BattleTech 12: Stackpole, Michael A. - Das Blut der Kerensky 3 - Dunkles Schicksal
Wasserurne in der in den Boden eingelassenen Feuerstelle. Er ließ sie ein, zwei Sekunden länger als notwendig im Wasser, dann holte er sie heraus. Er hob eine Wasserschüssel auf und ließ das Wasser langsam aus der Kelle hineintropfen, wobei er die Schüssel drehte, so daß das Wasser den Schmutz von den Seiten waschen konnte.
Als Takashi das Wasser ins Feuer goß und die Schüssel mit fünf vollen Kellen füllte, sah sich Shin das Gefäß genauer an. Es war alt und zerbeult, schien aus BattleMechpanzerung getrieben. Gibt es da nicht eine Legende darüber, wie Takashi aus der Panzerung seines ersten Mechs eine Wasserschale gehauen hat? Ist sie das etwa?
Takashi stellte das Wasser auf die in der Grube verborgene Urne mit Holzkohle, um es zu erhitzen. Wie durch Zauberei stieg eine Rauchwolke zum Loch in der Decke des Teehauses, und der Geruch von Tannenholz erfüllte den kleinen Raum. Das vertraute, angenehme Aroma brachte ein Lächeln auf Shins Gesicht, und seine Freude spiegelte sich in den blauen Augen des Koordinators. »Komban wa«, begrüßte Takashi Kurita seine Gäste.
»Komban wa«, erwiderten diese.
»Eure Anwesenheit hier und heute ehrt mich.« Fältchen erschienen an seinen Augenwinkeln. »Heute vor vierundsechzig Jahren sah ich zum erstenmal meine geliebte Jasmine.« Er hob eine Teedose vom Boden und stellte sie ans Ende der Teeschalenreihe. »Dies ist die Teedose, aus der ich in jener Nacht bedient wurde, und es ist die Dose, aus der ich euch heute nacht bedienen werde.« Takashi sah sich zum Wasser um. »Es ist angebracht, daß ich euch bediene. Es ist das mindeste, was ich tun kann, all das zurückzuzahlen, was ihr für das Kombinat getan habt. Was aber noch wichtiger ist: Es erinnert einen alten Mann daran, daß man nur durch Dienen würdig wird, bedient zu werden.«
Der aus der Wasserschale aufsteigende Dampf wurde dicht genug, um Takashi zufriedenzustellen. Er tauchte die Kelle in das brodelnde Wasser und ließ eine Dampfspur hinter sich, als er sie zur ersten Schale führte. Er füllte sie bis zum Rand, dann holte er etwas Wasser heraus und ließ es nacheinander in die anderen Schalen fließen. Anschließend kehrte die Kelle viermal zur Schüssel zurück, bis alle Schalen gefüllt waren. Das letzte Wasser der Kelle floß wieder in die erste Schale und schloß den Kreis.
Mit der linken Hand öffnete Takashi die Teedose. Er holte mit einem Bambuslöffel ein paar Teeblätter heraus und streute sie in die zweite Schale. Mit dem Bambusquirl in seiner Rechten rührte er die Blätter geschickt in das dunkler werdende Wasser. Er zog den Quirl zurück, drehte die Schale um 90 Grad nach rechts und stellte sie vor seinen Sohn.
»Theodore, du hast standgehalten, wo andere aufgegeben oder revoltiert hätten. Du hast gegen mich gekämpft, weil deine Augen durch den Nebel die Zukunft des Kombinats erkannten. Deine Vision hat uns gerettet und unsere Heimat hier erhalten. Sie zwang dich auch zu einer Entscheidung über die Sicherheit deines Sohnes, wie sie die Götter niemandem abverlangen sollten.«
Takashi bereitete die dritte Schale Tee auf ähnliche Weise zu und stellte sie vor seinen Enkel. »Hohiro, du hast den Mantel des Anführers angenommen und für das Wohl deiner Nation große Härten auf dich genommen. Du schrecktest nicht vor deiner Pflicht zurück, und auch an Mitgefühl hast du es nicht fehlen lassen. Das Überleben so vieler deiner Leute auf Teniente hat seinen Ursprung in der Zeit, die du für sie aufgewandt hast. Du hast verdient, was deine Abstammung dir eines Tages zukommen lassen wird.«
Shin hörte es krachen und knistern, als der Löffel sich für die Blätter der vierten Schale in den Tee grub. Wieder bearbeitete Takashi den Tee ebenso gewissenhaft wie bei den beiden vorherigen Schalen, dann stelle er sie etwas näher zur Tischkante hin. Sie war für Omi bestimmt. »Du, Enkelin, hast eine Findigkeit und Zielgerichtetheit bewiesen, für die ich dich bewundere und beneide. In einem Haus, dessen Vergangenheit so viele interne Querelen gekannt hat, verspricht deine Hingabe für deinen Bruder ein solides Fundament für die Zukunft. Deine Opferbereitschaft für Hohiros Rettung ist ein Beispiel, das ich benutzen würde, jeden zu beschämen, der über die Härten klagt, die der Krieg ihm auferlegt, wäre ich der Ansicht, er wäre einer derart noblen Belehrung würdig.«
Als der Koordinator den Quirl in der fünften Schale drehte, fühlte Shin, wie sein gesamtes Innenleben mitwirbelte. Er neigte
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