BattleTech 16: Wolfsrudel
heraushalten.«
»Und doch beharren Sie auf Ihrer Freundschaft. Das zeigt Loyalität, und falsch verstandene Loyalität ist gefährlich. Wo ist er jetzt?«
Mit dem Wunsch, eine andere Antwort auf diese Frage zu haben, erwiderte er: »Ich weiß es nicht.«
»Was würden Sie tun, wenn ich Ihnen sagte, wo Sie ihn finden können?«
»Auch das weiß ich nicht.«
»Sie sind ehrlich. Nicht raffiniert genug, um ein Kurita zu sein, Fraser san .« Takashi deutete auf das Tischchen. »Für Ihre Jahre im Dienst des Drachen gewähre ich Ihnen die Belohnung des Lebens.«
Dechan sah auf den Tisch und fragte sich, was auf dem Dokument geschrieben stand. Er rührte jedoch keinen Muskel, um es an sich zu nehmen. Wie die Prüfung auch ausgesehen haben mochte, Dechan hatte sie bestanden. Doch Takashis nächste Worte ließen ihn erkennen, daß eine neue Prüfung begonnen hatte.
»Bevor Sie in den Dienst des Drachen traten, waren Sie ein Mitglied von Wolfs Dragonern.«
Die Aufrichtigkeit hatte ihn schon zuvor gerettet. »Ich habe nie ein Hehl aus dieser Tatsache gemacht.«
»Ein Krieger darf seine Zugehörigkeit nicht verbergen. Niemand in der Inneren Sphäre kann bestreiten, daß die Dragoner gewaltige Krieger und als solche allen Respekts würdig sind. Sie haben in der Vergangenheit an ihrer Seite gekämpft, doch das war nicht der Fall, als die Clans nach Luthien kamen. Warum nicht?«
Dechan hatte über die Antwort auf diese Frage selbst lange nachgedacht. »Ich habe mit den Ryuken gekämpft.«
»Sie haben bewiesen, daß Sie ein Mann sind, für den Loyalität einen sehr hohen Stellenwert besitzt. Ihre Leistungen bei den Ryuken zeigen, daß Sie ein Krieger von beträchtlichen Verdiensten sind. Die Ryuken haben nur geplänkelt. Die wahre Schlacht hat auf Luthien stattgefunden.«
Dechan wurde wütend. Takashis Stichelei erinnerte ihn an die Scham, die er damals empfunden hatte. Die Dragoner waren ins Kombinat zurückgekehrt, doch ohne ihm ein Wort zu sagen. Wenn sie ihn gerufen hätten, würde er die Ryuken verlassen haben, die ihn nicht wirklich brauchten. Doch wiederum war kein Wort von den Dragonern gekommen. Er wußte, daß Takashi die unterschwellige Wut in seinen Worten hören würde, als er sagte: »Ich wurde nicht gerufen.«
»So ka.«
Takashi schien zufrieden. Dechan verfluchte ihn dafür, daß er in der Scham eines anderen Befriedigung fand.
»Und doch hegen Sie noch Loyalität für die Dragoner.«
Takashis Feststellung war eine Wahrheit, die Dechan vermied, sich selbst einzugestehen, der Reaktor, der seinen Schmerz speiste. In Gegenwart des Koordinators Loyalität gegenüber den Dragonern zuzugeben, konnte tödlich enden. »Ich habe nichts getan, um die Stärke des Drachen auszuhöhlen«, sprach er die Lüge inmitten der Wahrheit aus.
»Das steht hier nicht zur Debatte«, sagte Takashi, die Bemerkung mit einer Handbewegung abtuend. Der Koordinator schwieg und überließ es Dechan, sich zu fragen, was denn zur Debatte stand. Takashi saß, und Dechan kniete. In dem Raum blieb es viele Minuten still. Schließlich sagte Takashi mit verträumter Stimme:
»Wie würden Sie Jaime Wolf charakterisieren, Tai-sa Fräser?«
»Er ist ein guter Kommandant.«
»Gut? Ist das alles, was Sie über einen Mann sagen können, der offenbar so große Loyalität in Ihnen weckt, daß Sie ihn dafür hassen?«
»Ich hasse ihn nicht.«
»Nicht? Er hat Sie und Ihre Frau im Stich gelassen. Jahrelang haben Sie als sein Agent gearbeitet und mich und die Meinen beobachtet. Ja, ich weiß. Die ISA ist gewissenhaft und nicht halb so dumm, wie manche Leute glauben. Wie oft haben Sie sich gefragt, warum Wolf nicht Sie benutzt hat, um seine subversive Einladung an meinen Sohn zu überbringen? Wie oft haben Sie über den Makel auf Ihrer Ehre gegrübelt, den Ihnen sein Mißtrauen eingebracht hat?«
Wie betäubt von der plötzlichen Enthüllung, daß der Koordinator über ihn Bescheid wußte, stammelte Dechan: »Ich habe nicht…«
»Ihre Streitereien mit Ihrer Frau besagen etwas anderes«, schnappte Takashi. »Nennen Sie mich nicht einen Lügner!«
»Gomen kudasai, Koordinator sama . Shitsurei shimasu.«
»Sie entschuldigen sich wie ein Kurita, aber Sie sind kein Kurita, Ihnen wird nur verziehen, weil Sie ein Barbar sind, und es wird erwartet, daß Sie wie ein Barbar reden. Dennoch sind Sie ein Krieger, und ein Krieger lügt nicht.«
Takashi wandte sich sinnend ab. Schließlich wich die Anspannung von seinen Schultern. »Die Ehre eines
Weitere Kostenlose Bücher