BattleTech 10: Blut der Kerensky 1 - Tödliches Erbe
den eisigen Tonfall vernahm, richtete er sich auf. »Nein, Dr. Lear.«
Reichlich unsanft packte sie seine Rechte und untersuchte sie. »Der Schnitt ist nicht so schlimm, aber Ihre Hände starren vor Schmutz.« Sie nahm seine Linke und betrachtete den schwarzen Staub, der sie bedeckte. »Mit dieser Hand eine Blutung zu stillen, ist etwa so sicher, wie einen Kratzer beim Rasieren mit einem Lasergewehr zu kauterisieren.«
»Wissen Sie, Doktor, ich hielt es nicht für nötig, mir die Hände zu waschen, bevor ich mich schneide, und anschließend bin ich sofort hergekommen.«
Er versuchte es mit seinem überzeugendsten Lächeln, aber er hatte keinen Erfolg.
»Nun, dann vermute ich, an den Gerüchten, die über Sie im Umlauf sind, ist tatsächlich etwas dran - Sie sind wirklich etwas Besonderes. Wie man sich auf dem Offiziersdeck derart verdrecken und verletzen kann, ist mir unbegreiflich. Ich hätte es für schlichtweg unmöglich gehalten.«
»Kann sein.« Kai glitt vom Tisch. »Ich habe mich unten im Frachtdeck geschnitten, beim Entladen von Gepäck und Vorräten der Viper.« Er zog seine Hand aus ihrem Griff. »Der verdammte Kasten, an dem ich mich geschnitten habe, gehörte wahrscheinlich Ihnen.«
Sie legte den Kopf zur Seite und runzelte die Stirn. »Wo waren Sie?«
Der MechKrieger erwiderte ihren eisigen Blick. »Ich war unten im Frachthangar und habe die Nachschubfähre entladen. Ich bin damit herübergeflogen.« Er sah zur Seite. »Ich habe mich der anderen Fähre ferngehalten, um eine Szene mit Ihnen zu vermeiden.«
Deirdre nahm seine Hand wieder in die ihre, diesmal sanfter, und zog ihn an ein Waschbecken mit einer durchsichtigen Plastikhaube. »Der Wasserstrom wird mit dem Pedal gesteuert. Benutzen Sie das Zeug dort in der grünen Flasche und waschen Sie die Wunde gut aus.«
»Ich habe schon einmal ein Null-g-Becken benutzt, Doktor.« Kai drückte etwas von der gelatineartigen grünen Seife in die linke Handfläche, gab Wasser darauf und rieb, bis beide Hände mit Schaum bedeckt waren. Der zunächst grünlich weiße Schaum verfärbte sich aschgrau. Kai spülte ihn ab. Bevor Deirdre ihn dazu auffordern konnte, seifte er die Hände ein zweitesmal ein. Er säuberte den Schnitt sorgfältig, spülte wieder und präsentierte ihr die tropfnassen Hände. »Akzeptabel?«
Sie verbiß sich ihre erste Antwort und nickte. Aus einem Schränkchen neben dem Becken holte sie eine Pumpspraydose mit einer unangenehm gelben Flüssigkeit, die sich wie ein Zwischending von Wasser und Speichel in der durchsichtigen Dose bewegte. »Das wird brennen.«
»Welche Überraschung.«
»Touché Lieutenant.« Sie bedeckte den Handrücken mit dem senfgelben Desinfektionsmittel. Kai zuckte unwillkürlich zusammen, aber sie hielt die Hand fest und sprühte noch einmal. »Tut mir leid. Das hilft, die Wunde zu schließen. Nähen muß man bei so einem Kratzer noch nicht.« Sie betrachtete den Schnitt näher. »Ich denke, ich werde Ihnen einen Schmetterlingsverband machen. Entweder das, oder . . . « Sie blickte zu ihm hoch, und in ihrer Stimme stand Mitgefühl. »... Sie könnten eine Narbe zurückbehalten.«
Kai war verwirrt. Ich verstehe nicht, wie in ihrer Stimme soviel Zorn liegen kann, der dann von einem Augenblick zum nächsten völlig verfliegt. Aus irgendeinem Grunde haßt sie mich, aber ihre Rolle als Arztin ist stärker als das persönliche Gefühl.
»Ein Verband kann nicht schaden. Zumindest wird er mich daran erinnern, in Zukunft besser aufzupassen. «
»Das ist immer gut.« Sie stellte die Sprühdose zurück und zog einen kleinen, hantelförmigen Verband heraus. Sie nahm ihn aus der Packung, dehnte ihn über die Mitte des Schnitts und drückte die Enden an. Das elastische Material zog sich zusammen und preßte die Kanten der Wunde zusammen.
»Wie ist es passiert?« Kai zuckte die Achseln. »Ich half in einer Ladekette, und General Redburn hat mich abgelenkt.« In Deirdres blauen Augen flackerte es. »Elite unter sich, was?« Der MechKrieger versteifte sich. »Nein. Er hat nach mir gesucht. General Redburn hatte mir etwas mitzuteilen. « Sie lächelte kokett. »Aber er ist ein alter Freund der Familie, oder?«
Hat sie tatsächlich einen Haß auf den Adel? Kai nickte, mit dem unguten Gefühl, geradewegs in eine Falle zu tappen. »Er hat vor dem Vierten Krieg mit meinem Vater zusammen gedient.«
Deirdre Lears Blick wurde kalt, und Kai las Wut und Schmerz darin. Ihre Kälte mir gegenüber hat etwas mit dem Krieg zu tun oder vielleicht mit
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