BattleTech 17: Natürliche Auslese
mein Prinz?«
Ragnar zog die Hand zurück. »Nein, es ist nichts.«
»Ruhig, Ragnar. Olaf hat diese Leute nicht geholt. Der mit der Schrotflinte war einer von den beiden, die vorhin da drüben gesessen haben.«
Chris nickte Olaf zu. »Ich habe keinen Zweifel daran, daß Olaf Wort gehalten hat, trotz seines Wunsches, anderen von Ihrer Anwesenheit zu erzählen. Er ist ein verantwortungsbewußter Mann, einer der Pfeiler der Flüchtlingsgemeinschaft.«
Ragnar nickte langsam und seine düstere Miene lockerte sich etwas. Er kniete und hob seine zerschnittene Leibeigenenkordel auf. »Stimmt das, was er sagt, Olaf?«
»Ja, mein Prinz.«
»Dann werde ich es glauben.« Seine blauen Augen wurden zu Eis. »Ich habe einen Auftrag für dich, Gutermann Olaf. Ich bin verletzt und brauche deine Hilfe.«
»Was es auch sein mag, Hoheit.«
»Meine Verletzung ist nicht physischer Natur, Olaf, aber sie ist tief und trifft mich im Innersten. In meinem Innersten und dem Innersten des Rasalhaager Volkes. Trage die folgende Botschaft hinaus zu allen Menschen meines Volkes.« Er stieß den Leichnam des toten Anführers an. »Es schmerzt mich zutiefst, sehen zu müssen, daß wir glauben, Freiheit ließe sich mit dem Blut von Freunden erkaufen.«
12
Arc-Royal
Vereinigtes Commonwealth
17. April 3055
Victor mußte unwillkürlich grinsen, als er Morgan Kell über die Empore zum Rednerpult gehen sah. Der Krieger zeigte keine der Schwächen, die man von einem Mann erwartete, der mehr als zwei Drittel eines Jahrhunderts miterlebt hatte. Abgesehen vom weißer gewordenen Bart und Haupthaar des Söldnerobersten hätte Victor nicht behaupten können, daß er überhaupt gealtert war.
Der Prinz legte die Gabel neben das halbverzehrte Stück Kuchen und lächelte Omi zu, die ihm gegenüber am runden Tisch saß. Sie erwiderte sein Lächeln, bevor sie sich respektvoll zum Redner umdrehte. Katherine – aus Gründen, die er nicht benennen konnte, weigerte Victor sich, ihre Namensänderung zu akzeptieren – flüsterte ihrem Tischherrn etwas zu, das ein höfliches Kichern auslöste, dann verstummten beide. Morgan rückte das Mikrophon zurecht.
»Ich möchte Ihnen allen dafür danken, daß Sie sich heute hier versammelt haben. Ich weiß natürlich, daß die Kell Hounds schon fünfundvierzig Jahre existieren, aber erst, als ich heute alle gesehen habe, die hier zusammengekommen sind – Hounds der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft -, wurde mir bewußt, was für eine enorme Zeitspanne das ist. Und ich bin sicher, wir alle tragen in unseren Herzen die Erinnerung an viele andere, von denen wir uns wünschen, sie könnten heute abend hier unter uns sein. Aber ich denke… ich weiß… sie sind im Geiste hier.«
Victor sah sich im riesigen Festsaal um und war beeindruckt davon, wie viele Gäste zu Morgans Verabschiedung erschienen waren. Die meisten waren ehemalige oder derzeitige Kell Hounds mit ihren Freunden und Familien, aber das war nicht alles. Omi Kurita und Shin Yodama waren die Repräsentanten ehemaliger Gegner oder Auftraggeber, die gekommen waren, um Morgan die Ehre zu erweisen. Selbst Thomas Marik von der Liga Freier Welten und der Präzentor Martialum ComStars hatten Gesandte geschickt, und eine Reihe der Mönche des St. Marinus-Klosters waren ebenfalls gekommen.
Morgan wirkte etwas verlegen. »Einige von Ihnen wissen, daß ich die Kell Hounds heute zum dritten Mal verlasse. Beim ersten Mal gab es keinen solchen Aufwand. Diejenigen, die damals in der Einheit blieben, nannten meinen Abschied ›die Desertion‹. In jener Zeit übernahm mein Bruder Patrick die Führung der Kell Hounds und verbesserte nochmals eine Einheit, die schon vorher eine Elitetruppe war. Ich werde nie darüber hinwegkommen, daß er in dieser Zeit meines selbstverordneten Exils sein Leben gab, um die Kell Hounds zu retten.«
Der weißhaarige Krieger verstummte einen Augenblick, und Victor fühlte ebenfalls einen Kloß in der Kehle. Obwohl Patrick Kell Jahre vor seiner Geburt gestorben war, hatte Victor immer gehofft, der Mut und das Mitgefühl, das seine Mutter beschrieben hatte, wenn sie von Patrick sprach, seien auf eine magische, mystische Art in ihm wiedergeboren worden. Als er älter wurde, erkannte er diese Träumerei als das, was sie war, aber sie hatte ihn weiter angetrieben.
»Mit meisterhaftem Timing kehrte ich zurück und rief viele von Ihnen gerade rechtzeitig zum Ausbruch des Vierten Nachfolgekrieges wieder zu den Hounds. Das Siebte Schwert
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