BattleTech 16: Wolfsrudel
und zu unterstützen, hätte Alpin in eine peinliche Situation gebracht und seine ohnehin unsichere Stellung als Kommandant der Dragoner weiter geschwächt. Und das konnte Elson nicht zulassen, da er noch nicht bereit war, sich als die eigentlich für den Wandel verantwortliche Macht zu erkennen zu geben. Gewiß, die Rückkehr zur Befehlsstruktur der Clans war wünschenswert, doch der Schritt war sie teuer zu stehen gekommen und hatte einige Dragoner verschreckt, deren Ergebenheit für die neue Führung geschwankt hatte. Elson gab den Code für das Epsilon-Regiment ein und mußte mitansehen, wie die neusten Daten ihren Niederschlag fanden, indem einige der Lichtpunkte von blau zu gelb wechselten. Ein paar BattleMech-Kompanien und die Mehrheit der Unterstützungselemente blinkten sogar rot.
Elson brütete über die Entwicklung, während sich die holografische Darstellung des Planeten weiterdrehte und Hinterland wieder in Sicht kam. Während der kleinere, dicht besiedelte Kontinent vornehmlich blau und gelb blinkte, war Hinterland größtenteils gelb mit roten Einsprengseln und ganz wenigen blauen Punkten. Zugegebenermaßen gehörten die meisten durch gelbe Punkte dargestellten Einheiten der Heimatarmee an, die nicht so kampfkräftig wie die Frontregimenter waren, aber nur ein Narr würde sie außer acht lassen. Wenn sie sich auf Wolfs Seite stellten, würde es ernsthafte Kämpfe geben. Die verwünschte neutrale Haltung von Flottenkapitän Chandra hinderte ihn daran, sich der Loyalität vieler HeimatarmeeEinheiten zu versichern. Je früher er handelte, desto glatter würde alles gehen.
Die Tür zu seinem Büro öffnete sich und ließ den geschäftigen Lärm aus der Kommandozentrale ein. Verärgert über die Störung schnauzte er: »Was gibt es?«
»Ein Delta-Ruf, Sir. Die Kuritas verlassen ihr Lager im ProvenceSektor. Ihre BattleMechs werden von einem Konvoy begleitet.«
Obwohl das keine willkommenen Neuigkeiten waren, hatte er mit diesem Schritt durchaus gerechnet. »Haben sie das Feuer eröffnet?«
»Neg. Die Sechshundertdreiundvierzigste Infanterie der Heimatarmee hielt Wache. Sie hat sich zum Rückzug entschlossen.«
»Legen Sie alles auf den großen Tank. Ich komme in einer Minute.«
Er rechnete jetzt schon seit geraumer Zeit damit, daß die Kuritas auf die eine oder andere Weise aktiv würden. Aber der Konvoi war interessant: Das konnten nur die Familien der MechKrieger sein. Offensichtlich waren die Kuritas mit der Gastfreundschaft der Dragoner fertig. Doch wohin wollten sie? Nach Hause oder zu Wolf?
Die Möglichkeit, daß sie sich Wolf anschlössen, konnte nicht ausgeschlossen worden. Jaime Wolf hatte die Kuritas zum Teil mit Dragoner-Maschinen ausgerüstet und damit wahrscheinlich eine Art Ehrenschuld hervorgerufen. Doch die Maschinen waren Eigentum der Dragoner, nicht Wolfs. Die Kuritas durften nicht gehen, ohne die Ausrüstung wieder abzugeben.
Elson marschierte in die Kommandozentrale. Der Holotank war, wie befohlen, eingeschaltet. Ein Blick verriet ihm die Anzahl der BattleMechs in der Karawane, und diese Zahl enthüllte, daß die Kuritas die Dragonerausrüstung mitnahmen. Er ging um den Tank herum an Fancher und Parella vorbei zu dem kleinen Kurita, der dort stand und in den Holotank starrte. Wie gewöhnlich gab der kleine Mann durch nichts zu erkennen, daß ihn Elsons Körpergröße oder Gehabe einschüchterte. Ein bewundernswerter, wenn auch irritierender Wesenszug.
»Nun, Noketsuna, es ist Ihr Clan. Was werden Sie tun?«
»Verschwinden«, war alles, was Noketsuna dazu zu sagen hatte.
Elson fand diese Antwort unbefriedigend. »Um auf Wolfs Seite zu kämpfen?«
Noketsunas Miene war gleichmütig, als er sich Elson zuwandte und sagte: »Nach Ihren Gesetzen ist Wolf ein Rebell. Kuritas verachten Rebellen. Jene, die sich gegen das Band der Gefolgschaft vergehen, sind Ausgestoßene.«
»Sie sind bereits Ausgestoßene, frapos?«
»Manche würden sie so bezeichnen«, sagte der Kurita kühl.
»Heißt das, Sie glauben, daß sie sich Wolf zuwenden?«
»Ich bin kein Gedankenleser.«
Fancher kam um den Tank herum und gesellte sich zu ihnen. »Wenn wir ihre Landungsschiffe festhalten, gehen die Schlangen nirgendwohin.«
»Davon kann ich nur abraten«, sagte Noketsuna. »Die Schiffe sind ihr Eigentum. Unter Berücksichtigung dessen, was vorgeht, glaube ich, daß sie bereit sind, sich im Falle eines Angriffs zu verteidigen. Wenn Sie einen Kampf um die Schiffe anzetteln, zwingen Sie sie, gegen Sie zu
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