BattleTech 10: Blut der Kerensky 1 - Tödliches Erbe
seinem Vater in ihm erkenne. »Phelan war Morgan Kells Sohn. Christian ist Patrick Kells Sohn, aber Patrick wußte nichts von ihm, als er starb. Vor acht Jahren tauchte Chris auf einer Welt auf, die von den Kell Hounds als Garnison gesichert wurde, und präsentierte Morgan den Verigraphbrief einer Frau, die Patricks Geliebte gewesen war. Darin wurde er als Patricks Sohn bezeichnet.«
Galen legte die Stirn in Falten. »Das Kell-Vermögen ist gewaltig, und zeitlich war das kurz nachdem Ihre Großmutter Morgan Kell ein riesiges Erbe zukommen ließ. Er wurde doch bestimmt genotypisch untersucht, um diesen Anspruch zu verifizieren?«
»Allerdings, obwohl das kaum nötig war.« Kell war vier Jahre älter als Victor, überragte ihn um zwanzig Zentimeter und wog fünfzehn Kilo mehr. Im Schnitt des schwarzen Haares und in den Zügen des großgewachsenen, schlanken Söldners sah Victor ein wohlvertrautes Gesicht, aber es gehörte einem älteren Mann, der einige Jahre vor seiner Geburt gestorben war.
»Seine braunen Augen sind das einzige, worin er sich von seinem Vater unterscheidet. Ich kenne Patrick Kell nur von Holovids, aber die Ähnlichkeit ist gespenstisch. Meine Mutter betrachtet ihn als den eindeutigsten bekannten Beweis für eine Reinkarnation, obwohl Christian fast ein Jahr vor dem Tod seines Vaters geboren wurde.«
»Hmmh.« Galen machte ein fragendes Gesicht. »Wo ist er zur Schule gegangen. Wer es so schnell zum Kommandanthauptmann bringt, muß einiges auf dem Kasten haben.«
Victor fühlte Stolz über Galens respektvollen Tonfall. »Er redet nicht gerne darüber, aber er ist im Draconis-Kombinat aufgewachsen, spricht fließend Japanisch und soll im Kampf ein ebensolcher Dämon sein wie sein Vater. Als er auftauchte, setzte Morgan sich zur Ruhe und nahm Chris mit zur Dragonerwelt Outreach. Die nächsten drei Jahre studierte Chris bei den Besten. Gerüchteweise soll Jaime Wolf ihm sogar einen Offiziersposten bei den Dragonern angeboten haben. Er ist als Oberleutnant zu den Hounds gekommen, aber mit seinen Aktionen während der Ambergrist-Krise hat er sich den Weg zum Kommandanthauptmann geebnet.«
»Das ist ein heißes Empfangskomitee, das da auf Sie wartet.« Galen nickte in Richtung des letzten Mannes in der Gruppe. »In der Gesellschaft muß der letzte ja der Tod persönlich sein.«
Victor brauchte einen Augenblick, um ihn zu erkennen, aber dann nickte er. »Mehr noch. Das ist jemand, vor dem der Tod Angst hat. Das ist Kai Allard-Liao, Dans Neffe und Justins Sohn. Man sieht es ihm nicht an und würde es auch nicht meinen, wenn man ihn reden hört, aber Kai gehört zu den besten taktischen Denkern, die je eine Militärakademie hervorgebracht hat, seit sein Onkel oder Morgan Hasek-Davion ihren Abschluß machten.
Er hat ein unglaubliches Einfühlungsvermögen für militärische Situationen. In Gefechtssimulationen bewegt er seinen Mech, als wäre der direkt an seine Nervenbahnen gekoppelt.«
Galens Augen wurden zu Schlitzen. »Ich spüre, daß sich da irgendwo ein >aber< versteckt hält. Wo ist der Haken?«
Victor zuckte die Achseln. »Wenn er die Gelegenheit dazu bekommt, sei sie auch noch so klein, bringt er sich mit seinen Selbstzweifeln und seiner Unsicherheit um jede Initiative. Und das Verfluchte daran ist, daß es nicht einfach nur ein Mangel an Selbstbewußtsein ist, der ihn plagt. Er weiß, daß er klug ist, aber er gestattet sich einfach nicht den Glauben daran, morgen, übermorgen oder in einem Monat genauso klug zu handeln. Wenn sie funktionieren, sind seine analytischen Fähigkeiten erstaunlich, er findet jede Schwäche des Gegners. «
»Hört sich an wie jemand, den man zu Rate zieht, um die Gesamtsituation einzuschätzen, um dann seinen Teil der Operation auf ein enges Gebiet zu begrenzen, in dem er kaum Gelegenheit hat, seine Handlungen zu überlegen.«
Eine treffende Einschätzung, Galen. »Ich denke fast, Sie haben den Nagel auf den Kopf getroffen.«
Er beugte sich hinab und hob den kleinen Seesack mit Vorräten auf, den die Besatzung der Hejira ihm mitgegeben hatte. Als er die Rolltreppe verließ, nickte er Galen aufmunternd zu.
»Nachdem Sie jetzt wissen, wer uns erwartet, wollen wir sie nicht länger warten lassen.«
Als sie die um die Ecke in den runden Jetwaytunnel traten, lächelte Victor und zog den Handschuh von der Rechten. Er trat in den Salon, hielt an und grüßte zackig. »Kommandant Victor Steiner-Davion meldet sich zum Dienst, Sir.« Hinter ihm hielt auch Galen Cox an und
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