BattleTech 11: Blut der Kerensky 2 - Blutiges Vermächtnis
die Offiziere würden seine Entscheidungen akzeptieren und sich ihm unterordnen, weil er der Thronfolger des Vereinigten Commonwealth war. Er blickte wieder über die Terrasse zu Hohiro und dachte bei sich, daß der Erbe des Drachen gleiches fühlen mußte.
Victor deutete in Richtung Ballsaal. »Du solltest da drinnen sein, Kai. Ich wette, sämtliche Offiziere wollen wissen, wie es ist, einer Kompanie von OmniMechs gegenüberzustehen.« Er sagte es beiläufig, bemerkte aber sofort, daß er einen Nerv getroffen hatte. Er fühlt sich immer noch verantwortlich für den Trupp Männer, die den Tod fanden, nachdem er sie auf Twycross zurück in den Kampf schickte.
Kai schüttelte den Kopf. »Ich denke nicht.« Er hob die Mundwinkel und kniff die grauen Mandelaugen etwas zusammen. »Und nicht aus dem Grund, den du annimmst. Romano streicht durch die Menge wie ein hungriger Hai, und ich habe kein Interesse, in ihre Nähe zu kommen.« Plötzlich wurde sein Lächeln breiter. »Hier draußen sind wir sicher, weil sie hier kein Publikum hat.«
Victor lächelte über Kais Witz, sagte aber nichts. Vier weitere Personen kamen auf die Terrasse. Cassandra Allard-Liao und Ragnar lachten, und die beiden Frauen, die ihnen folgten, lächelten höflich. Eine von ihnen erkannte Victor sofort. Abgesehen von ihrem hüftlangen schwarzen Haar war sie ein Ebenbild Cassandras. Victor wußte, daß Kuan Yin die schweigsamere der beiden Schwestern war, und erkannte in ihrer natürlichen Anmut die innere Stärke, die Kai so oft ansprach, wenn er von ihr redete.
Aber so stark und hübsch sie auch war, in Victors Augen verblaßte Kuan Yin neben der anderen Orientalin, die stumm an ihrer Seite ging. Es war die Frau, die er bereits zuvor in der Kurita-Delegation bemerkt hatte, aber heute abend trug sie keine zeremoniellen japanischen Roben. Sie lächelte Hohiro zu, unterhielt sich aber weiter mit Kuan Yin.
»Kai, wer ist die Frau, die sich mit deiner Schwester unterhält?«
»Ich weiß es nicht.« Er studierte die junge Frau mit leichtem Stirnrunzeln. »Ich glaube, sie gehört zur KuritaGruppe. Vielleicht ist sie Hohiros Frau. Im Kombinat werden Ehen ziemlich früh arrangiert.«
Victor verzog das Gesicht. Typisch. Noch bevor er einen Kommentar abgeben konnte, betraten noch mehr Personen die Terrasse und lenkten ihn ab.
Sun-Tzu und seine Schwester Kali stolzierten auf die Terrasse, als gehöre sie ihnen, aber Victor sah, wie SunTzu sich gerade genug zurückhielt, um den Eindruck zu erwecken, seine Schwester sei es, die alle Aufmerksamkeit auf sich ziehen wollte. Über Kali Liao fiel Victor nichts Gutes ein, abgesehen davon, daß sie durch ihre winzige Gestalt dafür sorgte, daß er nicht mehr der kleinste Fürsten sproß war. Im Widerschein der auf die Terrasse blickenden Fenster lag ein goldener Glanz über ihrem kastanienbraunen Haar, aber ihre Miene und der Blick ihrer grünen Augen erinnerten Victor an die wilde Unberechenbarkeit ihrer Mutter.
Der Rückenausschnitt ihres ärmellosen schwarzen Overalls endete weit unterhalb ihres langen Haarschopfs. Auch ihr Dekollete reichte in einem tiefen V bis hinunter an den breiten Gürtel und betonte ihren kleinen Busen. Obwohl im Halbdunkel nichts davon zu sehen war, erinnerte Victor sich an eine Akte, die eine blasse Narbe zwischen ihren Brüsten erwähnte. Sie behauptete, die Narbe sei das Ergebnis ihrer Initiierung in den Thugeekult, während derer sie sich das eigene Herz herausgeschnitten und wieder eingesetzt hatte — um zu beweisen, daß sie unter dem Schutz ihrer Namenspatronin stand, der Hindugöttin des Todes.
Kali sah sich im Garten um und stockte, als sie Cassandra und Kuan Yin bemerkte.
»Ich denke, ich gehe rüber und versuche herauszufinden, wer deine geheimnisvolle Schöne ist«, erklärte Kai. »Wenn du mich entschuldigst?«
»Ausgezeichneter Gedanke.«
Als Kai sich auf den Weg zu dem Quartett machte, in dem sich seine Schwestern aufhielten, kam plötzlich auch Isis Marik aus dem Ballsaal und schob die rechte Hand in Kais linke Armbeuge. Sie trug auch diesmal eine paramilitärische Kluft, aber ohne Mütze. Sie und Kai wirkten wie ein typisches Militärpärchen, bis sie den Mund aufmachte. Mit einer Lautstärke, die quer über die Terrasse schallte und ihre Stimme möglicherweise bis in den Ballsaal trug, rief Isis Marik: »Endlich! Ich suche schon die ganze Zeit nach dem Erben der Konföderation Capella.«
Sun-Tzu versteifte sich sichtlich. »Ich fürchte, Sie irren sich, Gospodjica
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