BattleTech 10: Blut der Kerensky 1 - Tödliches Erbe
anfangen, dem Drachen Farbe und Leben zu einzuhauchen. Shin grinste und nickte dem Mann zu, was ihn einen Augenblick lang von seinen Schmerzen abzulenken schien. Er muß etwas Besonderes für seinen Oyabun geleistet haben, um mit einer Tätowierung bedacht zu werden.
Shins Führer ging eine Zedernholztreppe hinauf und blieb neben einer Shojiwand stehen. Er zog das mit Lackpapier bespannte Holzgestell beiseite und wartete, bis Shin eingetreten war, bevor er die Tür wieder schloß und sich schweigend entfernte.
Shin kniete nieder und verbeugte sich vor der einzigen anderen Person im Zimmer. »Ich entschuldige mich dafür, Ihre wertvolle Zeit in Anspruch zu nehmen. Meine Dankbarkeit für Ihre Güte, dieses Treffen möglich zu machen, kennt keine Grenzen.« Shin brachte den Oberkörper wieder hoch, vermied jedoch einen Blickkontakt. »Ich bin Shin Yodama, geboren auf Marfik im siebzehnten Jahr der Herrschaft Takashi Kuritas.«
Der ihm gegenübersitzende alte Mann, dürr wie ein Skelett, verbeugte sich respektvoll, blieb jedoch reserviert. »Im Namen der Ryugawa-gumi heiße ich, Ryoichi Toyama, Sie auf Turtle Bay und in Edo willkommen. « Er zog den linken Arm aus dem grauen Seidenkimono und entblößte die linke Seite seines Körpers. »Dies bekam ich, als ich im ersten Jahr der Herrschaft Takashi Kuritas in die Drachenflußbande aufgenommen wurde.«
Die Tätowierung des Oyabun ähnelte in ihrem Design der Vorstufe, die Shin im unteren Geschoß gesehen hatte, aber sie zeigte die Kunstfertigkeit einer vergangenen Ära. Selbst die von einer Schußwunde stammende Narbe auf dem Bauch des alten Mannes konnte dem fünfundvierzig Jahre alten Kunstwerk nicht seine Kraft rauben. Shin hätte schwören können, das Rascheln der Schuppen und das Kratzen der Krallen auf den Rippen des Mannes zu hören.
Shin zwang sich, den Blick abzuwenden. »Vergebt mir, Toyama-sama. Ich bin ein Tölpel, der nur die Manieren der Gosse beherrscht. Es ist wundervoll, aber seine Kraft kommt aus Ihnen.« Toyama sagte nichts, als er den Kimono wieder schloß. Er zog die Obischärpe fest und sah Shin erwartungsvoll an. »Wie ich sehe, haben Sie keinen Finger verloren.«
Shin neigte den Kopf. »Meine Meister haben mein Versagen nicht zur Kenntnis genommen.«
»Ihr tragt kein Abzeichen Eurer Zugehörigkeit am Kragen.« »Vergebt mir, Toyama-sama, aber der Kommandeur meiner letzten Station verbot uns, Zeichen unserer Familien zu tragen.« Toyama lächelte und neigte den Kopf. »Tai-sa Niiro und ich haben uns darüber verständigt. Hier müssen Sie jedoch ein Abzeichen tragen, das Sie als uns hier in Edo zugehörig ausweist. Ich werde Ihnen eines übergeben, wenn sich erweist, daß Sie wirklich Shin Yodama sind.«
Shin setzte sich gerade auf und zog seine Uniformjacke aus. Er faltete sie sorgfältig und legte sie rechts neben sich auf die Tatami, bevor er die Knöpfe seines Hemds öffnete. Wie der Chef der Ryugawa-gumi es vorgemacht hatte, entblößte Shin seinen linken Brustkorb. »Ich bin Shin Yodama, und ich gehöre den Kuroi Kiri von Marfik an.«
»Der Schwarze Nebel!« zischte der alte Mann ehrfürchtig. »Ich habe davon gehört, aber ich konnte es kaum glauben ... «
Shins Tätowierung bedeckte seinen linken Torso und den Arm bis knapp über dem Handgelenk. Das stilistisch traditionell gehaltene Design zeigte eine wogende schwarze Wolke. Goldene Flecken und Linien, die sich in die Wolke zogen und aus ihr herausbrachen, definierten deren verschiedene Teile und Ebenen. Aber während das Gold sehr deutlich Teil der Wolke war, besaß es gleichzeitig auch ein eigenes Leben. Seine runden, gelegentlich ausgezackten Konturen folgten den glatten Muskeln auf Shins Brust, Bauch und Arm, zeichneten mechanisch seinen menschlichen Körper nach, verwandelten ihn gleichzeitig aber in etwas anderes, Größeres.
Toyama verneigte sich tief. »Dann stimmt es. Sie sind Shin Yodama, und Sie sind ein Buso-senshi.« Ein stolzes Lächeln breitete sich auf dem Gesicht des alten Mannes aus. »Ich bin es, den dieser Besuch ehrt.«
Shin erwiderte die Verbeugung und genoß den Respekt in Toyamas Stimme. Buso - senshi - ein Mechkrieger. Ich bin Teil der Übereinkunft zwischen den Yakuza und Theodore Kurita in seinem Versuch, das Draconis-Kombinat zu retten. Wegen der Dienste der Kuroi Kiri im Krieg erhielten wir die Ehre, die ersten der neuen Yakuza-MechKrieger zu stellen. Ich bin einer von ihnen - jemand, der für mehr als Ehre kämpft.
Das scharfe Klatschen von Toyamas Händen
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