BattleTech 12: Stackpole, Michael A. - Das Blut der Kerensky 3 - Dunkles Schicksal
Es gab Leute, die haben mit dieser Idee von variabler Spannung zum Beispiel an Tennisschlägern herumgespielt, aber wirklich angenommen wurde sie nur von Musikern. Durch den Vorrang der Wiederbewaffnung nach dem Krieg fiel es allerdings recht schwer, Myomere für dies Art der Anwendung zu bekommen. Irgendwie hat der Besitzer dieses Hauses einen Aktivator organisiert und Geld damit gemacht.«
Deirdres Miene verwandelte sich in eine gefühllose Maske. »Sagen Sie nichts – noch ein ziviler Vorteil militärischer Greueltaten.«
»Ich begehe keine Greueltaten!«
Deirdre wandte sich ab. »Sie bringen berufshalber Menschen um.«
Kai drehte sie zu sich. »Hören Sie mir zu, hören Sie wirklich zu! Ich tue das, was man mir befiehlt. Wenn das zum Tod eines anderen Menschens führt, bereue ich das mehr, als Sie ahnen.«
»Aber Sie tun es weiter.« Sie versuchte sich aus seinem Griff zu befreien, aber er hatte ihre Oberarme zu fest gepackt. »Sie töten weiter, als ob es einen inneren Hunger stillt.«
»Als ich noch klein war, sagte mir mein Vater einmal: ›Einen Menschen zu töten, ist niemals leicht, und das darf es auch nicht sein.‹ Er sprach nicht über Taktik, er sprach von dem Preis, den man für jeden Tod bezahlt. Ich habe wirklich keine Freude daran zu töten. Ich hasse es.«
Bei der Erwähnung seines Vaters fühlte Kai, wie sie erstarrte. Dann verschwand ihre Kampfeslust völlig. Mein Gott, es ist mein Vater! Was könnte er ihr angetan haben? Er gab sie frei. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und zitterte wie in einem eisigen Windzug. Sie ging langsam fort, unter die Glühbirne, und Kai hockte sich in ihren Schatten. Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt, sie nach meinem Vater zu fragen. Ich muß uns hier rausbringen.
Er streckte die Hand aus und zog ein Stück Gartenschlauch unter einem Wirrwarr schwerer Nylonkabel und verbogener Bettfedern hervor. Er blickte hinüber zum Wassererhitzer, dann wieder auf den Schlauch. Ich habe alles, was ich brauche ... Es könnte klappen, wenn sie mitmacht.
Demi-Präzentor Khalsa rief Deirdre Lears Daten auf und stieß einen Seufzer aus, als der Computer Schicht um Schicht ihr Farbporträt aufbaute. Irgend etwas an ihr hatte ihn infiziert, schon als er sie das erstemal gesehen hatte. Die Art ihrer Bewegungen und das helle, höfliche Lachen, das wie Musik aus ihrer schlanken Kehle drang. Von Anfang an hatte er sie in seinen Träumen gesehen – und dann hatte sie hier in seinem Büro gestanden.
Das Schicksal glich wieder aus, daß es ihn auf einem derartigen Hinterwäldlerplaneten abgesetzt hatte.
Und du weist sein Geschenk zurück! Die Erkenntnis traf ihn wie ein körperlicher Schlag. Das Objekt von Begierden, die ComStar ihm schon längst hätte abgewöhnen sollen, war in seiner Hand, und er hatte sie in ein dunkles, feuchtes Loch geworfen, zusammen mit einem kräftigen jungen Mann, der sie trösten und ihre Ängste vertreiben konnte. Wie konnte ich nur so blöde sein?
Als seine Phantasiewelt in sich zusammenbrach, wies sich der Demi-Präzentor in Gedanken hart zurecht und begann die Situation in Ordnung zu bringen. »Ich kann sie von Jewell trennen und dafür sorgen, daß sie nicht ins Umerziehungslager kommt.« Der Gedanke an seinen letzten Besuch dort ließ ihn schaudern. »Nein, das wäre eine barbarische Verschwendung.«
Khalsa stemmte sich aus dem Sessel und verließ sein Büro. An der Kellertür winkte er mit dem Zeigefinger, und zwei ROMWachen folgten ihm die Treppe hinab. Er trat zur Tür und schob das Sichtfenster auf, sah aber nichts.
Mit einem Stirnrunzeln trat er hinüber an den Lichtschalter. »Das Licht ist aus, aber der Schalter ist an.« Die ROM-Wachen kamen näher, um durch das Sichtfenster zu blicken, und Khalsa betätigte mehrmals den Schalter. »Sie haben die Birne zerbrochen!«
In den erotischen Phantasien des Demi-Präzentors nahm Jewell seinen Platz bei Deirdre Lear ein, und der ComStar-Bürokrat zitterte vor Zorn. Er betätigte ein letztesmal den Lichtschalter, dann deutete er auf die Tür. »Aufmachen! Aufmachen!«
In den 1,27 Sekunden, die es von Kais Betätigung des an der Lichtleitung montierten Unterbrechers bis zum Ausfall der Stromversorgung des gesamten Stadtsektors durch die Überlastung dauerte, zog sich der beschädigte Myomeraktivator zusammen. Dabei verwandelte er sich von einer gelatineartigen Fasermasse in ein künstliches Muskelkabel von der Festigkeit geflochtenen Stahls und riß beide Stützpfeiler ein, an denen er mit
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