BattleTech 13: Jade Phoenix-Trilogie I - Clankrieger
Mitgefühl mit dem Neuling. Wenn er auch nur etwas Potential besaß, mußte es entmutigend für ihn sein, mit diesem Haufen zu wetteifern. Aber welches Potential konnte er als Freier schon haben? Othy hatte schon von Freigeborenen gehört, die sich in den Diensten der Clans ausgezeichnet hatten, aber bisher hatte er noch keinen getroffen.
»Jorge, hier rein«, brüllte er und gab den Eingang frei. Als der Neuling die Kaserne betrat, drängten sich die anderen zusammen, um den Eindringling zu isolieren. »Kadetten, das ist Jorge. Seine Bewertungen bis jetzt sind beeindruckend, also paßt auf.«
Othy verließ die Kaserne und ließ seine Schlußbemerkung bewußt im Raum stehen. Vielleicht konnte sie für etwas Bewegung sorgen.
Aidan sah sich um und unterdrückte (gemäß Roshaks Befehl) seinen Widerwillen den neuen Gefährten gegenüber. Er fragte sich, wie er die nächsten Wochen durchstehen sollte. Das Wissen um die bevorstehende zweite Chance beim Test gab ihm Hoffnung und sogar Zuversicht.
Einer der Freien, ein gebräunter junger Mann mit bemerkenswert hübschem Gesicht, löste sich von den anderen und ging an Aidan vorüber zur Tür. Er sah einen Augenblick hinaus, dann drehte er sich zu den anderen um und sagte: »Alles klar. Der alte Bastard is’ weg.«
Plötzlich entspannten sich die Freigeborenen sichtlich. Die Spannung in ihren Schultern ließ nach, ihre Haltung wurde lässiger. Zwei von ihnen lächelten Aidan sogar zu, während der dritte sich zurückhielt und den Neuzugang vom anderen Ende des Raumes anstarrte.
Der Freigeborene an der Tür kam zu Aidan herüber und reichte ihm die Hand. »Willkommen, Kumpel. Ich bin Tom. Bin so was wie der Anführer hier. Nicht der Boß, bloß der Anführer. Wenn du’n Job willst, isser dein.«
Aidan hatte gehört, daß Freigeborene aus Trotz Kontraktionen gebrauchten. Obwohl er sie auch von Nomad oft gehört hatte, reagierte er darauf mit Widerwillen. Aber jetzt mußte er den Freigeborenen spielen und seine Sprache entsprechend umstellen.
»Ich, will sagen, freut mich, dich kenn’zulernen, Tom.«
»So – Chor-ge, so heißte doch, frapos?«
»Pos. Manchmal haben sie mich einfach George genannt.«
»Sie?«
»Die andern… die annern in meiner Einheit. Sie sind tot.«
»Ja. Wir ha’m davon gehört. Tragisch.«
»Ja, war es. Ich hab es gesehen.«
»Erzähl.«
Tom winkte die andern heran. Die beiden Lächelnden kamen, aber der andere hielt sich weiter zurück. Tom deutete zu ihm hinüber. »Das da drüben is’ Hengst. Er ist nie besonders freundlich. Hat auch’n legitimen Namen, aber an den kann sich keiner erinnern. Er is’ wild auf Pferde, deshalb heißt er auch Hengst. Das hier is Nigel.« Tom zeigte auf einen der Lächler mit dichtem roten Haar und den hellsten blauen Augen, die Aidan je gesehen hatte; aber um seinen Mund spielte eine Härte, die bedrohlich wirkte, besonders, wenn er grinste. »Und der annere ist Spiro.« Das Gesicht des anderen schien nichts zu verbergen. Er hatte dunkles Haar, schlammbraune Augen und den stämmigsten Körperbau der vier Freigeborenen.
»Was den Unfall angeht«, stocherte Tom.
»Was?«
»Du wolltest uns davon erzählen.«
Ter Roshak hatte Aidan den Zwischenfall beschrieben, ohne auf seine Rolle dabei einzugehen. Er hatte ihm auch von Jorges Hintergrund erzählt. Jetzt lieferte Aidan seinen neuen Kollegen eine ausgeschmückte Version der Ereignisse. Sie lauschten angespannt (wieder mit Ausnahme des Burschen am anderen Ende des Raumes) und schienen beeindruckt, als er ihnen erzählte, wie er dem Tod entkommen war. Er hatte den Eindruck, daß jeder von ihnen in Jorges Erlebnis seinen eigenen Tod sah.
Als Tom ihn über seine neue Einheit aufklärte, war Aidan beeindruckt von der Freundlichkeit und Höflichkeit seines Gegenübers. Er hatte immer den Eindruck gehabt, alle Freigeborenen seien so mürrisch und grob, wie diejenigen, denen er bei verschiedenen Übungen begegnet war. Aber Tom war entweder ein guter Schauspieler, oder er unterschied sich von anderen Freigeborenen. Die meisten ähnelten wahrscheinlich Hengst, der seine Position am anderen Ende des Raumes nicht verließ.
Tom und Aidan holten eine Koje aus dem Lagerraum und schoben sie neben die anderen Betten. Nigel und Spiro holten Bettzeug und Material. Hengst tat nichts. Seit Aidan im Raum war, hatte er sich kaum bewegt.
Kaum hatte Aidan seine Sachen verstaut und sich auf die neue Koje gesetzt, da fühlte er eine Berührung an der Schulter. Er blickte hoch und sah
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