BattleTech 19: Stahlgladiatoren
folgte ihrem Blick und sah zu, wie der Pirscher und die Banshee sich zum erstenmal in diesem Gefecht zu Gesicht bekamen.
Der orangegraue Pirscher feuerte sämtliche Raketenlafetten ab, die er hatte. Der Pilot der schwarzen Banshee schien überrascht. Er löste beide PPKs aus, aber unter dem Ansturm der Raketenbreitseite und der Abruptheit des Angriffs gingen die Schüsse ins Blaue. Als sich der Rauch verzog, konnte Rose erkennen, daß der Pirscher -Pilot besser zu zielen verstand. Er hatte alle vier Raketensalven auf den Torso der Banshee abgefeuert, wo sie die Panzerung abgesprengt hatten und das empfindliche Innenleben des Mechs bedrohten.
Die Banshee wollte in Deckung gehen, aber der Pirscher setzte nach. Rose fragte sich, wo sie kämpften. Der Ansager kreischte ihm praktisch ins Ohr, aber die Lautstärke half ihm keineswegs, ihn besser zu verstehen. Jaryl studierte den Kampf mit Interesse, aber ohne den Blutdurst, der die übrigen Gäste des Pelican erfaßt hatte. Das Spektakel hielt die ganze Bar in seinem Bann.
Als sich Rose wieder dem Schirm zuwandte, rückte der Pirscher weiter gegen die Banshee vor, die ihre auf der Schulter montierte Raketenlafette abgefeuert, aber nur vereinzelte Treffer am linken Bein des gegnerischen Kolosses erzielt hatte. Der Pirscher feuerte im Gegenzug einen einzelnen schweren Laserschuß auf die schon beschädigte rechte Seite der Banshee ab. Der Treffer ließ den Plaststahl in Schmelzbächen zu Boden fließen und löste eine Serie kleinerer Explosionen im Innern der Maschine aus.
Das Ergebnis des Kampfes stand fest, aber die Banshee kämpfte weiter, und der Pirscher ließ nicht locker. Die Zuschauer rückten unbewußt näher an den Schirm, weil sie einen Abschuß witterten.
Im Zurücktaumeln löste die Banshee ihre beiden vorderen mittelschweren Laser und eine PPK aus. Der Pilot versuchte auch, das Gaussgeschütz auszurichten, aber der Pirscher-Pilot hielt sich konstant rechts von der humanoiden Maschine seines Gegners und zog es vor, sich dem Laser- und PPK-Feuer auszusetzen, während die Innentemperatur der Banshee stieg. Der Banshee-Pilot hatte wieder zu niedrig gezielt. Er traf den Pirscher zwar, richtete aber keinen ernsthaften Schaden an den mächtigen Beinen des Stahlgiganten an, der sich der fast regungslosen Banshee unaufhaltsam näherte. Rose wandte sich mit einem langsamen traurigen Kopfschütteln ab. Er wußte, was jetzt kam.
Der Pirscher feuerte weiter mit den mittelschweren Lasern, auch noch, als er mit der Banshee kollidierte und seine gepanzerte Schnauze in die zerbeulte Brustpartie seines Gegners trieb. Die Banshee wurde von den Beinen gerissen und nach hinten geworfen; sie knickte zusammen. Die Wucht des Schlages bremste den Pirscher ab, die Banshee löste sich von dem anderen Mech und flog davon. Ihre PPK feuerte blindlings ins Blaue, während die Maschine in einem langsamen, eleganten Bogen durch die Luft flog. Während der Pirscher noch um sein Gleichgewicht rang, landete die Banshee auf dem Hüftgelenk, rollte auf den Rücken und schlug mit dem Hinterkopf auf den Stahlbetonboden. Über den Rücken der am Boden liegenden Maschine tanzten die Funken. Der Pirscher rammte eine Wand und kam wieder unter die Kontrolle des Piloten. Obwohl er durch die Mauer brach, konnte er sich aufrecht halten. Nur leicht schwankend näherte sich der Pirscher seinem gestürzten Gegner.
Rose schüttelte noch immer den Kopf, als er über Jaryls Schulter blickte und zufällig das Gesicht eines nur wenige Schritte entfernt stehenden Mannes bemerkte. Er stand mit entspannten Schultern und leicht gespreizten Beinen in der Nähe eines der zahlreichen Notausgänge. Rose starrte ihn einen Augenblick an, bevor er ihn erkannte. Jaryl hatte Rose ihre blinde Seite zugewandt. Sie bemerkte nicht, daß er an ihr vorbeisah und verfolgte weiter den Kampf.
Während Rose den Mann über die Gäste hinweg, die wie gebannt die Vernichtung der Banshee verfolgten, ungläubig musterte, zog Scoggins eine Gyrojet-pistole aus der Jacke und richtete sie auf Rose’ Tisch. Rose war schon halb über den Tisch, als der Schuß Jaryl seitlich am Kopf traf und die Explosion ihn einen Moment lang blendete. Der Mörder rannte durch die Tür und verschwand in der Nacht.
9
Solaris City, Solaris
4. August 3054
Sechs Stunden nach dem Attentat war das Pelican bis auf Rose, Dillon und Inspektor Viets von der VerCom-Polizei verlassen. Während Dillon das wenige, was er über Jaryls kurzes Leben wußte,
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