BattleTech 16: Wolfsrudel
vor der Kaserne auflauerte. Sie sah mich wachsam an. Ich glaubte einen Schatten in ihren normalerweise klaren grauen Augen zu sehen.
»Worüber?«
»Worüber? Über uns!«
Auf meine überlaute Antwort drehten sich die Köpfe der Vorübergehenden in unsere Richtung. Maeve sah sich unbehaglich um, griff nach meinem Arm und zog mich um die Ecke des Gebäudes. Sie schob mich gegen die Wand, und ich war viel zu verwirrt, um zu widersprechen.
»Hör mal, wir haben einander ziemlich gut kennengelernt, aber es ist sehr schnell gegangen. Es war intensiv, es war…« Ihr atemlos vorgetragener Wortschwall brach ab, und sie wandte sich ab. Sie warf den Kopf in den Nacken und schüttelte ihn, um ihr Haar in Ordnung zu bringen. Sie seufzte, und angesichts des Kummers, den ich aus dem Laut heraushörte, krampfte sich in mir alles zusammen. »Paß auf, ich werde das nie im Beisein irgendwelcher Leute sagen und jeden, der mich darauf anspricht, einen Lügner nennen, aber… aber der Grund, warum ich hier bin, bist du.«
Meine Hoffnungen schnellten in ungeahnte Höhen. Ich hatte nicht zu glauben gewagt, daß sie sich immer noch etwas aus mir machte, aber jetzt stand sie hier vor mir und war gerade dabei, genau das zu sagen. Hätte ich nicht die harte Betonmauer im Rücken gespürt, wäre ich überzeugt gewesen, daß ich träumte.
Ich wußte, es war schwierig für sie. Es war schwierig für mich. Liebe, echte Liebe, ist keines der Gefühle, die im allgemeinen von jemandem erfahren werden, der in einer Geschko aufgewachsen ist. Zumindest keine Liebe für Menschen außerhalb der Geschko. Wir bewegten uns beide auf fremdem Gelände. Sie holte tief Luft und schien noch einmal über das nachzudenken, was sie hatte sagen wollen. Ihre Augen flatterten zu mir, dann wieder weg. Sie schauderte, von der Intensität ihrer Gefühle hin- und hergerissen. Sie straffte sich, als sie die Kontrolle über sich wiedererlangte, bevor sie weitersprach.
»Du bist loyal, Brian, aber du weißt, was die Dragoner bedeuten, was die Formen bedeuten. Ich wußte, wenn du noch beim Wolf warst, konnte Alpins Anspruch auf die Nachfolge nicht berechtigt sein. Deine Anwesenheit hier draußen hat mir sofort verraten, daß der Wolf entweder ausgetrickst worden oder diese ganze Geschichte ein Trick von ihm ist. So oder so wußte ich sofort, auf wessen Seite ich zu stehen hatte.«
Ich erkannte augenblicklich, was für ein Idiot ich war. Sie hatte ihre Bemerkungen gar nicht persönlich gemeint. Sie hatte mich verlassen, oder nicht? Ohne ein Wort. Ich war ein Dummkopf gewesen zu glauben, ich hätte mich vielleicht ebenso in ihren Gedanken festgesetzt wie sie sich in meinen. Sie hatte nichts von sich hören lassen – aber andererseits hatte ich das auch nicht. Sie hatte uns immer nur als zwei Krieger betrachtet, die teilten, was Krieger eben teilten. Ich sammelte die Scherben meines Egos ein und versuchte, gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Mit viel zuviel Bitterkeit in der Stimme sagte ich: »Also bist du wegen des Wolfs zurückgekommen.« »Natürlich. Glaubst du, ich hätte etwas anderes tun sollen?«
In ihrer Stimme war ein seltsamer Unterton. Sie schien eine Bestätigung zu brauchen, daß sie die richtige Entscheidung getroffen hatte. Was wußte ich schon? Sie war eine Kriegerin und ich ein Junge mit Liebeskummer, den seine Hormone zu sehr verwirrt hatten, um eine bequeme Affäre von etwas anderem unterscheiden zu können. Die Clanner haben recht, entschied ich mit plötzlicher Gewißheit. Für Gefühle ist kein Platz in einem Krieger.
Als ich keine Antwort gab, sagte sie: »Jetzt bin ich wieder da.«
»Aber du bist gegangen.«
Ihre Augen umwölkten sich, und sie schluckte schwer. »Ich mußte.«
Was war das jetzt für eine Antwort? Natürlich mußte sie, Befehl war Befehl. »Ich dachte, ich hätte…«
Sie brachte mich zum Schweigen, indem sie mir einen Finger auf die Lippen legte. »Du hattest gar nichts damit zu tun, Brian, es war ganz allein mein Problem.« Ihre Worte ergaben keinen Sinn für mich, und ich muß so dämlich ausgesehen haben, wie ich mich fühlte. Sie lachte nervös und sagte dann: »Ich hatte Angst, Brian.«
Ich konnte mir nicht vorstellen, daß sie vor irgend etwas Angst hatte. »Wovor?«
»Ich hielt dich für sympathisch, wie ein Geschwister. Aber du warst nicht wie meine Geschwister, und ich begriff nicht, was das bedeutete. Wenn ich bei dir war, fühlte ich mich anders. Komisch. Das machte mir Angst, und ich wußte nicht, was
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