BattleTech 17: Natürliche Auslese
Ihre Uniform, nur entsprechend der momentanen Mode femininer gestaltet.«
Chris nickte zustimmend. »Alle Offizierinnen der Kell Hounds haben für das Bankett eine elegantere Kleidung gewählt. Mag sein, daß es unpraktisch ist, aber wer versteht schon die Mode?«
Ragnar tippte auf den Bildschirm. »Vielleicht würden Sie sich weniger nackt vorkommen, wenn wir zwei Sterne aufsetzen, hier und hier, an beiden Seiten des Jackenkragens, wie Rangabzeichen.«
Auf Evanthas Gesicht machte sich langsam ein Lächeln breit. »Sehr aufmerksam, Ragnar. Sehr gut.« Sie nickte dem Schneider zu. »Sie haben es heute um sechzehn Uhr fertig?«
»Heute?« Der Mann setzte zu einem Kopfschütteln an, aber Chris nickte entschieden, und der Schneider tat es ihm gleich. »Ja, natürlich, alles für eine Freundin von Kommandanthauptmann Kell.« Er schaute noch einmal zu Chris und fügte hinzu. »Ich werde es selbst vorbeibringen, für den Fall, daß wir die Paßform noch etwas korrigieren müssen.«
»Gut gehandelt und akzeptiert.« Evantha schlug dem Mann auf beide Schultern, und eine Sekunde lang fürchtete Chris, der Schneider würde zusammenbrechen wie ein Schiff mit zerschmettertem Kiel.
»Danke, Andre. Schicken Sie mir die Rechnung.« Chris grinste, als der Mann die Augen verdrehte. Er führte die beiden Clanner zurück auf das Kopfsteinpflaster der engen Gassen von Old Connaught und schloß die Ladentüre hinter sich. »Andre leistet gute Arbeit. Sie werden zufrieden sein.«
Evantha nickte. Auf ihrem fast kahlrasierten Schädel glänzte das Sonnenlicht. Der Ansatz ihres langen, roten Zopfes saß kurz hinter der Schädelkrone, etwa dort, wo ein Samurai seinen Haarknoten getragen hätte. Er hing noch über den Saum der Kell-Hounds-Jacke hinab, die sie sich für diesen Ausflug geliehen hatte. »Das ist seltsam. Der Gedanke, diese Kleidung zu tragen, macht mich nervöser, als ich es je vor Beginn einer Schlacht war.«
»Das kann ich gut verstehen – das Unbekannte ist immer ängstigend.« Chris grinste breit. »Deshalb werde ich auch darauf verzichten, ihnen zum Mittag Fugu oder Haggis aufzuzwingen. Machen Sie sich keine Sorgen, Sterncaptain. Sie werden großartig aussehen.« »Sehr freundlich, Kommandanthauptmann Kell.«
»Chris. Förmlichkeit hat ihren Platz, aber nicht unter Freunden.«
»Dann müssen Sie mich Evantha nennen. Und ich danke Ihnen, daß Sie ihren Einfluß bei Andre eingesetzt haben, um die schnelle Fertigstellung zu sichern.«
»Ach, er hätte auch so rechtzeitig geliefert. Er hat eine ganze Lagerhalle voller Maschinen, die einen Entwurf vom Bildschirm weg anfertigen können. Das Zögern war nur der erste Schritt, um den Preis durch die Stratosphäre zu katapultieren.« Chris schob die Hände in die Taschen seiner schwarzen Hose. »Andre und ich haben eine Geschäftsbeziehung, die ihn motiviert, mich bei Laune zu halten. Ich besitze gewisse Beziehungen zum Draconis-Kombinat, über die ich bestimmte Stoffe leichter beschaffen kann als auf dem normalen Weg. Hätte er Ihnen zuviel abzuknöpfen versucht, wäre eine seiner Rohstoffquellen versiegt.«
»Ich weiß nicht, was ich mir schwerer vorstellen kann«, erwiderte Evantha, die ihre Verachtung nicht verbergen konnte, »daß ein Mitglied der Händlerkaste es wagt, eine Kriegerin zu betrügen, oder daß ein Krieger wie Sie sich mit Händlerbelangen abgibt.«
Chris zuckte die Achseln. »Hier in unserer Welt sind die Bereiche nicht so klar abgegrenzt. Dadurch ist das Leben interessanter und voller Überraschungen.«
»Und ich wage zu behaupten, Sterncaptain, daß die Grenzen nicht annähernd so rigide sind, wie Sie glauben«, warf Ragnar verschmitzt ein. »Es gibt einen erheblichen Umschlag von Kriegsbeute mit den Clan-Heimatwelten. Sicher, die Krieger machen nur Tauschgeschäfte mit den Händlern, aber die Wechselkurse sind deutlich zum Vorteil der Krieger.«
»Wie ich bereits sagte, Leibeigener, du bist sehr aufmerksam.« Evantha verzog das Gesicht, als sie an einem Schaufenster mit Schuhen aller Art vorbeikamen. »Zu meinem Kleid werde ich wohl auch ein neues Paar Schuhe brauchen?«
Chris sah hinunter auf ihre Kampf Stiefel. »Ja, ich denke schon, aber nicht sofort. Ich bekomme langsam Hunger. Ragnar, wußtest du, daß im Oslodistrikt eine Rasalhaager Flüchtlingsfamilie ein Restaurant eröffnet hat? Es heißt Callas. Wenn du möchtest, können wir dorthin gehen.«
Ragnar sah zu Evantha hoch. »Wenn der Sterncaptain einverstanden ist.«
Sie nickte, und
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