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BattleTech 18: Das Antlitz des Krieges

BattleTech 18: Das Antlitz des Krieges

Titel: BattleTech 18: Das Antlitz des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Kubasik
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Beine weh. »Hier entlang«, sagte sie, und führte ihn durch ein verrostetes Tor am Fuß des Alten Walls. Dahinter erwartete sie ein finsterer Gang.
    »Das Licht funktioniert nicht mehr, aber es geht die ganze Zeit geradeaus.« Sie trat in die Dunkelheit und strich mit der Hand leise über die Wand, während sie weiterging. Masters folgte ihr. Die Wand war mit Rost bedeckt, der unter seinen Fingerspitzen abblätterte.
    Nach einem langen Weg durch die Finsternis traten sie aus dem Tunnel in die Altstadt und das helle Licht der Großstadtnacht. Wenige Wochen zuvor war ihm der Alte Wall wie die Arme einer Mutter erschienen, die sich schützend um die Gebäude legten. Jetzt wirkte dieselbe Mauer kalt, schwer und erdrückend.
    »Kommen Sie«, forderte Jungfer Kris ihn auf. »Wir werden einen Freund besuchen. Er könnte vielleicht wissen, wohin sie Präzentor Blane gebracht haben.«
    »GFL?«
    »Ja.«
    »Wenn es Ihnen nichts ausmacht, warte ich hier. Oder nein, im Park, im Nordpark vor dem Palast.«
    »Sie vertrauen mir nicht?«
    Er grinste und wiederholte ihre eigenen Worte. »Natürlich nicht.«
    Dann wurde er ernst. »Im Augenblick vertraut keiner von uns dem anderen, aber wir spielen beide mit, um herauszufinden, ob der andere uns verraten will. Ich werde im Park auf Sie warten. Wandern Sie einfach ein bißchen herum, wenn sie kommen. Ich werde Sie finden.«
    »Na gut.« Sie sah ihn mit einem seltsamen Ausdruck an. »Für einen edlen Ritter sind Sie ganz schön vorsichtig.«
    »Ich lerne dazu.«
    Im Park beschloß Masters, in einem Baum auf Jungfer Kris’ Rückkehr zu warten. Er wanderte durch das von kugelförmigen Milchglaslaternen erleuchtete Gelände, bis er einen Baum fand, der ihm geeignet erschien. Er sprang hoch zum untersten Ast und zog sich hinauf.
    Sein Arm schmerzte noch, aber es war kein Vergleich zu der Agonie, die er vor fast drei Wochen durchgemacht hatte. Er kletterte zum nächsten Ast hoch, stand auf und packte den nächsthöheren. Jetzt kam er leichter vorwärts, denn in dieser Höhe hatte er erheblich mehr Äste zur Auswahl. Bald saß er in zehn Metern Höhe. Er blickte hinab auf die Bänke und Laternen des Parks und hinaus auf die Wohntürme der Altstadt.
    Sein Atem ging schnell. Die Kletterpartie hatte ihn nach dem langen Fußmarsch völlig erschöpft. Trotzdem beschlich Masters ein Hochgefühl. Wie lange war es her, daß er auf einen Baum geklettert war? Es mußten mindestens fünfundzwanzig Jahre sein, seit seiner Teenagerzeit. Vielleicht noch länger, denn bei der letzten Gelegenheit, an die er sich erinnern konnte, war er acht oder neun gewesen. Das Hinaufklettern einer Mechleiter, ein alltäglicher Teil seines Lebens, zählte dabei nicht; das Gefühl war ein ganz anderes. Sprossen machten die Sache einfach, während ein Baum jedesmal wieder eine Art Rätsel darstellte. Für jeden Baum mußte man einen eigenen Weg finden, vielleicht sogar für jede Kletterpartie. Mit dem Alter wuchsen auch die Gliedmaßen und die Kraft eines Kindes, und derselbe Baum lieferte ganz neue Möglichkeiten, wenn vorher unerreichbare Äste in Griffweite kamen.
    Wenn man einen Mech hinaufkletterte, war es leicht, das alles zu vergessen. Die Leichtigkeit, die Eintönigkeit – man wurde faul. Man wurde… was? Eine Maschine?
    Wie Spinard?
    Ja. Gleichzeitig Mensch und Maschine, die immer wieder gedankenlos ein und dasselbe tat.
    Die grobe, unregelmäßige Rinde lag wunderbar in seiner Hand. Sie erinnerte ihn an Diagramme des menschlichen Gehirns, eine graue, faltige Masse.
    Das Gehirn. Gerade hatte sich ein Geheimnis zu erkennen gegeben, aber wie die Knoten seiner Fesseln in der GFL-Basis konnte er es nur ertasten, nicht in seiner Gesamtheit sehen. Es hatte etwas damit zu tun, was er für sich und andere MechKrieger erstrebte. Es war zu einfach, die Technologie zu verteufeln. Die menschliche Gesellschaft beruhte auf Technologie. Raumflug, Häuser, BattleMechs beruhten alle auf Wissenschaft und Technik, und Masters war nicht gewillt, sie aufzugeben. Die Menschen waren Werkzeug benutzende Wesen. Die Natur hatte Männer und Frauen dazu bestimmt zu bauen, und bauen würden sie auch in Zukunft.
    Nein, da war noch etwas anderes. Was war es, woran Thomas und er festhalten wollten?
    Die Idee vom Menschen als ein Werkzeuge benutzendes Wesen ging ihm nicht aus dem Sinn. Sie war unvollständig, berücksichtigte die Komplexität des menschlichen Wesens nicht. Auch Schimpansen benutzten Stöcke, um Ameisen auszugraben. Er hatte

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