BattleTech 14: Jade Phoenix-Trilogie II - Blutrecht
Schnitt. Aidan, der sein Messer bewußt in der Scheide gelassen hatte, konzentrierte sich darauf, Lopar mit der freien Hand zu überwältigen. Er packte mit beiden Hände den Messerarm seines Gegners und drückte ihn fort. Ohne loszulassen schlug Aidan den Arm gegen den nächsten Baum.
Lopar hielt das Messer umklammert und packte mit der freien Hand nach Aidans Haaren. Er griff ein Haarbüschel und zerrte daran. Aidan schossen die Tränen in die Augen, aber er ließ nicht locker. Er rammte den Arm noch einmal gegen den Stamm und fühlte, wie etwas neben seinen Füßen landete. Das mußte das Messer sein. Er gab Lopars Arm frei und brach dessen Griff an seinen Haaren, indem er die Fingerspitzen der flachen Hand seitlich in den Arm des Gegners stieß. Die Attacke war hart genug, den Griff des Kriegers zu lösen.
Beide Kämpfer waren im waffenlosen Kampf ausgebildet worden, aber in der pechschwarzen Umgebung des Waldes, die es unmöglich machte, einen gezielten Schlag anzubringen, war ihre Ausbildung nicht viel wert. Aidan hatte den Kampf auf die Stufe einer Schlägerei reduziert, und als ehemaliger Freigeborener war er darin bestens geübt.
Nach allem, was Aidan hören und fühlen konnte, krabbelte Lopar über den Boden und suchte sein Messer.
»Laß dir Zeit, Lopar«, erklärte er. »Du darfst es ruhig finden. Ich will dich nicht umbringen, solange du unbewaffnet bist.«
Lopar hielt inne. »Was für eine dreckige Freigeburt bist du eigentlich? Du kämpfst nicht einmal wie ein wahrgeborener Krieger. Waffe oder keine, ich würde dich auf der Stelle töten.«
»Ich weiß. Ich habe meine Gründe. Ich will, daß dieser Kampf nach der Fähigkeit der Beteiligten entschieden wird und nicht als reine Glückssache. Hol dir dein Messer.«
Aidan zog sein Messer und hielt es locker vor den Leib. Er bewegte sich etwas zur Seite und tastete mit dem Fuß nach dem Sack mit dem Tierherzen. Er hatte keine Schwierigkeiten, ihn zu finden, und merkte sich den Platz.
Lopar hatte aufgehört zu suchen, und Aidan wußte, daß er sein Messer gefunden hatte. Das wird interessant, dachte er. Ohne Licht konnten sie sich nur nach vagen Schatten richten und mußten die Bewegungen des anderen erraten. Der Kampf würde auf Instinktbasis ablaufen. Ein Tier brauchte keine Berechnungen, keine Überlegungen, welche Taktik der Gegner wählen würde. Es griff einfach an, schlagend, beißend, klammernd. Wenn es ein Messer in der Pranke halten könnte, würde es nicht fechten und parieren, sondern einfach geradeaus zustechen, sooft es nötig war. Es würde sich keine Gedanken über das Messer des anderen Tieres machen.
»Bist du soweit, Freigeburt?«
»Ich bin kein Freigeborener.«
»Dann komm und beweis es.«
»Das werde ich.«
Lopar warf sich vor, aber Aidan war auf ihn vorbereitet. Wie ein Tier wich er nach links aus und stieß mit dem Messer zu. Die Klinge traf, drang in Lopars Körper. Der Mann stöhnte auf. Als Lopar vorbeiglitt, stieß Aidan erneut zu und streifte den anderen.
Er bewegte sich weiter, auf den Sack zu. Lopars dunkle Gestalt verharrte nicht, sondern fuhr herum und sprang mit gerade zustoßendem Messer vor. Der Krieger traf Aidan an der Schulter, aber der reagierte sofort. Er wich mit dem Stoß nach hinten aus, und die Klinge drang nicht allzu tief ein. Sein eigener Angriff auf Lopar hatte ebensowenig Erfolg. Lopar wich rechtzeitig aus.
Aidan griff nach unten und hob den Sack auf. An seinem Gewicht spürte er, daß das Tierherz noch immer darin war. Gut. Als Lopar wieder angriff, schwang Aidan den Sack gegen den Punkt, an dem er den Kopf seines Gegners vermutete. Er traf hart auf Lopars Schläfe und warf ihn zu Boden. Als der andere Krieger stürzte, stieß Aidan nach dessen Bauch. Aber noch im Fallen schaffte Lopar es, Aidans Arm zu packen. Er drehte den Arm brutal um, und das Messer wurde aus Aidans Hand geschleudert. Es prallte von einem Baumstamm ab und verschwand auf Nimmerwiedersehen in der Dunkelheit. Er wußte, daß Lopar ihm nicht gestatten würde, nach seiner Waffe zu suchen.
Aidan versuchte von seinem Gegner wegzukommen, der inzwischen am Boden lag, aber Lopar packte ihn an den Knöcheln und zog. Aidan fühlte, wie ihm die Füße weggerissen wurden und schlug lang auf den Rücken. Zum erstenmal verfluchte er die Dunkelheit, die er für den Kampf gewählt hatte. Gerade jetzt, als er genau wissen mußte, wo Lopar war, konnte er nicht das mindeste erkennen.
Aus den Geräuschen unterhalb seiner Füße, die Lopar inzwischen wieder
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