BattleTech 17: Natürliche Auslese
einziger Vorteil beim Kampf gegen die Clans war ihr Festhalten an einem rigiden Gerüst von Kampfregeln, das uns einen taktischen Vorteil lieferte. Wenn sie jemals die Flexibilität entwickeln, die Phelan und die anderen hier bewiesen haben, wird Ragnar nicht der einzige Prinz der Inneren Sphäre sein, der eine Leibeigenenkordel trägt.
8
Arc-Royal
Vereinigtes Commonwealth
16. April 3055
Obwohl er es besser wußte, konnte sich Phelan ein herablassendes
Grinsen nicht verkneifen, als er den Raum betrat. Er hob Rannas linke Hand mit seiner rechten und küßte sie, dann zwinkerte er Ragnar zu. »Die Wölfe haben sich heute gut geschlagen. Wir haben ein Recht, stolz zu sein.«
Ranna nickte und zupfte an ihrer schwarzen Jacke. »Das stimmt, mein Khan, aber wären unsere Gegner Nebelparder oder Schneeraben, würden wir sie deswegen nicht herablassend behandeln, frapos?«
»Pos, aber sie gehören nicht zu den Clans.«
»Soll heißen?«
Phelan zwinkerte ihr zu. »Es ist eine alte Kell-Hounds-Tradition. Nennt sich ›Prahlrecht‹.«
Ranna schüttelte den Kopf und zog die Hand zurück. »Ebensowenig wie sie zu den Clans gehören, gehörst du zu den Kell Hounds. Sei also nicht überrascht, wenn sie deinen Versuch, sie Bescheidenheit zu lehren, in die falsche Kehle bekommen.« Sie runzelte die Stirn. »Und, Liebling, deine Sprache läßt nach.«
Phelan zuckte zusammen. »Und auf deine Großmutter kann ich die Schuld nicht abwälzen, was?«
»Nein, und sie kann dich auch nicht ermahnen, vorsichtig zu sein.« Ranna deutete mit dem Kopf auf Hauptmann Moran und die Gruppe in ihrer Nähe. »Wir haben schon genug Feinde, Khan Phelan, in den Clans und außerhalb. Es besteht keine Notwendigkeit, unsere Lage noch zu verschlechtern.«
Phelan wollte Ranna beruhigen, aber sie hatte recht. Die vertraute Umgebung Arc-Royals und sein perverses Vergnügen daran, aufgeblasen wirkende Gesprächspartner zu ärgern, hatte ihn wieder in alte Verhaltensmuster abrutschen lassen. Er freute sich über die Gelegenheit, etwas von dem Ansehen zurückzugewinnen, das er durch seinen Wechsel zu den Clans verloren hatte. Allerdings tat Ranna gut daran, wenn sie ihn vorsichtig erinnerte, daß er jetzt mehr darstellte als zu seiner Zeit in der Inneren Sphäre. Er war noch immer Morgan Keils Sohn, aber jetzt repräsentierte er mehr als nur seine Familie. Der Wolfsclan hatte ihn zu einem seiner beiden Khane gemacht, und damit war eine Verantwortung verbunden.
»Ich werde mir deinen Rat zu Herzen nehmen, Ranna.« Er gestattete seiner Dankbarkeit, die Selbstzufriedenheit aus seinem Lächeln zu vertreiben. »Ich werde mich verhalten, wie es sich für einem Khan gehört.«
»Ich habe nie etwas anderes erwartet, Khan Phelan Ward.« Mit einer kurzen Kopfbewegung beantwortete sie ein Winken Caitlin Kells. »Wenn du mich entschuldigst.«
»Natürlich.« Er lächelte ihr hinterher, als sie trotz des engen schwarzen Wollrocks, den sie als hinderlich empfinden mußte, elegant davonging. »Kommst du mit, Ragnar?«
»Wie mein Khan es wünscht.«
»Gut.« Phelan bemerkte, daß der Kreis der Verlierer des morgendlichen Spiels inzwischen größer geworden war. Er unterdrückte das Bedürfnis, Schadenfreude zu zeigen, und stellte zu seiner Überraschung fest, daß es ihm gar nicht schwerfiel. Statt dessen schämte er sich, ein derart unwürdiges Gefühl überhaupt gehegt zu haben.
Neben Victor und Galen standen die beiden anderen Mitglieder von Victors Befehlslanze. Beide waren orientalischer Abstammung, aber Kais hellere Haut und die geringere Neigung seiner Mandelaugen kennzeichneten ihn als Mischling. Die graue Farbe der Augen bildete einen scharfen Kontrast zu den dunkelbraunen Augen Shin Yodamas. Der draconische Offizier war mehrere Zentimeter kleiner als Kai und wirkte rund zehn Jahre älter. Unter seinem Hemdkragen schien eine schwarzgoldene Tätowierung vorzulügen.
»Guten Abend.« Phelan nickte Galen zu, dann lächelte er Kai an. »Es ist offensichtlich, warum Sie der Champion von Solaris sind.« Er blickte weiter zu Shin. »Und warum der Koordinator noch einen Erben hat.«
Shin versteifte sich und führte eine knappe Verbeugung aus. In seinem Gesicht las Phelan einen Hauch von Scham. Koordinator Takashi Kurita war erst wenige Monate zuvor umgebracht worden, und Shin hatte den Befehl über Takashis Leibwache gehabt.
Kai nickte Phelan zu, und sein Gesicht war leicht gerötet. »Wenn man bedenkt, daß mein modifizierter Centurion fünfzehn Tonnen
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