BattleTech 14: Jade Phoenix-Trilogie II - Blutrecht
Daß ein Freigeborener einen Wahrgeborenen in einem närrischen Streit so leicht besiegen konnte.«
»Närrisch? Soweit ich mich erinnere, hat Bast Jorge beleidigt.«
»Stimmt. Und wenn sie beide wahrgeboren wären, wäre es möglicherweise keine Schande. Aber Jorge hat Bast vernichtend geschlagen — er hat ihm beinahe das Genick gebrochen —, während die ganzen Freigeburten dabeistanden und ihn anfeuerten. Es war widerlich.«
Pershaws Miene spiegelte nur selten irgendwelche Emotionen wider, aber diesmal stand der Abscheu deutlich in seinen Augen und den herabgezogenen Mundwinkeln zu lesen.
»Jorge ist ein guter Krieger, freigeboren oder nicht«, stellte Lanja leise fest. »Ich war nicht dabei, aber wie ich gehört habe, hat er Bast recht überzeugend geschlagen.«
»Trotzdem sollte Jorge intelligent genug sein, einen solchen Kampf zu vermeiden. Ich erwarte von den Freigeborenen, daß sie verstehen, daß ich keine Konflikte zwischen Wahr- und Freigeborenen in meiner Einheit wünsche, und es liegt an ihnen... an ihnen ...«
»Sich unterzuordnen? Sich von uns Wahrgeborenen mit Füßen treten zu lassen? Mit anderen Worten: sich nicht wie Krieger zu benehmen?«
Pershaw lächelte. Ein seltenes Ereignis. Lanja wußte, daß sie lange davon würde zehren müssen, bevor sie es wieder erlebte.
»Ich nehme deine Kritik zur Kenntnis, Lanja. In Wahrheit hasse ich es, überhaupt Freigeborene unter meinem Befehl zu haben. Wenn es an mir läge, würde ich sie allesamt irgendwo anders hin verschiffen und nur mit Wahrgeborenen arbeiten.«
»Ich verstehe dich. Aber solange du auch nur einen Freigeborenen befehligst, mußt du mit Problemen rechnen, besonders, wenn er so unabhängig ist wie dieser Jorge. Hast du ihn bestraft?«
»Ich habe es versucht. Aber das Surkai hat ihn entschuldigt.«
Lanja hob die Brauen. »Was? Ich hätte nicht erwartet, daß Jorge das Ritual der Verzeihung erfolgreich durchführt. Seine Arroganz würde ...«
»Ich habe nicht gesagt, daß er das Ritual gut ausgeführt hat. Er war dabei so arrogant wie immer. Aber ich habe es akzeptiert. Ich mußte es akzeptieren, frapos?«
»Pos. Und damit solltest du die Sache vergessen.«
»Das kann ich nicht. Jorge ist wie eine Mine. Ein falscher Tritt, und er geht hoch. Es wird neuen Ärger geben.«
Lanja nickte. »Na, dann befrei dich zumindest für den Moment davon, indem du den Bericht schreibst. Zwischenfälle wie dieser werden sich nicht gut auf Jorges Kodax machen.«
Pershaw zuckte die Achseln. »Der Kodax eines Freigeborenen ist praktisch ohne Bedeutung. Freigeborene können nicht in den Genfundus aufgenommen werden, daher kümmert er sie wenig.«
Sie tippte an seine Stirn. »Du denkst zuviel, Kael Pershaw. Du brauchst die Ruhe. Komm bald nach.«
Sie verließ das Büro. Pershaw arbeitete noch ein paar Minuten an seinem Bericht, aber er konnte sich kaum konzentrieren. Es mußte sich etwas ändern. Der Gedanke ging ihm nicht aus dem Kopf.
Als die Veränderung weniger als einen halben Tag später eintrat, war er dennoch überrascht.
»Was ist der Unterschied zwischen einem freigeborenen Sterncommander und einem Felsenschwein in Clan-Uniform?«
»Ich weiß nicht, Bast. Was ist der Unterschied?« »Das Felsenschwein kann sich für den Fronteinsatz qualifizieren.«
Bast und die anderen lachten, eine Mixtur aus groben Grunzlauten, die nur jemand, der sie kannte, als Fröhlichkeit deuten konnte. Aidan wußte, daß er der Sterncommander war, dem der Witz galt, aber er fragte sich, ob Bast wußte, daß er gerade den Raum betreten hatte und nur wenige Schritte hinter ihm stand. Wie konnte der Mann so dumm sein? Er trug noch immer einen Stützkragen als Erinnerung an seine letzte Unverschämtheit — nach der sein Kehlkopf Bekanntschaft mit Aidans Ellbogen gemacht hatte. Aidan hätte ihm am liebsten den Stützkragen noch enger um den Hals gezurrt.
Aber um seinen eigenen Hals lag eine unsichtbare Leine, die ihn am Handeln hinderte. Ohne sich anmerken zu lassen, daß er mitgehört hatte, ging Aidan zur Bar des Offizierskasinos und bestellte einen Fusionsbrenner, den momentan unter den Freigeborenen populärsten Drink. Es war eine echt harte Mixtur, und nur Krieger mit dem Trotz des Freigeborenen setzten ihre Geschmacksnerven einer derartigen Folter aus. Aidan trank ihn nicht nur, er behielt die Flüssigkeit eine Weile im Mund, wo sie seinem Gefühl nach unverzüglich daran ging, den Zahnschmelz zu zersetzen.
Die Messe war ebenso trostlos wie der Rest der Station, deren
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