BattleTech 13: Jade Phoenix-Trilogie I - Clankrieger
versagen. Kadetten, jeder von euch muß einem dieser Schwertkämpfer gegenübertreten.«
Noch immer ohne einen Schimmer, was ihnen bevorstand, gingen die vier Kadetten vor den Schwertkämpfern in Position. Joanna trat direkt hinter die vier Schwertträger. Sie breitete die Arme aus und sprach zu den Kadetten: »Jeder ClanKrieger muß jedem anderen vertrauen. Ein nicht vertrauenswürdiger Krieger würde die Kette brechen. Ihr, meine Kadetten, müßt diesen vier Schwertkämpfern vertrauen. Auf mein Zeichen werdet ihr auf den Krieger direkt vor euch zulaufen, geradewegs in sein Schwert. Ihr werdet darauf vertrauen, daß er oder sie euch nicht töten wird. Dieses Ritual ist viele Generationen alt. Wenn ich die Arme senke, werdet ihr losrennen. Ihr werdet rennen, so schnell ihr nur könnt. Ich kann sehen, ob ihr zögert. Ich kenne jeden von euch so gut, wie ich je einen Krieger gekannt habe, mit dem ich zusammen diente, so gut wie jedes Mitglied meiner Geschko. Ich kann in euren Mienen und in euren Taten lesen. Jetzt bin ich für euch, so wie ich war, seit wir uns zuerst gesehen haben – Gott.«
Sie starrte die Kadetten an, eine Ewigkeit, wie es Aidan erschien. Er nahm die Startposition ein und fragte sich, ob er das Ritual einfach mißachten und die Lichtung verlassen sollte. Er fühlte das Bedürfnis, Joanna Widerstand zu leisten, aber als er in das Gesicht der Schwertkämpferin sah, die ihm gegenüberstand, eine mürrische, aber gefaßte Miene, hatte er weder Angst vor dieser Frau noch vor ihrem Schwert.
Langsam senkten sich Joannas Arme. Als ihre Hände die Schenkel berührten, sprinteten Aidan und die anderen los. Er spurtete auf die Schwertkämpferin zu, konzentrierte sich ganz auf das Schwert. Es bewegte sich nicht. Die Schwertkämpferin hielt es unbeweglich. War das ein Selbstmordritual? Hatten Joanna oder Ter Roshak entschieden, daß keiner von ihnen verdiente, ein Krieger zu werden? Mußten sie jetzt sterben? Nein, Joanna hatte gesagt, sie müßten Vertrauen haben. Er mußte dieser Frau vertrauen, auch wenn er sie noch nie zuvor gesehen hatte. Ausschließlich, weil sie eine Kriegerin des Jadefalken-Clans war. Mit seinem letzten Schritt, das Schwert noch immer direkt auf ihn gerichtet, sprang er auf die Klinge.
Und landete mit dem Gesicht voran vor den Füßen der Kriegerin. Später erfuhr er, daß alle vier Schwerträger ihre Waffen im letztmöglichen Augenblick zur Seite gerissen hatten. Wie Joanna gesagt hatte, war es nur ein Ritual.
Als Aidan und die anderen sich aufrappelten, trat Joanna zu ihnen. »Ihr seht«, stellte sie fest, »der Lauf direkt in das Schwert setzt Vertrauen voraus. Ihr mußtet tief in eurem Innern wissen, daß ihr euren Kameraden vertrauen könnt – das ist das Wesen der Clans. Das ist von größter Wichtigkeit. Wenn ihr an uns zweifelt, zweifeln wir an euch.«
Sie ging langsam an den Kadetten vorbei. Aidan und Bret klopften sich den Staub von der Kleidung. Marthe hatte es anscheinend geschafft, auf das Schwert zuzulaufen, ohne zu fallen.
Joanna blieb bei Rena stehen, die stocksteif dastand. Ohne eine Warnung zog die Falknerin mit einem sauberen, schnellen Schnitt das Schwert über Renas Wange. Rena wich zwei Schritte zurück, hob jedoch nicht die Hand ans Gesicht. Eine blutige Schnittspur erschien auf ihrer Wange und in mehreren dünnen Rinnsalen floß Blut daraus hervor. Aidan bemerkte, daß es dunkel, fast schwarz schien, aber möglicherweise war das nur eine Täuschung durch den Feuerschein.
Joanna sah in Renas Augen. »Du hast gezögert. Es war vielleicht nur eine halbe Sekunde, und du bist nicht wirklich aus dem Tritt gekommen, aber ich habe deutlich gesehen, daß du beinahe zur Seite ausgewichen wärst und dein Schritt zum Schluß langsamer wurde. Für einen Augenblick hat dich dein Vertrauen verlassen. Vielleicht bist du noch nicht bereit, eine Kriegerin zu werden, franeg?«
»Doch, das bin ich«, erwiderte Rena. »Ich bin bereit. Aber Sie haben recht, Falknerin Joanna, ich habe – ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll – ich habe gezuckt, beinahe gezögert. Es gab einen Augenblick, in dem ich nicht geglaubt habe, daß das Schwert sich bewegt. Ich habe die Bestrafung verdient.«
»Selbstverständlich hast du sie verdient. Du hast keinen Grund, einen Zweifel daran auch nur anzudeuten. Diese Andeutung ist dasselbe wie dein Zurückzucken vor dem Schwert. Aber deine Ehrlichkeit ist bewundernswert. Willst du deine Kriegerausbildung fortsetzen?«
»Ja!«
Joanna
Weitere Kostenlose Bücher