BattleTech 17: Natürliche Auslese
falle.«
Chris nickte ihr ermutigend zu. »Das ist wundervoll, Evantha, aber Vermehrung ist auch nicht dasselbe wie eine Brautwahl. Bei der Brautwahl geht es darum, einander zu zeigen, wie wertvoll einem der andere ist.«
»So wie wenn der Khan Ranna ein Geschenk macht oder sie im Vorbeigehen seinen Arm berührt?«
»Jetzt haben Sie es erkannt.«
Evantha winkte ab. »Höchst unpraktisch.«
Chris zwinkerte ihr zu. »Mag sein. Aber es macht trotzdem Spaß.« Während des Gesprächs hatte Chris verschiedene Leute kommen und gehen sehen, aber erst als er den kalten Pistolenlauf im Nacken spürte, wurde ihm klar, wie viele junge Männer und Frauen sich im Lokal versammelt hatten. Er legte die Hände flach vor sich auf den Tisch. Gegenüber sah er jemand eine Schrotflinte unter dem Mantel hervorholen und auf Evantha anlegen.
Ein Mann zog Ragnars Stuhl zurück. »Hoheit, wir sind hier, um Euch aus den Klauen der Clans zu retten.«
Ragnar schien völlig überrascht. »Wer sind Sie?«
»Wir gehören zum Untergrund«, antwortete der Mann und deutete auf das halbe Dutzend Menschen, die dem Tisch am nächsten standen. »Wir nennen uns Ragnarök. Wir werden Euch in Sicherheit bringen.«
Chris schüttelte den Kopf. »Sie können diese Welt nicht verlassen, das wissen Sie genau.«
»Wir haben Möglichkeiten, von denen Sie nichts ahnen.« Der Mann zog Ragnar auf die Füße. »Wir müssen uns beeilen.« Er deutete auf Chris und Evantha. »Erschießt sie.«
»Nein!« Ragnar packte den dicken Schaffellmantel des Mannes.
»Es ist besser so, mein Prinz.«
Ragnar verzog das Gesicht. »Nicht das, gib mir ein Messer.« Er schnippte mit den Fingern der linken Hand gegen die Leibeigenenkordel. »Ich muß das hier erst durchschneiden, dann…«
Seine Stimme verklang, als er sich zu Evantha umsah.
Der Mann von Ragnarök grinste. »Natürlich, Prinz Ragnar.« Aus den Tiefen seines Mantel holte er ein Grabenmesser und reichte es Ragnar, Griff voraus.
Der Leibeigene schob langsam die Finger durch den wie ein Schlagring geformten Griff. Er hielt den rechten Arm in Taillenhöhe ausgestreckt, zog den Ärmel zurück und ließ das Messer unter die Kordel gleiten. Grinsend zog er die Schneide darunter vor und zurück, durchtrennte einige Fasern, dann zog er das Messer hoch und stieß es vor. Die straff gespannte Kordel zerriß.
Sein Dolchstoß trieb die Klinge geradewegs in die Brust des Mannes, der ihm das Messer gegeben hatte. Mit der freien Rechten stieß er den Anführer gegen die Frau, die Chris bedrohte. Im Fallen zog sie den Abzug durch. Die Mündungsflamme sengte das rechte Ohr des Söldners an, und vom Krachen des Schusses wurde er fast taub.
Unter dem Einfluß des Adrenalinschocks fühlte sich Chris so stark wie hundert Männer. Er stieß den schweren Tisch von sich und warf Evantha nach hinten, aus dem Weg der Schrotkugeln. Dann lehnte er sich auf die Tischplatte, sprang von seinem Stuhl auf und trat nach der Frau, die ihn beinahe erschossen hatte. Sie konnte den Schlag mit dem Pistolenarm teilweise abblocken, aber der Tritt trieb ihr den Arm krachend in den Brustkorb.
Kaum war sein rechter Fuß wieder am Boden, wirbelte Chris herum. Das andere Bein schwang hoch, traf den Kopf eines Ragnarökers. Der Mann brach zusammen. In diesem Augenblick hatte der Mann, der auf Evantha gefeuert hatte, seine Schrotflinte wieder geladen und ließ den Lauf einschnappen. Die Flinte richtete sich auf Christians Magengrube.
Evantha brüllte wie eine Löwin, hob den riesigen Tisch und schleuderte ihn nach dem Schützen. Die Tischkante schlug an die Decke und lenkte ihn ab, aber die massive Holzplatte schob sich zwischen Chris und die Schrotflinte. Der Söldner sah das Aufblitzen des Schusses und fühlte den Splitterhagel, aber der Tisch fing die meisten Kugeln auf.
Evantha warf sich auf den Schützen. Der Tisch rollte an Chris vorbei, und er konnte gerade noch sehen, wie ein rechter Schwinger das Gesicht des Untergrundkämpfers traf. Er war sofort außer Gefecht. Evantha zerbrach seine Flinte über dem Knie.
Chris trat die Pistole der am Boden liegenden Frau beiseite. Ragnar stand über einer anderen, bewußtlosen Frau. Er saugte an seinen abgeschürften Fingerknöcheln, dann schleuderte er das blutige Messer zwischen sich und Evantha zu Boden. »Einer ist entkommen, Sterncaptain. Wenn Sie wollen, verfolge ich ihn.«
Evantha schüttelte den Kopf. Aus dem hinteren Teil des Lokals kam Olaf. »Ich habe die Polizei gerufen. Seid Ihr verletzt,
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