BattleTech 13: Jade Phoenix-Trilogie I - Clankrieger
selbst seine sture Neugierde.
»Ich habe so entschieden. Das ist alles, was du zu wissen brauchst. Willst du kein Krieger werden?«
»Mehr als irgend etwas anderes in meinem Leben«, stieß er mit einer Wildheit aus, die seine erste erkennbare Emotion bei unserer Unterhaltung war. Hätte ich noch Zweifel gehabt, ob er all die Mühe wert war, hätte er sie in diesem Augenblick zerstreut.
»Dann solltest du dich nicht beschweren.«
»Wie kann ich in eine Geschko kommen? Sie würden einen Außenseiter niemals akzeptieren.«
»Das mag stimmen, ist aber nicht dein Problem. Du mußt mir vertrauen. Deine neue Gruppe wird dich akzeptieren. Ich muß jetzt und hier nur wissen, ob du bereit bist, in dieser Hinsicht meine Befehle zu befolgen. Wenn ich dich das nächstemal rufe, wirst du bereit sein, das Training wieder aufzunehmen – übrigens in einem späten Stadium – , unter welchen Bedingungen auch immer.«
»Sie wissen, daß ich dazu bereit sein werde, frapos?«
»Pos, das weiß ich.«
»Sie müssen es schon gewußt haben, bevor Sie hierherkamen. Ja, ich bin bereit. Muß ich noch etwas sagen?«
»Nein.«
Er nickte. Zufrieden verließ ich ihn.
Morgen werde ich die Freigeborenen auf die Hindernisbahn schicken. Ich habe die Sprengladungen, die sie vernichten werden, bereits gelegt. Ich muß sie selbst auslösen. Ich kann niemand vertrauen.
32
In Jorges Einheit gab es neben ihm selbst noch sieben Überlebende. Sie waren alle Freigeborene und besaßen die allen freigeborenen Kadetten gemeinsame Verwegenheit, die Überzeugung, ebensoviel Recht darauf zu haben, Krieger zu werden, wie die arroganteren Wahren. Vielleicht sogar ein größeres Recht, denn die sogenannten Wahrgeborenen waren nur das Resultat eines in einen Kanister geschütteten Gebräus, während sie die Frucht von Leidenschaft und natürlicher Schwangerschaft waren. Jorge wußte, daß seine Mit-Kadetten ebenso wie er daran glaubten, sich jedem anderen Krieger als ebenbürtig erweisen zu können. Sie freuten sich schon auf ihren Positionstest und gingen mit ebensoviel Eifer wie wahrgeborene Kadetten an die Sache, wenn auch mit etwas geringeren Erwartungen. Der einzige Nachteil war das Wissen, bei einem Erfolg nur Aussicht auf den Dienst bei einer Garnisonseinheit auf irgendeinem Hinterwäldlerposten zu haben, ohne je zum ehrbaren Kampf gegen einen anderen MechKrieger antreten zu können.
Aber das war egal, dachte Jorge, als seine Einheit zum nächsten Test marschierte. An ihrer Spitze ging Falknerin Erica, ihre große, muskulöse Ausbilderin, die keinen Hehl daraus machte, wie wenig ihr diese Aufgabe gefiel. Die Freigeborenen hatten häufig das Gefühl, doppelt so hart arbeiten zu müssen, um notwendige Informationen zu bekommen, weil Erica sie häufig genug nicht richtig unterrichtete. Sie verschwand ziemlich oft, und das Gerücht machte die Runde, sie habe eine Schwäche für schlechten Wein. Das war gut möglich, denn nicht selten roch ihr Atem morgens nach Alkohol und zwar nach ziemlich billigem Fusel.
Sie erreichten ihr Ziel, eine Hindernisbahn, auf der sie sich bereits qualifiziert hatten. Erica erklärte, daß sie den Test wiederholen mußten, um zu beweisen, daß ihre Fähigkeiten in den drei Monaten, seit sie diese Abfolge recht simpler Prüfungen absolviert hatten, nicht nachgelassen hatten. Unter den Freigeborenen wurde ein Murren laut, sie würden nur deshalb erneut geprüft, weil sie freigeboren waren; keine Geschko müßte so etwas je durchmachen. Erica mußte sie beruhigen, indem sie ihnen auf ihre übliche, abwesende Weise zubrüllte, je schneller sie die Aufgabe hinter sich brächten, desto eher könnten sie wieder abrücken. Sie wies auch darauf hin, daß ihr die Situation ebensowenig behagte, da sie jetzt gezwungen war, sie noch einmal zu begleiten. Vielleicht, überlegte sich Jorge, war die Prüfung in Wirklichkeit für sie gedacht. Vielleicht hatten ihre Vorgesetzten ihre Trinkerei bemerkt und wollten feststellen, ob sie noch fähig war, Kadetten auszubilden. Er genoß den Gedanken daran, Erica könnte von einer der Leitern in den Schlamm fallen oder sich in einem Kletternetz verstricken.
Als wolle sie ihre eigenen Kadetten beleidigen, setzte sie sich im ersten Teil der Strecke an ihre Spitze. Dann blieb sie auf einem Hügel stehen, um sie mit der ihr eigenen Art von Beleidigungen anzufeuern.
Sie schwangen sich an Seilen über einen Bach, hangelten sich unter Leitern entlang, krochen an einem schmalen Baumstamm über eine Grube und
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