BattleTech 16: Wolfsrudel
mußte. Hilflos stand Takashi da, doch Homitsu bremste den Schlag ab, so daß die Waffe das Men des Koordinators nur ganz leicht berührte.
Er trat einen Schritt zurück und gestattete dem verwirrten Koordinator, das Bokken zu einer Abwehrstellung zu heben. Denken und Handeln waren jetzt eins bei Homitsu, und er schlug gegen Takashis Bokken. Diesmal traf die Schmalseite auf die Waffe, des Koordinators. Holz wurde gespalten. Die innerhalb des Holzes verborgene blitzende Klinge kam zum Vorschein und schnitt direkt oberhalb des Griffs durch Takashis Bokken. Homitsu vervollständigte die Kreisbewegung und kam erst zum Stehen, als die Spitze der Klinge vor Takashis Kehle schwebte.
Der Koordinator ließ das nutzlose Heft seines Bokken zu Boden fallen. Das Geräusch war sehr laut in der plötzlichen Stille. Homitsu wartete, während Takashi seinen keuchenden Atem unter Kontrolle brachte.
»Du hättest mich töten können.«
Homitsu sagte nichts.
»Daß du es nicht getan hast, verrät mir, daß du noch mehr im Sinn hast. Willst du mich foltern?« Takashi öffnete den Knoten an den Haltebändern seines Men und ließ die Maske zu Boden fallen. »Ein Ruf von mir bringt die Otomo her. Jedes Leiden, daß du mir verursachen kannst, wird von unbedeutender Dauer sein, und ich versichere dir, daß dich meine Reaktion enttäuschen wird. Selbst wenn du es schaffst, mich zu töten, wirst du kurz danach sterben.«
Die Sticheleien des Koordinators waren bedeutungslos. Das Schwert ruhig in einer Hand haltend, nahm Homitsu sein eigenes Men ab. Der Koordinator versuchte weder zu fliehen noch die Otomo zu rufen. Homitsu waren die Gründe dafür egal. Er war dankbar, daß der Koordinator die Ruhe bewahrte. Vielleicht spürte Takashi die Bedeutung des Augenblicks.
Über das Klappern von Homitsus zu Boden fallender Maske hinweg fragte Takashi:
»Was willst du?«
»Ihren Tod.«
»Warum?« fragte Takashi ohne Zögern. »Wir haben keinen Streit.«
»Mit Fukushu Homitsu haben Sie keinen Streit, Takashi Kurita, aber ich bin nicht mehr Homitsu. Er ist eine Fiktion, ein Werkzeug.« Der Mann, der seinen Namen verleugnet hatte, griff in sein Gesicht und nahm die Augenklappe ab. Ein toter weißer Augapfel kam darunter zum Vorschein. »Ich bin Michi Noketsuna.«
Die Enthüllung verursachte keine Regung in der harten Miene des Koordinators; sein ernster Gesichtsausdruck verdüsterte sich weder noch erhellte er sich. Michi fuhr fort: »Sie sagen, wir haben keinen Streit, und in gewisser Weise haben Sie sogar recht. Ich führe den Streit eines anderen Mannes weiter, eines Unschuldigen, den Sie Ihrem persönlichen Haß geopfert haben. Minobu Tetsuhara war mein Herr und Mentor. Sein Streit ist es, den ich Ihnen bringe.«
»Tetsuhara«, sagte Takashi langsam. »Er hat seine Antwort gewählt und ist wie ein wahrer Samurai gestorben. Ich halte sein Andenken in hohen Ehren.«
»Sie haben ihn umgebracht. Er wollte die Wahrheit nicht sehen, so wie ich es getan habe.«
»Sie sind im Irrtum. Er war es nicht.«
»Im alten Japan wurde einst ein Samurai dazu gezwungen, Seppuku zu begehen, weil er sich in die Machenschaften und Intrigen eines Hofadeligen verstrickte. Sein Name war Asano, und er traf die einzige Entscheidung, die er treffen konnte. Wie seine treuen Gefolgsmänner. Und wie ich. Ich bin meinem Herrn Minobu Tetsuhara so treu geblieben wie Oishi Yoshio seinem Herrn Asano. Oishi gab sein Leben als Samurai auf und tat so, als sei ihm das Schicksal seines Herrn egal. Doch die ganze Zeit bereitete er die Rache im Namen seines Herrn vor. Also warteten er und seine Freunde jahrelang, bis sie Lord Kira gegenübertreten konnten, dem Mann, der den Tod über ihren Herrn gebracht hatte. Ich habe meine Abstammung ebenfalls verleugnet und meine Absichten verborgen. Obwohl ich nur einer bin und nicht siebenundvierzig wie die treuen Gefolgsmänner Lord Asanos, werde ich doch dafür sorgen, daß der Gerechtigkeit genüge getan wird. Sie sind jetzt in meiner Hand. Und wie die Siebenundvierzig Lord Kira den Weg der Ehre offenließen, biete ich Ihnen jetzt die Möglichkeit, Seppuku zu begehen. Als Buße für Ihr Versagen als Herr eines Samurais.«
Takashis Augen waren wie Gletschereis. »Und wenn ich es nicht tue?«
»Werde ich Sie töten«, sagte Michi, dessen Tonfall so kalt war, wie Takashis Augen blickten.
»Sie sagen, daß Sie Gerechtigkeit bringen, doch ich sage Ihnen, daß in dem, was Sie versuchen, keine Gerechtigkeit liegt. Es war niemals mein Wille,
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