BattleTech 17: Natürliche Auslese
die Tests verhindern die Entwicklung starker persönlicher Bindungen.«
»Es ist mehr als nur das allein, Phelan.« Ranna verzog das Gesicht. »In der Geschko hält jeder Ausschau nach Fehlern und Versagen. Sie denken sich ständig neue Methoden aus, deine Schwachpunkte bloßzulegen. Alles ist darauf gerichtet, das Fehlschlagpotential zu maximieren. Wenn einer unserer Blutsverwandten stirbt, hat das Folgen für die gesamte Blutlinie und alle ihre Mitglieder. Hier scheint das Gegenteil zu gelten. Ich war auf dem Friedhof, wo ihr eure Toten bestattet. Die Kell Hounds sorgen für Unterkunft und Ausbildung der Hinterbliebenen ihrer Gefallenen. Sie tun Dinge für die Nachkommen von Toten, die bei den Clans wegen des Stigmas des Versagens, das diesen Kindern anhängt, undenkbar wären.« Ranna fuhr sich mit den Zähnen über die Unterlippe. »Die Haltung der Hounds ist mir so fremd. Obwohl die meisten Personen, denen ich begegnet bin, dich für einen Verräter halten, bewundern sie deine Bereitschaft, dich in einem Simulatorgefecht zu stellen. Sie versuchen dich zu hassen, sind aber bereit, dir Respekt zu zollen. Sie versuchen, die Person, die du geworden bist, mit dem in Einklang zu bringen, woran sie sich aus der Zeit vor deiner Gefangennahme erinnern.«
»Du hast recht, und ich wünsche mir, daß es ihnen gelingt.« Phelan seufzte schwer und schüttelte den Kopf. »Deshalb habe ich Mark für meinen Stern ausgewählt. Als Knabe war er ein ziemlicher Nervtöter, weil er ständig hinter mir herlief. Als ich zum Nagelring ging, habe ich versprochen, ihm einen Platz in meiner Lanze offenzuhalten. Ich wußte, daß ich mit Verachtung rechnen mußte, als ich hierherkam, aber es tut weh, sie von der eigenen Familie zu spüren.« Er sah sie an. »Dich behandelt er nicht so wie mich, franeg?«
Ranna schüttelte den Kopf und unterdrückte ein Gähnen. »Nein, keineswegs. Im Gegenteil, deine Familie behandelt mich mehr als freundlich.« Ranna zupfte an ihrem ledernen Uniformrock. »Caitlin hat angedeutet, diese Uniform sei kaum angemessen für das Bankett, und hat angeboten, morgen nach der Schlacht, die du arrangiert hast, mit mir einkaufen zu gehen. Ich habe gesagt, ich überlege es mir, auch wenn ich nicht verstehe, was an meiner Montur auszusetzen ist.«
»Ich finde, du solltest mitgehen, Ranna. Am Steiner-Hof hat man schon immer außergewöhnliches Gewicht auf eine modische Erscheinung gelegt, besonders bei Offizieren. Wir sollten versuchen, ihre Sitten zu respektieren.«
»Schön. Ich werde Evantha Fetladral bitten, diese Sitten ebenfalls zu respektieren.«
Der Gedanke an die zweieinhalb Meter große Elementare, die mit Paketen beladen von einem Einkaufsbummel durch Old Connaught zurückkehrte, brachte ein Grinsen in Phelans Gesicht. Er klopfte Ranna aufs Bein.
»Morgen werden wir ihre Mechs zerschießen, und dann bist du frei.«
Ranna warf ihm einen zweifelnden Blick zu. »Du gehst davon aus, daß wir sie besiegen?«
»Deine Frage grenzt an Verrat, Sterncaptain.«
»Wirklich? Du scheinst unsere Gegner zu unterschätzen. Hauptmann Morans Kompanie mag nur mittelschwer sein, aber sie ist hauptsächlich mit Raketen bestückt. Außerdem hat sie schon gegen die Novakatzen und Nebelparder gekämpft. Das heißt, sie kennen unsere Taktiken und Ausrüstung.«
»Michelle Moran macht mir keine Sorgen. Sie war schon immer eine verbissene Kämpferin, aber sie kann sich nicht zurückziehen, bevor es zu spät ist. Sie neigt zu dem Glauben, mit einer letzten Salve den Sieg erzwingen zu können, und das kommt sie häufig teuer zu stehen.«
Ranna ließ sich diese Information eine Weile durch den Kopf gehen, dann nickte sie. »Was ist mit Prinz Victor? Er und Shin Yodama waren auf Teniente.«
»Ich schätze, Galen Cox wird mir sagen können, was von Yodama zu erwarten ist. Und was Victor angeht: Als wir noch Kinder waren, hatte ich nie Probleme, ihn aufzustacheln. Wenn er erst einmal wütend ist, hört er auf zu denken. Eine leichte Beute für dich.«
Ranna neigte den Kopf. »Mein Khan ist so großzügig.« Sie zog ihr Bein zurück und wich seinem Versuch aus, es zu packen und ihre Fußsohle zu kitzeln. »Und Kai Allard-Liao? Selbst wenn das, was wir von den Jadefalken gehört haben, maßlos übertrieben war, weist ihn seine Position als amtierender Champion von Solaris als Gegner aus, der Respekt verdient.«
Phelan nickte zögernd. »Es ist seltsam, aber als ich ein Kind war, habe ich viele Spekulationen darüber gehört, wer bei
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