BattleTech 10: Blut der Kerensky 1 - Tödliches Erbe
sprach Anika über die Privatfrequenz mit ihrer Freundin. »Tyra, du darfst dir nicht fortwährend selber einen Tritt versetzen. Es war nicht dein Fehler. Was geschehen soll, das geschieht.«
Tyra nickte und blickte zu Anikas Shilone hinüber. »Ich weiß, daß du recht hast, Nik. Ich hätte nichts tun können, um Phelans Tod zu verhindern, selbst wenn ich zu den Kell Hounds gestoßen wäre. Phelans Einheit hatte keine Luft/Raumunterstützung, also wäre ich gar nicht da gewesen.«
»Das, hört sich schon besser an.« In Anikas Stimme klang eine Mischung von Erleichterung und Erschöpfung mit.
Tyra blickte wieder auf die Ortungsanzeige der Bragi, aber es war nichts zu sehen. Während dieser ganzen >Öffentlichkeits<-Tournee hatte sie gehofft, die Piraten, die Phelan getötet hatten, würden einen Überfall durchführen und ihr Gelegenheit geben, sich zu rächen. Das ist dumm. Das sind genau die Art Gedanken, die mich auch ins Grab bringen werden.
Tyra schaltete das Mikro wieder ein. »Danke, Nik. Ich bin wieder da. Wenn wir auf der Bragi ankommen, erinnere mich daran, Tviet eine Lektion in der Definition des Wörtchens Nej zu geben.«
»Verstanden.«
Plötzlich sah Tyra etwas auf dem Ortungsschirm auftauchen. Vier kleine rote Dreiecke erschienen am äußeren Rand des Orterbereichs. Ihre Gefechtscomputer schaltete den Sekundärschirm ein und zeigte die Silhouetten und Leistungsdaten aller Luft/Raumjäger und Raumfähren, die den Ortungsdaten entsprachen. Er wechselte ständig zwischen Stuka und Korsar hin und her, ohne eine Entscheidung treffen zu können.
Tyra berührte das Icon ihres Jägers, und der Ortungscomputer schaltete zurück auf die Angaben der eigenen Sensoren. Dadurch wurde die Ortungsreichweite reduziert, aber der Jäger wurde kampfbereit, was ihr inzwischen angebrachter erschien. Sie schaltete das Funkgerät auf die Kontrollfrequenz des Landungsschiffes, speiste das Gespräch aber durch auf die taktische Frequenz des Schwarms.
»Bragi, hier Schwarm Walküre. Wir haben vier Fremdflugkörper auf dem Schirm.« Sie blickte wieder auf den Monitor. »Angesichts ihres Anflugvektors könnte es sein, daß sie für die Bragi wie unsere Wärmeschatten wirken, aber ich habe sie in meiner Ortung. Erbitte Bestätigung.«
Tyra erhöhte den Vektorschub an der rechten Flanke ihrer Maschine, so daß sie sich nach links bewegte und von Anikas Jäger entfernte. Sie beobachtete, wie eine der vier Verfolgermaschinen ihr Manöver mitmachte. Wer auch immer das ist, sie sind gut! Es erfordert allerhand Geschick, sich als IR-Schatten eines Luft/Raumjägers beim Durchfliegen einer Heliumwolke auszugeben.
Tviets Stimme antwortete, aber von seiner vorherigen Selbstsicherheit war nichts mehr geblieben. »Äh ... verstanden, Walküre. Wir empfangen gestörte Funkmeldungen von Thule. Wir wissen nicht, worum es geht, aber wahrscheinlich melden sie feindliche Aktionen auf der Oberfläche.«
»Verstanden, Bragi. Sollen wir angreifen? Unsere Verfolger sind etwa einhundert Myriameter hinter uns.«
»Negativ, Walküre. Wir haben freie Flugbahn zum Sprungschiff am Nadirpunkt. Nur beobachten.«
Tviets Anweisungen kamen stockend, mit Unterbrechungen, die Tyra klarmachten, daß der Kontrolloffizier noch von zahlreichen anderen Quellen Daten zugespielt bekam. Sie blickte auf den Hilfsmonitor und sah, wie die vier Fremdflugkörper die Formation auflösten und beschleunigten. Es geht los! »Meldung an Bragi, wir werden angegriffen und gehen zum Gefecht über. Walküre Zwo zu mir. Drei und Vier zusammenbleiben und um das Pärchen auf Vektor 256 kümmern. Viel Glück!«
»Viel Geschick!« antwortete Ljungquist.
Tyra löste die Schubdüsen aus und regulierte ihren Strahl so, daß ihre Maschine in eine harte Drehung gerissen wurde, die sie über den linken Flügel abkippen ließ. Im All brauchte sie sich keine Gedanken um Reibung und Turbulenzen zu machen, aber ihr Jäger und sie selbst unterlagen noch immer der Massenträgheit.
Ihr Fluganzug schnürte sie ein, um zu verhindern, daß das Blut aus ihrem Kopf strömte, als der Andruck in der Kurve vier g erreichte, aber sie wußte, daß selbst der Anzug sie nicht vor einer Ohnmacht bewahren konnte, wenn sie zu schnell manövrierte.
Auf ihrem neuen Kurs - zurück durch das Raumgebiet, das sie gerade erst patrouilliert hatte - fuhr Tyra die einzelnen Gefechtssysteme hoch. Der Computer zeichnete ein Bild des Shilone auf ihren Hauptmonitor und hob die einzelnen Waffen hervor, sobald sie einsatzbereit
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