BattleTech 16: Wolfsrudel
Kriegers ist sein Leben. Wenn er keine Ehre hat, gibt es für ihn keinen Grund mehr zu leben. Welchen Platz nehmen Sie in der Fehde zwischen Wolfs Dragonern und meinem Haus ein?«
»Ich nehme keinen Platz darin ein. Ich dachte, die Fehde sei beendet worden, als die Dragoner bei der Verteidigung von Luthien halfen.«
»Eine ungefährliche Antwort, doch nichtsdestoweniger unrichtig.« Takashi lachte rauh. »Wenn ich den Ryuken, die Sie so sorgsam ausgebildet haben, befehlen würde, Outreach anzugreifen, würden Sie sie anführen?«
Dechan schluckte, um den Knoten der Furcht in seinem Magen zu lösen. Daß die neu belebten Ryuken gegen die Dragoner eingesetzt werden könnten, war immer sein schlimmster Alptraum gewesen. »Ich würde Sie bitten, alles noch einmal zu überdenken.«
Takashi starrte in Dechans Augen. »Und wenn ich das nicht täte?«
Bestürzt realisierte Dechan, daß die Jahre seine Furcht, eines Tages den Befehl zu bekommen, einen Angriff gegen die Dragoner zu führen, gemildert hatten. Plötzlich war er nicht mehr sicher, woran er glaubte. »Ich weiß es nicht.«
»Offensichtlich befinden Sie sich in einem Konflikt. Ein anderer tapferer Mann, der mir einst diente, sah sich einem ähnlichen Konflikt ausgesetzt. Auch darin waren die Dragoner verwickelt. Dieser ehrenhafte Mann befolgte seine Befehle und beging dann Seppuku. Sind Sie so ehrenhaft wie er, Dechan Fräser?«
Bezog sich Takashi auf Minobu Tetsuhara? »Ich bin kein Samurai.«
»Ich könnte Sie zu einem machen.«
»Ich bin… war ein Dragoner. Wir haben unseren eigenen Ehrenkodex.«
»Ist Ihnen Ihre Ehre das Leben wert?«
»Ich… Manchmal.«
Takashi lächelte sein Halblächeln. »Glaubt Jaime Wolf das ebenfalls?«
Dechan war verwirrt. »Ich weiß nicht.«
Takashi erhob sich und holte tief Luft. »Wolf ist der Anführer der Dragoner, so unangefochten in seiner Stellung wie jeder Daimya, der über seine Samurai herrscht. Er begreift die Anforderungen, die an einen Herrn gestellt werden. Das stimmt doch ?«
»Ich glaube, ja.«
Takashi nickte energisch. »Ich glaube es ebenfalls. Sie mögen die Probleme eines Herrschers nicht verstehen, doch Wolf tut es. Die Dragoner sind sein Lehen, und dort ist er ein Herrscher. Ich beneide ihn nicht. Einst war ich der unumschränkte Herrscher über das Draconis-Kombinat. Staat und Armee unterstanden meinem Befehl. Jetzt hat mir mein Sohn einen Teil dieser Macht genommen. Er herrscht nicht nur über die Armee, sondern auch über keinen geringen Teil des Staates. Er ist ein Mann in der Blüte seines Lebens, während ich im hohen Alter versinke. Mit jedem Jahr, das vergeht, sehe ich mehr meiner Zeitgenossen von der Bühne des Dramas abtreten, das Innere Sphäre heißt. Sogar Hanse Davion ist jetzt nicht mehr da. Welcher andere Herrscher in der Inneren Sphäre ist nun, da der Fuchs tot ist, noch ein würdiger Gegner? Meine Zeit läuft ab.«
Takashi wirkte plötzlich älter, was Dechan irgendwie bestürzte. »Sie sind immer noch Koordinator«, sagte er.
In Takashis Augen blitzte es. »Schmeicheln Sie mir nicht! Ich bin kein Tattergreis, den man verhätscheln muß. Ich bin nicht so willensschwach, daß ich die Absicht hätte, mich hinzulegen und zu sterben. Ich bin ein Samurai!«
Dechan hielt es für ratsam, nichts zu sagen. Er verbeugte sich tief und hoffte, daß es kein Fehler war, den Koordinator aus den Augen zu lassen.
»Ein Samurai kann nicht sterben, wenn seine Ehre befleckt ist«, stellte Takashi mit einer Stimme fest, in der so etwas wie religiöse Leidenschaft lag.
»Die Ehre des Koordinators ist unbefleckt. Sie sind der Held von Luthien. Der Ausfall Ihrer Izanagi-Krieger hat dem Angriff der Clans ein Ende bereitet.«
»Tatsächlich?« schnaubte Takashi. »Welche Rolle haben dann Wolfs Dragoner und die Kell Hounds gespielt?«
»Sie gehörten lediglich zu den Truppen, die für die Rettung Luthiens gekämpft haben.«
»Sie sind Söldner. Söldnerabschaum! Daß sie an der Verteidigung der Hauptwelt des Draconis-Kombinats teilgenommen haben, schmälert die Ehre von Haus Kurita.« Takashi schritt zu einer Wand des Raumes, öffnete ein Fenster und starrte nach draußen. »Es gibt nur eines, das solch einen Makel abwaschen kann. Wissen Sie, was das ist?«
»Blut.« Die Antwort auf alles.
»Ihr Begreifen adelt Sie. Es freut mich, daß in den Dragonern zumindest ein wenig Ehre steckt.«
Die Kränkung ärgerte Dechan, noch ein Zeichen, daß seine Loyalität zu den Dragonern immer noch seine
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