BattleTech 12: Stackpole, Michael A. - Das Blut der Kerensky 3 - Dunkles Schicksal
gewartet?«
Candace verschränkte die Finger und sah ihn an. »Weil ich kein Interesse daran habe, Kanzlerin der Konföderation Capella zu werden. Deine Mutter sah mich als Hure und Verräterin, weil ich mich mit Hanse Davion verbündet habe, aber ich habe einen Weg gefunden, meinem Volk seine kulturelle Identität zu erhalten, ohne die es im Commonwealth assimiliert würde. Auch wenn ich Hanse für einen weit verantwortlicheren Herrscher halte, als Romano es je hätte werden können, hatte ich kein Interesse, mein Volk in seinem Reich aufgehen zu sehen. Als capellanische Kanzlerin wäre ich eine Allianz mit Hanse Davion eingegangen, um den Krieg zu beenden. Das hätte die Konföderation zu einem Pufferstaat zwischen ihm und der Liga Freier Welten gemacht. Ich wäre gezwungen gewesen, im Krieg von 3039 gegen Haus Marik loszuschlagen, schon damit die Kämpfe nicht auf unseren Welten ausgetragen wurden. Früher oder später hätte uns das Vereinigte Commonwealth geschluckt.«
Die kalte Logik in den Worten Candaces überraschte Sun-Tzu. Der Abgrund zwischen ihr und den Motiven, die seine Mutter jeder Aktion ihrer Schwester untergeschoben hatte, war ungeheuer. »Wenn dem so ist, was machst du dann hier?«
Candace blickte in Richtung des Schlafzimmers ihrer Schwester. »Was ich mit Romano getan habe, war privat, nicht politisch. Es war der letzte Akte in einem viel zu langen Drama.«
Ihr Neffe schüttelte den Kopf. »Aber die Nachricht ihrer Ermordung wird Racheforderungen nach sich ziehen.«
»Selbst Romano wußte, wie sie die wahren Umstände des Todes ihres Vaters geheimhalten konnte. Dies ist deine erste Lektion als Kanzler. Hier in der Konföderation Capella ist die Wahrheit das, was du verkündest.« Candace stand langsam auf und hüllte sich wieder in ihren Mantel. »Ich habe deine Mutter nicht getötet. Sie hat in einem Wutanfall Tsen Shang erschossen und anschließend Selbstmord begangen. Du hast einen Verigraphbrief gefunden, der dies bestätigt, hast ihn gelesen und anschließend vernichtet, weil er Dinge erwähnte, die nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind. Du wirst deine Aussagen zu ihrem Tod vage halten, aber du wirst öffentlich und privat trauern. Natürlich wirst du bei dieser Gelegenheit allen Feinden Capellas Rache schwören, auch wenn nicht ganz klar ist, wofür.«
Gar nicht so weit von dem entfernt, was ich erklären wollte. SunTzu fühlte, wie ein Teil seines Selbstbewußtseins zurückkehrte. »Und meine zweite Lektion als Kanzler?«
»Vertraue deiner Schwester keine Sekunde. Kali ist mindestens so wahnsinnig wie ihre Mutter.« Candace hob abwehrend die Hand. »Und deine dritte Lektion: Laß meine Kinder in Ruhe. Keiner von ihnen hat ein Interesse am Himmlischen Thron. Laß sie in Ruhe, und du brauchst sie nicht zu fürchten.«
»Ihre bloße Existenz ist eine Bedrohung.«
»Sie ist nur eine Bedrohung, wenn du etwas gegen sie unternimmst.« Der Ausdruck in Candaces grauen Augen ließ SunTzu eiskalte Schauer durch den Körper fahren. »Es gibt mehr Wege in die Konföderation Capella und diesen Palast und wieder hinaus, als du je ahnen wirst. Wenn es sein muß, kann und werde ich zurückkehren oder eine beliebige Zahl meiner Agenten einsetzen, sie zu rächen. Ich mag darauf verzichten, die Verantwortung für die Konföderation zu übernehmen, aber das heißt nicht, ich könnte es nicht tun, wenn es sein muß.«
Er bewegte die Laserpistole. »Und wenn ich dich erschieße?«
Sie zuckte die Achseln. »In dem Fall wird ein voller Bericht über alle Sicherheitslecks hier in der Konföderation – einschließlich genügend Informationen für einen erfolgreichen Staatsstreich, der Kuan Yin auf den Thron brächte – seinen Weg auf Hanse Davions Schreibtisch finden. Ich kann dir versichern, daß er weniger zurückhaltend sein wird, als ich es je sein könnte.«
Sun-Tzu senkte die Waffe. »Warum nur meine Eltern? Warum hast du mich und meine Schwester verschont?«
»Dich habe ich verschont, weil du nicht dumm bist. Wenn die Konföderation überlebt, liegt das an deiner Führung. Ich habe meine Schwester gehaßt, aber ich will nicht, daß das capellanische Volk leiden muß. Nach Maximilian und Romano braucht meine Heimat einen geschickten Herrscher, und dich halte ich für fähig, einer zu werden. Was deine Schwester angeht, ich mußte ja auch mit Romano leben. Was uns nicht umbringt, macht uns stärker. Außerdem bevorzuge ich es, wenn du dir deine Feinde im eigenen Haus suchst.«
Sie durchquerte den Raum
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