BattleTech 18: Das Antlitz des Krieges
so viel wie möglich zu lernen.«
»Sie wissen es wirklich nicht?«
»Nein.«
»Sie arbeitet sowohl mit Hsiang wie mit Blakes Wort zusammen. Sie hat alle Kontakte geschlossen, alle Geschäfte in die Wege geleitet. Sie kassiert die meisten Steuern, ebenso den Profit der Kriegsanstrengungen. Hsiang ist nur eine Marionette, die ohne fremde Hilfe im Handumdrehen zusammenklappen würde.«
»Sie ist eine Verräterin?«
»Gibson hat sie zumindest verraten, ja.«
»Und Thomas Marik ebenfalls. Ihre oberste Loyalität sollte dem Generalhauptmann gehören.«
Jungfer Kris starrte ihn ungläubig an. »Wollen Sie mir erzählen, er hat damit nichts zu tun?«
»Ich schwöre Ihnen, er ist ebenso unschuldig an dieser Sache wie ich.«
»Wie ist das möglich?«
Masters dachte einen Augenblick schweigend nach, dann antwortete er: »Ich habe vor kurzem erfahren, daß der Konflikt mit Hsiang schon begonnen hatte, bevor Blakes Wort hier eintraf.«
Sie rollte die Augen. »Ja.«
»Dann nehme ich an, die Gräfin hat schon vor dem ComStarSchisma mit ComStar-Fraktionen hier auf Gibson zusammengearbeitet.«
»Ja.«
»Na also. Was die interstellare Kommunikation angeht, hängen wir wie alle anderen von ComStar ab. Selbst wenn irgendein Beamter persönliche Botschaften wie die von Gesandten der GEL nach Atreus überbrachten Mitteilungen erhalten hat, haben diese vielleicht nicht das Gewicht einer HPG-Nachricht besessen. Offizielle Botschaften haben mit Sicherheit Vorrang. Das sollte zwar nicht sein, aber ich wette, so war es. Und zusätzlich könnte Blakes Wort gefälschte Nachrichten nach Atreus geschickt haben, die speziell darauf angelegt waren, die Bitten der GEL zu neutralisieren.«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein, nein. Sie… sie führen eine religiöse Handlung aus, wenn sie den Hyperpulsgenerator bedienen. Jede ihrer Handlungen… Es ist nicht nur eine Frage des Geldes für sie. Es ist eine heilige Verantwortung. Sie sind Fanatiker. Sie würden diese Verantwortung niemals mißbrauchen.«
»Stimmt. Was aber, wenn das Schisma bereits begann, Jahre bevor sich Blakes Wort tatsächlich von ComStar abgespalten hat, bevor die Dissidenten in der Liga Asyl suchten. Präzentor Blane und ich sind gemeinsam von Atreus zurückgeflogen, und wir haben uns über das Schisma unterhalten. Er hat mir erzählt, daß es auch innerhalb von Blakes Wort andere, kleinere Fraktionen Abtrünniger gibt. Der Orden sucht noch nach seiner neuen Identität. Vielleicht war eine Gruppe von Personen in der HPG-Station militanter – möglicherweise durch Beziehungen zu ROM – und betrachtete die Verfälschung von Botschaften als einen Preis, den sie zahlen mußte, um Blakes Vision zum Sieg zu verhelfen.« Erregt sprang er auf, ohne an die auf ihn gerichtete Waffe zu denken.
»Was tun Sie?« fragte Jungfer Kris überrascht.
»Ich muß Präzentor Blane erreichen und mit ihm reden. Er ist ein alter Freund des Generalhauptmanns. Ich hoffe, ich kann ihm vertrauen. Außerdem habe ich sowieso keine andere Wahl. Ich muß Thomas berichten, was hier vor sich geht, und das kann ich nur, wenn ich einen Wahren Gläubigen finde, der auf meiner Seite steht.«
Jungfer Kris fuhr sich nachdenklich mit der Zunge über die Zähne, ohne ihn aus den Augen zu lassen. »Sie sind naiv, Sir Masters«, stellte sie fest. »So naiv, daß man es für ein Täuschungsmanöver halten könnte. Aber ich glaube Ihnen. Ich hätte nie gedacht, daß die Ritter der Inneren Sphäre solche Unschuldsengel sind.«
Diese Einschätzung amüsierte ihn und machte ihn zugleich verlegen. »Einer unserer, sympathischeren Züge.«
»Leider habe ich schlechte Neuigkeiten für Sie, auch wenn sie Ihre Theorie unterstützen. Präzentor Blane wurde von den Sicherheitskräften von Blakes Wort festgenommen. Sein früherer Stellvertreter, Präzentor Starling, hat das Ruder der Wahren Gläubigen auf Gibson übernommen.«
Jungfer Kris und Masters verbrachten den größten Teil des Tages damit, zurück zur Altstadt zu marschieren. »Ich will nicht das Risiko eingehen, daß ein Taxifahrer Sie erkennt«, erklärte sie. »Sie sind ziemlich berühmt.« Sie blieben dicht zusammen, hatten die Hüte ins Gesicht gezogen und unterhielten sich im Flüsterton.
»Wo halten sie ihn fest?«
»Woher soll ich das wissen. Wir reden von ComStar…«
»Blakes Wort.«
»Was immer. Es ist ein seltsamer Haufen. Ich kann ihre Gedankengänge jedenfalls nicht nachvollziehen. Nach allem, was ich weiß, könnten sie ihn überall
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