BattleTech 19: Stahlgladiatoren
sich für einen ausgezeichneten Menschenkenner halten«, stellte Rose fest, woraufhin Ajax erfreut nickte. »Aber ich sollte sie wahrscheinlich warnen. Das wenige, was Angus von mir weiß, hat er von meiner Schwester erfahren, dem ersten Offizier der Einheit, und sie kennt mich kaum.«
»Aber beide vertrauen ihnen.«
Rose dachte kurz nach, dann gestand er sich ein, daß es stimmte. »Sie haben recht, aber ich bin mir nicht sicher, warum.«
»Wegen der Stärke Ihrer Persönlichkeit? Charisma? Vielleicht aufgrund göttlicher Fügung. Ich weiß es auch nicht, Kapitän. Aber ich habe das Ergebnis gesehen. Sie sind als potentielle Kompanie aufgeführt. Sie haben mit drei Mitgliedern begonnen und die Größe der Einheit innerhalb von zwei Tagen verdoppelt.« Ajax hob die Hand. »Ich weiß, das würden Sie als Ergebnis der Planung Ihrer Schwester, Ihrer Stellvertreterin, abtun. Aber es ist trotzdem Ihr Erfolg. Außerdem wurden sie von der Borghese-Delegation angesprochen.«
Rose verschluckte sich und griff hastig nach der Serviette, bevor er sich noch lächerlicher machte.
»Es besteht kein Grund zur Besorgnis, Kapitän. Ich war bei Angus, als die Borgheser dort eintrafen. Die Zivilisten stellten sich vor, bevor ich mich verabschieden konnte.«
Rose rang nach Atem. Er hatte schon angenommen, daß die beiden Männer wahrscheinlich so unvorsichtig wie die meisten Zivilisten waren, aber die beiläufige Art, in der sie ihre Geschäfte abwickelten, war beinahe kriminell. Jeder Gedanke daran, einen Kontrakt mit Borghese einzugehen, den Rose möglicherweise gehabt haben mochte, verflog wie der Dampf seiner Suppe.
Ajax wartete eine gebührende Zeit, um Rose Gelegenheit zu geben, sich zu sammeln, dann sprach er weiter: »Ich möchte Ihrer Kompanie meine Dienste offerieren.« Er griff in seine Schultertasche und zog eine Diskette hervor. »Hier ist eine Kopie meiner Personalakte. Sie endet vor drei Monaten. Wenn Sie Zeit und Interesse haben, kann ich Ihnen eine kurze Zusammenfassung liefern.«
»Bitte fahren Sie fort.« Rose legte den Löffel beiseite und entspannte sich. Er wollte sich auf die Geschichte seines Gegenübers konzentrieren, um sich an sie zu erinnern, wenn er später seine Entscheidung traf.
»Ich wurde im Kriegerhaus Hiritsu der Konföderation Capella aufgezogen. Mein ganzes Leben hatte ich nur einen Wunsch: für Haus Hiritsu zu kämpfen. Mehr wollte ich von meinem Leben nicht. Ich war zehn Jahre bei Haus Hiritsu, und in dieser ganzen Zeit hatte ich schwere Probleme. Von Beginn an waren Ehre und Ruhm, wie ich sie erwartet hatte, kein Thema. Es gab nur Haß auf das Vereinigte Commonwealth und Hanse Davion. Wir fochten in Begegnungen aller Art und nahezu ausschließlich gegen Davion. In den Kämpfen beobachtete ich meine Lanzenkameraden, wie sie sich unter völliger Mißachtung ihres Lebens auf ihre VC-Gegner warfen. Viele von ihnen fielen, und ich nehme an, daß die meisten es darauf anlegten. Mit achtundzwanzig war ich der Älteste in meiner Lanze. Trotz neuer Rekruten waren wir ständig unterbesetzt. Schließlich konnte ich nicht mehr hassen. Um meiner Seele willen mußte ich mich von Hiritsu lossagen. Outreach war nahe, und ich konnte mit geringen Schwierigkeiten hierher fliehen.«
Rose blickte den Mann an und fragte sich, was er hatte tun müssen, um aus seinem Kriegerhaus zu entkommen. Rose hatte noch nie eines der berühmten capellanischen Kriegerhäuser in Aktion gesehen, aber er wußte von ihrer Tradition fähiger MechKrieger und wilder Kämpfer. Von allen Kriegerhausmitgliedern wurde fanatische Hingabe an das himmlische Amt des capellanischen Kanzlers erwartet, auf dem Schlachtfeld ebenso wie im übrigen Leben. Den Liao-Raum zu verlassen, mußte enormen Mut und gewaltige Opferbereitschaft verlangt haben.
Rose betrachtete Ajax mit sorgfältig neutraler Miene. Innerlich jedoch hatte er seine Entscheidung bereits getroffen. Wenn die Angaben des Kriegers stimmten, würde er ihn mit Freuden in die Black Thorns aufnehmen. »Morgen drillen wir zum erstenmal als Einheit. Können Sie, wenn ich Sie verpflichte, mit uns trainieren?«
»Ich muß Ihnen leider mitteilen, daß dies nicht möglich ist, Kapitän.«
Rose war überrascht. Er hatte verstanden, daß Ajax einen eigenen Mech besaß, und angenommen, daß dieser sich hier auf Outreach befand. Er runzelte fragend die Stirn.
»Es ist mein Mech, Kapitän. Als ich Haus Hiritsu verließ, nahm ich ihn mit, obwohl er zweifelsohne rechtmäßiges Eigentum des
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