BattleTech 21: Kalkuliertes Risiko
kampffähig war. Der Verlust der Autokanone und die Löcher in der Panzerung am linken Arm und rechten Torso ließen wenig Zweifel am Ausgang des Gefechts, aber Wu hätte noch weiterkämpfen können.
Kai rückte vorsichtig vor und zielte auf die Beine des Cataphract. Die Impulslaser schälten die Panzerung vom rechten Bein der Maschine. Das Projektil des Gaussgeschützes zuckte silbrig durch den von den Lasern erzeugten Metallnebel und schlug in der linken Hüfte des Mechs ein. Die wenigen Panzerreste, die das Bein noch besessen hatte, gesellten sich zu den Trümmern unter ihm, dann grub sich die Kugel durch die massigen Myomerbündel und traf den TitanstahlOberschenkelknochen. Der Aufprall zerschmetterte den Knochen, und die Kugel verschwand irgendwo in den Tiefen der Fabrik.
Kai öffnete den Kanal. »Sie haben einen guten Kampf geliefert, Wu Deng Tang. Wenn Sie einverstanden sind, werden wir jetzt aufhören.«
»Danke, Kai Allard-Liao. Ich würde jederzeit weiterkämpfen, aber es hätte keinen Sinn mehr. Ich habe einen Sohn, dessen Geburt ich noch erleben möchte.«
Kai lachte. »Und ich möchte ihm den Vater nicht rauben. Es ist vorbei. Ich habe gewonnen, aber Sie brauchen sich nicht besiegt zu fühlen.«
28
Mandrinn Tormano Liaos Landgut
Solaris VII Mark Tamarind
Vereinigtes Commonwealth
20. April 3056
Tormano Liao strahlte seine Gäste an, als Deirdre Lear und ihr junger Sohn in das informelle Speisezimmer seines Gutes in Equatus geführt wurden. »Was für eine Freude, Ihnen endlich zu begegnen, Doktor.« Er verbeugte sich vor ihr, dann drehte er sich etwas zur Seite und verbeugte sich vor David. »Und dich, junger Mann.«
David verneigte sich. »Zao, Mandrinn Liao.«
Ehrlich überrascht applaudierte Tormano. »Bravo, David, dein Chinesisch ist ausgezeichnet.«
Davids Mutter wurde rot. »Er hat auf Zürich ein wenig gelernt.« »Gut«, meinte Tormano. »Das Erlernen unserer verschiedenen Sprachen ist der erste Schritt zur Wiedervereinigung der Menschheit.«
Er winkte die beiden an seinen Tisch, der mit einfachem Geschirr gedeckt war, um die Pracht des Landguts etwas zu mildern. Der Tisch selbst stand in einer verglasten Veranda. Da es beinahe Mittag war, erstrahlte sie im hellen Sonnenlicht. »Ich muß mich dafür entschuldigen, daß ich Sie nicht schon gestern abend am Raumhafen empfangen habe.« Tormano setzte eine schmerzlich berührte Miene auf. »Mein Neffe war mit einem seiner Kämpfe beschäftigt, und ich mußte leider anwesend sein. Ich wäre dieser Verpflichtung gern entkommen, aber ich hatte Herzog Ryan Steiner zum Gast, und, nun ja, in diesen politisch angespannten Zeiten wäre es unklug gewesen, ihn zu verprellen.«
Deirdre hob David hoch und setzte ihn auf einen Stuhl, von dem aus er auf den Rasen und den dichten Wald hinaussehen konnte, die das Gutshaus umgaben. »Wir sind wohl beide Gefangene der Politik, Mylord.«
Tormano runzelte einen Augenblick die Stirn, dann zwang er sich zu einem Lächeln. »Doktor, glauben Sie mir, ich weiß, Sie hätten es vorgezogen, auf Zürich zu bleiben und sich um ihre Patienten zu kümmern. Ihr Pflichtgefühl steht außer Frage, und die zwei Ärzte, die ich in die Klinik geschickt habe, um Sie während Ihrer Abwesenheit zu vertreten, sollten deutlich machen, wie hoch ich Ihre Dienste an meinem Volk schätze.«
Deirdre setzte sich ihm gegenüber. »An Ihrem Volk? Verzeihen Sie, aber Zürich ist Teil des Vereinigten Commonwealth.«
Tormano hob beide Hände. »Ah, ja, Sie haben völlig recht. Ich habe versucht, meine väterlichen Gefühle für die Welten zu unterdrücken, die einst Teil der Konföderation Capella waren. Aber ich muß zugeben, ich fühle eine stärkere Verbundenheit mit ihrer Bevölkerung, als es Prinz Victor oder irgendein anderes Mitglied der Familie SteinerDavion zu tun scheint. Ich hatte gehofft, Kai würde mein Interesse teilen, doch leider…«
Deirdre sah ihn fragend an. »Aber Kai finanziert das Medozentrum, in dem ich arbeite.«
»Gezwungenermaßen, ja, das tut er.« Tormano stockte, als ein Schatten über Deirdres Gesicht zog.
Sie mag Kai nicht, aber sie weigert sich, das Schlimmste anzunehmen. Ich muß vorsichtig sein.
»Er weiß, daß ich viele meiner Projekte nicht länger tragen kann, seit Victor Davion die finanzielle Unterstützung für das Freie Capella zusammengestrichen hat. Die Ernennung Herzog Peters zu meinem Verbindungsoffizier wird dem Spendenaufkommen hoffentlich neuen Aufschwung geben, ebenso wie, hoffe ich,
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