BattleTech 20: Die Stunde der Helden
gesehen hatte.
Als Rodlands Gesicht wieder auftauchte, war seine Miene düster. »Der Computer gibt Ihnen recht. Aber Sie können Ihr Leben und das Ihrer Besatzung nicht einfach wegwerfen.«
»Wir werden sehen. Vielleicht haben wir ja eine Überraschung für unsere Gegner.« Wer’s glaubt, fügte Drake in Gedanken hinzu, aber er konnte sich jetzt keine offenen Zweifel leisten. »Ich werde versuchen, sie so lange wie möglich aufzuhalten. Antilope Ende.« Er bedeutete dem KommTech, die Verbindung zu unterbrechen und konzentrierte sich wieder auf den taktischen Schirm. Im Grunde war es eine ganz einfache Aufgabe. Er mußte nur die Aufmerksamkeit des gegnerischen Kapitäns erregen…
Bei drei G Andruck war jede Bewegung eine Tortur. An Bord des Landungsschiffs Merkur der Bewegung für ein Freies Skye bewegte Raumkommandant Otto Jaeger die Finger mit betonter Sorgfalt über die Kontrollen. Es wäre zu leicht möglich gewesen, unbeabsichtigt einen Finger über das falsche Sensorfeld zu ziehen. Jeder Raumoffizier wußte, daß unter diesen Schwerkraftbedingungen Schnelligkeit zweitrangig war.
Er rief die Ortungsanzeige auf und studierte das Muster aus Linien und Symbolen, das den Raum um das Landungsschiff überdeckte.
»Haben Sie ihn, Sir?« fragte der OrtungsTech. Er klang beunruhigt.
Jaeger studierte die rote Vektorlinie, die das feindliche Schiff repräsentierte, das sich unter Eigenschub geradewegs auf die Merkur zubewegte. »Ich habe ihn. Sieht nach einer Gazelle aus. Der denkt doch wohl nicht ernsthaft daran, uns anzugreifen?«
»Sieht ganz danach aus, Kapitän«, erwiderte der Erste Offizier.
»Ein Selbstmörder«, erklärte Jaeger. Genaugenommen war die Gazelle größer und besser bewaffnet als sein Schiff, aber nur, wenn man das Jägerkontingent der Merkur nicht berücksichtigte. Niemand konnte bei vollem Verstand ein einfaches Transportlandungsschiff gegen einen Jägertender mit vollem Luft/ Raumkontingent setzen. Es sei denn…
»Infodienstdaten«, bellte Jaeger. »Was haben wir über die Schiffskapazität des Grauen Todes?«
»Es ist nur ein Schiff der Gazelle-Klasse aufgeführt, Kapitän Jaeger«, erwiderte der Erste Offizier. »Die Antilope. Bis vor zwei Monaten Standardkonfiguration. Keine Hinweise auf spätere Umbauten oder Modifikationen.«
Jaeger starrte nachdenklich auf den Schirm. »Ihr Kapitän ist entweder ungewöhnlich tapfer oder ungewöhnlich dumm«, stellte er fest. »Er kann uns bestenfalls eine Weile aufhalten.«
»Vielleicht reicht ihm das, Sir.«
»Na schön. Je schneller wir mit ihm fertig sind, desto eher können wir uns um das Sprungschiff kümmern. Startbefehl für die Jäger. Sie sollen ihn aus dem Weg räumen. Und zwar schnell.«
»Aye aye, Kapitän«, bestätigte der I-O.
Jaeger hielt den Blick auf dem Ortungsschirm und lächelte kalt. Wenn sich ihre Gegner einbildeten, mit Verzögerungstaktiken gewinnen zu können, befanden sie sich schwer im Irrtum. Dieser Kampf würde nicht lange dauern.
»Und fünf! Vier… drei… zwo.«
Im Cockpit seines Luzifer umklammerte Raumleutnant Sean Ferguson den Steuerknüppel mit beiden Händen. Noch vor wenigen Minuten hatte er sich über das Nichtstun beschwert. Jetzt umschlossen eisige Geisterhände seine Eingeweide. Das hier war keine Simulation, kein ruhiger Übungsflug. Das hier war ernst…
»Start!«
Der Andruck rammte ihn nach hinten in den Kontursitz, als das Hangarkatapult den Luft/Raumjäger ins Nichts hinausschleuderte. Aus den Augenwinkeln sah Ferguson für einen Sekundenbruchteil den langgezogenen Rumpf der Merkur vorbeihuschen. Dann war der Jägertender hinter ihm außer Sicht.
Er zählte die vorgeschriebenen Sekunden ab, bevor er das Triebwerk einschaltete. Das Landungsschiff hatte auch während des Ausstoßens der Jäger weiter beschleunigt, so daß sich die Flugvektoren von Mutterschiff und Jäger ständig weiter voneinander entfernten. Sobald das Landungsschiff außerhalb des Gefahrenbereichs der Triebwerksdüsen war, konnte Ferguson auf Impulskraft schalten.
»Rote Staffel von Rot Eins.« Hobarts Stimme drang krachend aus dem Helmlautsprecher. »Navputer auf KUT-Einspeisung von Roter Mutter setzen.«
Fergusons Finger huschten über die Instrumente neben seinem linken Bein. Unter den überspielten Daten veränderten sich die Cockpitanzeigen. Die Merkur verfügte über weit leistungsfähigere Sensoren als irgendein Jäger, und ihr Computer war größer und schneller. Mit störungsfreien
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