BattleTech 16: Wolfsrudel
hätte zuerst die Übermittlung geklärt«
Obwohl er es auf humorvolle Weise tat, verglich er mich immer noch mit dem Gründer. Ich versteckte mich hinter Förmlichkeit. »Mein Job ist, dem Kommandostab die Arbeit zu erleichtern, Sir.«
Er lachte wieder. »Und das machen Sie sehr gut. Vielen Dank, Brian.«
Ich fand seine gute Laune ansteckend. Meine Reaktion darauf, mit Gründer Williams Namen angeredet worden zu sein, kam mir plötzlich kindisch vor. Ich tat meine Arbeit. Meine Arbeit. Und ich tat sie gut. Stans Lob war nicht das des Wolfs, aber ich fühlte mich dennoch besser.
6
Die Tatsache, daß die Wildheit der Gärten so kunstvoll hergestellt worden war, machte sie für Dechan Fräser nur noch wunderbarer. Jeder Busch war im Hinblick auf seine Wirkung ausgesucht, gepflanzt und getrimmt worden. Hier war ein Gewirr von Sträuchern und Wildblumen, das auf jedem anderen Planeten ein Dschungel hätte gewesen sein können, wenn man die einsamen Blüten der kiambischen Feuerlilien nicht erkannte. Dort war ein Stück von Aishain, wo ein schlanker Steinbrocken an die Zinnen und Minarette der Hauptstadt jenes Planeten erinnerte. Im Laufe seiner Jahre im DraconisKombinat hatte Dechan diese künstlerische Tradition schätzen gelernt, in der ein Ort, oder vielmehr die Stimmung eines Ortes, durch Form, Silhouette und Schatten nachgebildet wurde. Er begriff mittlerweile sogar ein wenig, wie es kam, daß einige der bedeutendsten Architekten dieser Oasen des Friedens Krieger waren.
Das Kombinat wurde von Haus Kurita dominiert, und die Kuritas hielten eine Kriegertradition nach Art der alten Samurai aufrecht. Wie jene alten Samurai waren die Besten und Klügsten des Kombinats sowohl gewaltige Krieger als auch feinsinnige Künstler. Dieser von Takashi Kurita entworfene Garten war ein Teil dieser Tradition. Takashi war der Koordinator des Kombinats, sein absoluter Herrscher und die Verkörperung des mythischen Drachen. Zwar überließ er die militärischen Aspekte des Regierens seinem Sohn Theodore, dem Gunjino-Kanrei, doch in seiner Jugend war Takashi ein formidabler MechKrieger gewesen. Er war immer noch ein MechKrieger und hatte erst kürzlich bei der Belagerung von Luthien seine Elitegarde in die entscheidende Schlacht gegen die Clan-Invasoren geführt. Doch Takashi war auch ein Künstler. Der Garten war ein subtiler Ausdruck der menschlichen Herrschaft über das Chaos der Natur, aber auch eine beharrliche, doch gleichermaßen subtile Darstellung der Vorherrschaft des Koordinators über die zahlreichen Welten des Kombinats.
Der Weg führte Dechan in eine Senke und über eine’ gewölbte Holzbrücke. Das Gurgeln des Bachs unter ihm klang gedämpft und beruhigend in seinen Ohren, als er den Hang hinauf und um die moosige Kuppe eines Hügels marschierte, die mit Brocken aus rosafarbenem Quarz übersät war. Der Pfad wand sich um die Erhebung und führte weiter. Dechan ging langsam, ärgerlich darüber, die Ruhe des kleinen Tals verlassen zu müssen. Der Biegung des Weges folgend, sah er etwas, das ihn auf der Stelle erstarren ließ.
Wenngleich erschreckend, schien die massige Gestalt des BattleMechs zunächst nicht fehl am Platz. Seine ungeschlachte, größtenteils humanoide Gestalt war von Zweigen eingerahmt, deren blättrige Schatten seine leuchtend blaue Oberfläche mit dunklen Sprenkeln überzogen. Goldene Verzierungen hoben Teile der Panzerung und ausgewählte Bauteile hervor. Ein goldener Streifen zog sich um die großen Werfergehäuse, die der Maschine ihr charakteristisches Profil hochgezogener Schultern verliehen, und lief auf der steil abfallenden Brustmitte in einem V aus. Es war ein Schütze, ein siebzig Tonnen schwerer BattleMech, der in erster Linie zur Feuerunterstützung konzipiert, doch auch in anderen Rollen ein gewaltiger Kämpfer war.
Dechan brauchte nicht erst den roten Kreis mit dem schwarzen Wolfskopf auf dem linken Oberschenkel zu sehen, um den Mech zu erkennen. Zwar entsprach die Zeichnung nicht ganz seiner Erinnerung, aber die Unterschiede waren unwichtig. Er hatte keinen Zweifel, wessen Schütze dies sein sollte: Jaime Wolfs.
Also muß etwas an den Gerüchten dran sein, daß Takashi wieder von den Dragonern besessen ist, dachte er.
Takashis Bote hatte Dechan befohlen, diesen Weg zu nehmen, was bedeutete, der Koordinator hatte ihn den Schütze sehen lassen wollen. Wenn Takashi Dechan wegen seiner früheren Verbindung mit den Dragonern zu sich bestellt hatte, warum hatte er dann nicht auch
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