BattleTech 13: Jade Phoenix-Trilogie I - Clankrieger
ihn retten sollen? Ich besaß keinerlei medizinische Fähigkeiten, und meine Berührung barg keine heilenden Kräfte. Ich konnte nur neben dem zerstörten Mech und seinem Piloten stehen, fühlen, wie die Hitze noch immer von den Metalltrümmern aufstieg, und Götter verfluchen, an die ich nicht glaubte, weil sie das Leben eines Kriegers genommen hatten, der zu Großem bestimmt schien, vielleicht zum Khan oder sogar zum ilKhan. Aber niemand führt Armeen aus dem Grab, was immer die grotesken Legenden der Bergbewohner erzählen mögen. Ich war mir nicht sicher, ob es überhaupt möglich sein würde, meinen Commander, meinen Freund, aus den Metalltrümmern zu befreien, die mit seinem Körper verschmolzen schienen, wenn das Wrack erst abgekühlt war. Und doch war Mattlovs Gesicht unter den Brandwunden und dem Blut friedlich, ergeben. Im Tod hatte er keine Beschwerden mehr.
Ich habe schon so oft von meiner Bewunderung für Ramon Mattlov geschrieben, ja, von meiner Liebe zu ihm, und ohne Zweifel werde ich es wieder tun. Aber heute sorge ich mich um sein Gegenstück in dieser Generation, diesen seltsamen Jungen, Aidan. Warum er meine Aufmerksamkeit stärker auf sich zieht als die anderen in seiner Geschko, weiß ich nicht, aber es war von Beginn an so. Wahrscheinlich die Ähnlichkeit der Züge, zusammen mit dem Stolz seiner Haltung, einem Stolz, der sogar den der anderen Mitglieder seiner Geschko übertrifft, deren Zellen alle ihre Hälften von Mattlovs genetischem Bauplan enthalten. Aber dieser Aidan isf die genetische Reinkarnation Ramon Mattlovs. Daran hege ich keinerlei Zweifel. Und er muß zu den Kadetten gehören, die im abschließenden Positionstest siegen. Versagt er, versage auch ich.
Gestern habe ich eine Überraschungsvisite des Kadettenquartiers durchgeführt. Wie erwartet, waren sie mit verschiedenen Studien beschäftigt. Dieser Aidan baute in einem Holotank die verschiedenen Teile eines Rotfuchs zusammen. Dieser leichte Mech ist für Erkundungsaufgaben gut geeignet, steckt dabei aber voller Feuerkraft. Seit ich in meinen ersten Tagen als Krieger einen Rotfuchs steuerte, habe ich eine Vorliebe für seine komplexe Geschützkonfiguration. Aidan leistete gute Arbeit. Er war gerade dabei, mit dem Lichtgriffel die winzigen Bauteile einer Blitz-Kurzstreckenlafette im rechten Arm zu plazieren.
In seinen Augen, in ihrer grimmigen Entschlossenheit selbst bei dieser einen kleinen Aufgabe, sah ich seinen Genvater aufblitzen. Es erinnerte mich daran, wie Ramon Mattlov in den Stunden vor einem Bieten die potentiellen Strategien anderer Offiziere analysierte. Mattlov konnte vorhersagen, wie weit ein Gegner sich vorwagen würde, besser als jeder andere Clanoffizier, den ich je beobachtet oder unter dem ich gedient habe, besser als ich selbst. Er wußte genau, wie er einen Gegner aus der Reserve oder in die Falle locken konnte, und auch wann er eine scheinbar unüberlegte, geradezu wirre Serie von Geboten in einem sorgfältig durchgeplanten Finale zum Abschluß bringen konnte. Selbst wenn er verlor, hatte sein Gebot die anderen so angestachelt – insbesondere ihren Willen zu gewinnen – daß sie die eingesetzten Kräfte intelligenter führten. In den meisten Fällen gewann er die Schlacht mit derselben Kombination von Wagemut und Können, die Mattlov immer auszeichnete.
Es ist schade, daß die Mitglieder seiner Geschko, abgesehen von dem, was sie aus ihrem Kodex gelesen haben, nichts von ihrem genetischen Vorfahren wissen. Die Wahl der Gene für den Fundus ist eine ungeheure Ehre, eine Erweiterung der eigenen Existenz in die Leben anderer. Es ist, als würde ein Schrein für deinen Namen angelegt oder ein Festtag zu deinen Ehren eingeführt. Aber solche Aktionen gehen immer davon aus, daß wir uns an die betreffende Person erinnern. Wenn ich aber bei diesen Geschkindern nachfrage, weiß kaum einer von ihnen etwas von ihrem Vater, abgesehen von seinen Siegen. Es gibt kein Mattlov-Erbe. Wir haben in keinen großen Kriegen gekämpft, er und ich. Wir haben nur kleine Gefechte gewonnen. Sicher, effizient und mit Stil, aber es waren keine großen Heldentaten.
Aidans Konzentration war bemerkenswert. Mit spitzen, flinken Fingern (Finger, die blitzschnell und eher instinktiv als überlegt über eine Cockpittastatur fliegen) hielt er den Lichtgriffel, wählte Bauteile aus und ordnete sie an. Ramon Mattlov hätte diese Geduld nicht aufgebracht. Seine Hände hätten das Modell zerdrückt, bevor es fertig war, nicht weil er so etwas
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