagte. Der lyranische Mech hüpfte unter der Aufschlagswucht. Theodore schoß noch einmal. Eines der Beine des Marodeur versteifte sich unter Zuckungen, als sich seine Myomer-Pseudomuskeln aufgrund eines falschen Befehls zusammenzogen. Qualmend und funkensprühend brach der Mech über dem Victor zusammen.
Dunkelheit senkte sich über das Cockpit, als fünfundsiebzig Tonnen kampfunfähigen BattleMechs zu Boden krachten. Theodore seufzte, lockerte seine geistige Kontrolle und ließ die Dunkelheit auch in seinen Geist eindringen. Warm und freundlich umfing sie ihn und nahm ihn mit sich, fort von dem Gestank und der Hitze des Schlachtfelds.
Gut gemacht, sagte Tetsuhara-Senseis geisterhafte Stimme.
33
Südnantuo, Wega
Militärdistrikt Dieron, Draconis-Kombinat
Ende Dezember 3028
Das leise Summen der militärischen Kommandozentrale im Nebenraum weckte Theodore aus seinen nebelhaften Träumen. Als ihm die besorgten Gesichter Ben Tournevilles und Fuhito Tetsuharas zu Bewußtsein kamen, versuchte er den rechten Arm zu heben, um ihnen zuzuwinken. Aber es gelang ihm nicht. Mit einem Blick nach unten stellte er fest, daß sein Arm von einer Schutzmanschette umschlossen war. Er verspürte außerdem einen Juckreiz an der Stirn, der von dem sich abschälenden Plastifleisch hervorgerufen wurde. Die Erinnerung an das letzte Gefecht kam zurück.
»Der Arm wird wieder wie neu werden, sagen die Ärzte, Tai-sa«, versicherte ihm Fuhito. »Aber Sie werden eine Narbe am Kopf behalten.«
»Sie brauchen absolute Ruhe«, beteuerte Tourneville.
Theodore schüttelte den Kopf. Solange Steinertruppen Wega heimsuchten, konnte er sich keine Ruhe gönnen. Ein Samurai würde sich durch Verwundung nicht von seinen Pflichten abhalten lassen.
»Es hat einige Probleme mit Heise und Nordica gegeben,
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