BattleTech 20: Die Stunde der Helden
ausgeschickt hatte, die Legion zu vernichten. Anschließend zog sich die Einheit erfolgreich von der Oberfläche jener Welt zurück.«
Alex pausierte und ließ seinen Blick über die Versammlung schweifen, bevor er weitersprach. »Die Kämpfe auf Helm sahen die Gray Death Legion in ihrer besten Stunde. Obwohl verraten, weigerten wir uns zu kapitulieren. Bis an die Grenzen unserer Leistungsfähigkeit getrieben, haben wir doch das Wissen des Sternenbundes davor bewahrt, vernichtet oder von unseren Feinden mißbraucht zu werden. Und obwohl in der Minderzahl, haben wir weitergekämpft. All das bedeutet es, Teil der Gray Death Legion zu sein. Viele gute Männer und Frauen haben bei den Kämpfen auf Helm ihr Leben gelassen, und andere sind vor und nach jenem schicksalhaften Tag für den Grauen Tod gefallen. Mein Vater hat den Jahrestag unseres Kampfes auf Helm als Gedenktag für alle die Helden festgelegt, die in den Diensten der Legion gefallen sind. Ihre Namen und ihre Taten werden für immer in unseren Herzen weiterleben, gleichgültig ob sie Fußsoldaten oder MechKrieger waren. Und auch wenn es unmöglich wäre, alle ihre Geschichten hier und heute vorbeiziehen zu lassen, können wir sie alle als die Helden, als die sie sich erwiesen haben, erinnern und ehren.«
Während Alex weitersprach, ruhte McCalls Blick zwar auf dem jungen Carlyle, aber in Gedanken sah er andere Legionäre, die er mit Stolz seine Kameraden genannt hatte. Delmar Clay war bis zur letzten Schlacht auf Sudeten sein Lanzengefährte und bester Freund gewesen. Und Isoru Koga, der Ronin-MechKrieger, der durch falsche Anschuldigungen eines Rivalen in seinem alten Regiment aus dem DraconisKombinat vertrieben worden war. Koga war bei einem Mechzweikampf mit seinem alten Feind gestorben. Er hatte die Maschine seines Gegners vernichtet, während sein Lebensblut bereits aus einer tödlichen Bauchwunde strömte.
Randolph Blake und Erin Sharpley waren im Krieg von 3039 auf obskuren Kurita-Grenzwelten geblieben, während sich Sharyl, die zur MechKriegerin aufgestiegene Tech von Dahar IV, nach Abschluß dieses Konflikts entschieden hatte, die Legion zu verlassen. Die einzigen noch aktiven MechKrieger aus der ursprünglichen Truppe waren Grayson und seine Frau Lori, Tracy Kent, de Villar und Kommandanthauptmann Hassan Ali Khaled, der mit dem Zweiten Bataillon weit entfernt auf Borghese stand.
Andere Namen und Gesichter traten vor sein inneres Auge: Der zähe alte Ramage, der in den Anfangstagen die Infanterie befehligt hatte, bevor er McCalls Vorgänger als Waffenmeister geworden war. Er war gestorben, wie er gelebt hatte, kämpfend – er hatte Grayson Carlyle in einem wilden Gefecht mit den Clans auf Pandora den Rücken gedeckt, als ihn sein Schicksal ereilte. Und Renfred Tor, der Handelsschiffkapitän, der mit seinem Sprungschiff einer von Carlyles ersten Gefährten geworden war. Er war als einziger im Bett gestorben und hatte eine Tochter hinterlassen, die das Familiengeschäft weiterführte. Als Kapitän der alten Ärgernis war Katrina Tor die dienstälteste Raumschiffskommandantin der Legion. Wie Khaled war auch sie mit der anderen Hälfte der Legion unterwegs.
Und es hatte so viele andere gegeben. Manchmal ließen die Heldentagsfeiern in McCall die Frage aufsteigen, warum er das alles noch mitmachte. Das Söldnerleben war hart, voller Gefahren und Unbequemlichkeiten, und erfüllt von der sicheren Gewißheit, daß der endlose Krieg jeden Kameraden umbringen würde, wenn nicht heute, dann morgen. Es hatte eine Zeit gegeben, da hatte McCall nur den Ruhm und die Ehre gesehen, aber inzwischen wußte er es besser. Er hatte seinen ersten BattleMech verloren, ein Auge, einen Arm und zahllose Freunde.
Er schloß einen Moment die Augen. Die Gesichter der Toten blieben bei ihm. Manchmal trug er sich mit dem Gedanken, alles aufzugeben, so wie Bear. Er war jetzt fünfundfünfzig Jahre alt. Das Leben eines Mech-Kriegers eignete sich besser für Jüngere, mit den Reflexen und dem Enthusiasmus der Jugend. Es war fast zwei Jahre her, seit McCall einen BattleMech ins Gefecht geführt hatte, auch wenn er noch in den TrainigsMechs, die er gegen die Kadetten steuerte, Cockpitzeit sammelte. Er fragte sich häufig, ob er einer echten Schlacht noch gewachsen wäre.
Es war ein Leben, das ihm langsam aus den Händen glitt, aber es war das einzige Leben, das Davis McCall kannte.
»Der Heldentag ist ein Tag des Angedenkens. Es geht nicht darum, verlorene Freunde zu betrauern,
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