BattleTech 14: Jade Phoenix-Trilogie II - Blutrecht
freigegeben hatte, schloß Aidan, daß sein Gegner aufzustehen versuchte. Er rollte sich zu Seite und fühlte, wie Lopar in einem falsch berechneten Zug neben ihm aufschlug. Lopars Fehler bot Aidan die Gelegenheit, sich halbwegs aufzurichten und noch einmal mit dem Sack auszuholen. Er brachte keinen Volltreffer zustande, aber nach dem plötzlichen Keuchen Lopars zu urteilen, hatte er dessen Gesicht gestreift.
Er wußte, daß es keinen Zweck hatte, in dieser Position zu bleiben, und mit Lopar Schläge auszutauschen, schon gar nicht, solange er nur mit einem nassen Sack kämpfte, während Lopar das Messer einsetzen konnte, das ihm Aidan so großzügig gestattet hatte. Bei seinem letzten Hieb mit dem Sack fühlte Aidan, wie der Stoff aufriß und das Herz zu Boden fiel. Das einzig Gute an diesem Manöver war, daß es ihm ermöglichte, auf die Beine zu kommen und zurück zu dem Baum zu stürzen, in dessen Zweigen der Tierkadaver hing.
Er spürte, daß Lopar hinter ihm näherkam, und tastete nach dem Pflock und der Ranke, die er hier zurückgelassen hatte. Die Ranke fand er zuerst. Er wirbelte herum und schlug damit nach seinem Gegner. Die Ranke peitschte in das Gesicht des Kriegers, der vor Schmerzen aufheulte und auf der Stelle innehielt. Nach kurzer Suche fand Aidan auch den angespitzten Pflock, der noch immer am Baumstamm lehnte. Er packte den Schaft und benutzte den Stock wie ein langes Messer, indem er ihn auf die Mitte der dunklen Gestalt richtete, die auf ihn zusprang.
Die Wucht seines Stoßes genügte. Der von seinem Opfer so sorgfältig zugespitzte Pflock bohrte sich in Lopars Leib. Sein Stöhnen übertönte die Myriaden Laute des nächtlichen Waldes. Aidan sprang zur Seite, und Lopar prallte gegen den Baumstamm. Er röchelte. Aidan vermutete, daß er Blut hustete. Das klebrige Gefühl an Aidans Arm stammte wahrscheinlich vom Blut aus Lopars Wunde.
So dicht bei Lopar wußte Aidan, daß er keine Sekunde unvorsichtig werden durfte, auch wenn seine Nerven unter der Anspannung zu zerreißen drohten. Sein Gegner hatte noch immer ein Messer.
Wie erwartet, stieß Lopar schwach mit dem Messer nach ihm, aber Aidan drehte einfach das Handgelenk des Mannes um und hörte, wie das Messer zu Boden fiel.
»Lopar, du hast einen Kampf bis zum Tod verlangt.«
»Das stimmt.«
»Ich will dich nicht töten, und deine Verletzung muß nicht tödlich sein.«
»Auch das stimmt, Freigeburt.«
»Gib zu, daß ich kein Freigeborener bin.«
»Niemals.«
»Du kannst die Schiedsrichter bitten, dich von der Jagdbedingung des Kampfes bis zum Tod freizusprechen.«
»Niemals.«
»Dann muß ich dich töten, obwohl ich es lieber vermeiden würde.«
Aidan packte die Ranke mit beiden Händen, schlang sie um Lopars Hals und zog, bis dessen Körper erschlaffte. Dann tat er etwas, das ebenso brutal und primitiv wie beleidigend für sein Opfer und all die übrigen Jadefalken-Krieger war, die geschworen hatten, ihn zu töten. Er hob das Tierherz vom Boden auf und stopfte es Lopar in den Mund.
Vorsichtig, beinahe ehrfürchtig, holte er das tote Tier aus dem Baum und zerrte es davon. Am Rand des Waldes beerdigte er es in einem flachen Grab, das er mit Lopars Jagdmesser aushob.
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Hätte jemand die nächste Strategiebesprechung Aidans und seiner Teamgefährten belauscht, hätte er sich leicht fragen können, ob er nicht aus Versehen bei einem der Blutrechtskämpfe gelandet war. Die vier stritten heftig und lange, aber schließlich setzte Aidan sich durch.
»Wenn ich ein Blutnamensträger werden soll«, erklärte er, »muß ich es auf meine Art schaffen. Im Gestampfe hat mir Vorsicht geholfen, aber beim Kampf gegen Lopar ist sie mir beinahe zum Verhängnis geworden. Ich weiß zu schätzen, was ihr alle für mich getan habt, aber wenn ich bis zum Ende durchhalten soll, müssen wir aggressiver planen.«
Obwohl Marthe seine hitzigste Gegnerin gewesen war, gab sie schließlich nach. »Es stimmt, daß du nur mit den Fähigkeiten gewinnen kannst, die du besitzt, Aidan. Und die wichtigste von ihnen könnte deine Hartnäckigkeit sein.«
Nachdem Aidan fort war, lächelte Marthe Joanna zu, die den Impuls unterdrückte, diese Geste zu erwidern. »Du hattest recht, Marthe«, stellte sie fest. »Er brauchte jemand, der ihn antreibt, seinen eigenen Weg zu finden. Ich bewundere die Schläue, mit der du dieses Ziel erreicht hast.«
Marthe lachte leise. »Nach dem Widerspruchstest habe ich gespürt, daß er etwas verloren hatte. Nennen wir es seinen Kampfgeist — mir
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