BattleTech 15: Jade Phoenix-Trilogie III - Falkenwacht
Delinquenten und alternden Krieger —, erkannte er hinter ihren schlechten Manieren eine ausgezeichnete Offizierin.
Aber das machte es nicht leichter, sie zu akzeptieren. Summer Mandaka war mittelgroß, mit kurzen, dicken Armen und einem Stiernacken, auf dem dicke Adern pulsierten. Sie war blond, mit gemeißelt wirkenden Gesichtszügen und einem Ausdruck permanenter Wut in den Augen.
Jetzt stand sie vor Wut bebend vor Aidan — falls das der richtige Ausdruck für ihre Gefühle war. Er schien viel zu schwach für ihre herausfordernde Haltung.
»Sterncolonel, ich muß dich sprechen.«
»Bitte, Sterncommander.«
»Es ist mir klar, daß ich ein Mitglied der Falkengarde bin, weil ich in der Vergangenheit Fehler begangen habe. Der schlimmste meiner Fehler war der Verlust einer Reihe von BattleMechs in den jüngsten Kämpfen. Du hast meinen Kodax gesehen. Ich wurde für verschwenderische Tendenzen bestraft. Aber wenn dem so ist, war es Verschwendung im Dienste des Clans.«
»Die wenigsten Clanner wären bereit, deine Argumentation zu teilen, Sterncommander.«
»Das ist mir klar. Ich habe geschworen, nie wieder einen Mech zu verlieren, es sei denn zusammen mit meinem Leben. Aus diesem Grund habe ich den Schleudersitz meines Höllenbote unbrauchbar gemacht.«
»Das ist erlaubt, auch wenn ich dir sagen muß, daß ich es nicht für einen klugen Zug halte.«
»Ich nehme die Kritik an, Sterncolonel, aber ich habe dir von meinem Schwur erzählt, weil ich fürchte, ihn mit meinem momentanen Stern nicht erfüllen zu können. Alle meine Krieger sind extrem leistungsschwach und trotzdem nicht bereit zu trainieren. Ich habe noch nie eine derartige Insubordination gesehen.«
Wie ironisch, dachte Aidan, daß ausgerechnet eine Kriegerin, die für ihre eigene Halsstarrigkeit berüchtigt war, sich über dieselbe Eigenschaft bei anderen aufregte. Er kam zu dem Schluß, daß sie entweder einen neuen Anfang gemacht hatte oder ihre Delinquententruppe wirklich außergewöhnlich unfähig war.
»Insubordination ist auf allen Stufen ein Problem für Offiziere, Sterncommander. Warum kommst du damit zu mir?«
»Sir, ich bin mir bewußt, daß das Personal der Falkengarde knapp ist. Die Zahl der zur Versetzung in eine neue Einheit verfügbaren Krieger ist gering. Und kein unbescholtener Krieger würde sich je freiwillig zur Falkengarde melden.«
Aidan hatte Mühe, bei dem Wort unbescholten nicht zusammenzuzucken. Er versuchte verzweifelt, die Falkengarde von jedem Makel reinzuwaschen, aber irgendwie konnte keiner von ihnen der Schande entkommen.
»Ich muß einen Kränkungstest gegen MechKrieger Rollan erklären. Er ist einverstanden. Seine Wut ist ebenso groß wie meine. Du mußt als Eidmeister fungieren.«
Aidan zerbrach sich den Kopf über das formelle Kränkungstestverfahren. Bei seinen bisherigen Einheiten waren solche Zwistigkeiten informell geregelt worden.
»Es ist meine Pflicht, von euch beiden Begründungen für die Notwendigkeit dieses Kränkungstests einzuholen.«
»Natürlich, Sterncolonel. MechKrieger Rollan und ich warten nur auf deine Erklärung bezüglich des Zeitpunkts der Befragung.«
»Ich nehme an, ihr beide vermeidet bereits, wie von der Clantradition gefordert, jeden Kontakt.«
»Das ist korrekt, Sir.«
»Habt ihr euch über die Art des Tests geeinigt?«
»Wir haben uns auf ein BattleMechgefecht in einem entsprechend definierten Kreis der Gleichen geeinigt. Es war kein Bieten erforderlich.«
»Also gut. Wir werden das Verfahren sofort einleiten.«
Mandaka machte Anstalten zu gehen, dann drehte sie sich noch einmal um. »Sir, es macht wenig Sinn, das Verfahren durchzuführen. Der Test wird stattfinden.«
Aidan seufzte. »Sicher, Sterncommander. Sicher.«
Aidan erkannte bald, daß keine friedliche Lösung des Streites möglich war, genau wie Sterncommander Summer Mandaka vorhergesagt hatte. MechKrieger Rollan war ebenso überzeugt von der Notwendigkeit eines Kränkungstests wie seine Vorgesetzte. Bei der Befragung antworteten beide knapp, aber höflich auf Aidans Fragen. Anschließend befahl Aidan, auf einer Lichtung außerhalb von Station Modder einen Kreis der Gleichen zu ziehen.
Als Eidmeister gab er den beiden Kombattanten, die einander während des gesamten Rituals haßerfüllt anstarrten, letzte Instruktionen. Als er sie aufforderte, an Bord ihrer Mechs zu gehen, hätte ihr Eifer jedem Krieger in der Schlacht zur Ehre gereicht.
Bevor der Kampf beginnen konnte, mußten sich die Kombattanten an zwei
Weitere Kostenlose Bücher