BattleTech 13: Jade Phoenix-Trilogie I - Clankrieger
nickte. »So sei es. Jetzt bildet alle einen Kreis und nehmt euch an der Hand.«
Der Ausbilder, der das Schwert für Rena gehalten hatte, reichte ihr ein Medtuch, dessen Beschichtung eine sofortige blutstillende Wirkung hatte. Rena drückte es kurz gegen ihre Wunde. Als sie es wieder fortnahm, floß kein Blut mehr, auch wenn der grellrote Schnitt noch immer furchtbar aussah.
Im Kreis nahm Aidan Marthes Hand und die eines Adjutanten. Joanna stand in der Mitte des Kreises, wieder neben dem Feuer, und hielt eines der Schwerter. Man hatte frisches Holz auf das Feuer geworfen, und die Flammen loderten hoch empor. Als Joanna wieder das Wort ergriff, schwang sie das Schwert zur Betonung ihrer Worte immer wieder durch das Feuer.
»Heil dem Jadefalken, der auf seine Beute hinabstößt!«
»Seyla«, antwortete der Kreis.
Auf dieselbe uralte Weise bestätigten die Clanner, einschließlich der Kadetten, jeden ihrer Schlachtrufe. Sie waren an die Zeremonie gewöhnt. Die meisten ihrer Worte priesen die Größe des Jadefalken-Clans. Sie pries Heldentum, Krieg, die Sitten der Krieger, die Werte aller Clans, die Größe der Kerenskys. Die Zeremonie dauerte über eine Stunde, und an ihrem Ende war Joanna heiser. Sie schloß mit dem Schrei: »Das ist das Wesen des Clans!« Ihr Schwert attackierte die Flammen, als seien es die Seelen ihrer Feinde.
»Seyla«, hauchte der Kreis mit einer Stimme.
Dann wiederholte Joanna den Satz. Sie hieb wie besessen auf das Feuer ein.
Und wieder kam die Bestätigung. »Seyla.« Noch einige Male brüllte Joanna: »Das ist das Wesen der Clans!« Jedesmal antwortete ihr ein Chor von Stimmen: »Seyla!«
Schließlich streckte Joanna ihr Schwert gerade in den Himmel. »Der Clan wird siegen!«brüllte sie.
»Seyla«, stieg der Antwortchor hinauf zum Firmament.
Aidan war erregt. Adrenalin toste durch seine Adern, freigesetzt ebenso durch die mitreißende Zeremonie wie durch die Lebensgefahr beim Sturz auf das Schwert. Er hatte schon immer ein Krieger werden wollen, aber manchmal hatte er an seinem Wert gezweifelt. Heute nacht gab es keine Zweifel. Er würde ein Krieger der Clans werden. Er mußte.
15
Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich zum erstenmal in einem schweren BattleMech saß, schrieb Ter Roshak. Es ist ein Gefühl, an das ich mich lebhaft erinnere, obwohl es schon lange her ist. Ich beneide unsere Kadetten um dieses unvergeßliche Erlebnis. Es ist etwas ganz Besonderes, in die Pilotenkanzel eines der großen Kolosse zu steigen. Nach der langen Ausbildung an den leichteren Modellen, bei der man sich an eine gewisse Leichtigkeit der Bewegung gewöhnt, scheinen die schwereren Mechs zunächst plump und ungelenk. Die schwere Tonnage unter ihren Füßen macht unerfahrenen Piloten Sorgen. Sie fragen sich, wie etwas so zerbrechliches wie ein Neurohelm, der von ihren Gehirnwellen gesteuert wird, ein derart wuchtiges Monstrum wie einen Mech im Gleichgewicht halten kann, verhindern kann, daß es flach auf sein kantiges Gesicht fällt. Und vom Gleichgewicht ganz abgesehen, wie können sie darauf vertrauen, daß der Neurohelm den Mech effizient und natürlich schreiten läßt?
Wären wir nicht der Clan, wäre das erste Mal an Bord eines Mechs möglicherweise ein furchteinflößendes Erlebnis. Aber das Clanblut, das wie eine Kavallerie durch die verzweigten Pfade unserer Körper donnert, sagt uns, daß uns keine Ansammlung von Metall und anderen unbelebten Materialien überfordern kann. Der grundlegende Unterschied in der Wahrnehmung zwischen dem Führen eines leichteren Mechs und dem Kommando über eine der schweren Maschinen, ist nur ein momentaner Rückschlag, eine Angst, die nur ein einziges Mal auftaucht. Wir übernehmen die Kontrolle, und von diesem Zeitpunkt an sind wir entweder Krieger oder Versager. Der Positionstest kennt kein anderes Ergebnis. Die Versager überleben und werden einer anderen Kaste zugeteilt, oder sie sterben. Hier in Lager Bruch haben wir schon zahllose Leichen vom Schlachtfeld gefegt.
Personen von außerhalb der Clans, die ich getroffen habe, Leibeigene aus der Peripherie und dergleichen, rügen oft die Härte solcher Tests, die ihnen, wie so viele unserer Sitten, recht gnadenlos erscheinen. Sie beziehen sich insbesondere auf die Kriegerkaste. Sie verstehen nicht, daß die Tests so hart sein müssen; nur so können wir vorbildliche Krieger produzieren. Wären die Anforderungen geringer, würde auch nur ein Kadett die Ausbildung abschließen und den Titel Krieger erhalten, solange
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