BattleTech 21: Kalkuliertes Risiko
zum Bücherregal an der Nordwand seines Büros. Er betätigte einen versteckten Knopf unter einer Zierleiste, und das halbe Regal glitt vor und zur Seite. »Ich zeige Ihnen jetzt ein Staatsgeheimnis, Alex, aber ich verlasse mich darauf, daß Sie es nicht verraten werden.«
Aus dem Geheimgang trat ein flachsblonder Mann, etwa einen Kopf größer als Victor, und nickte dem Prinzen zu. Er kratzte seinen blonden Bart, dann ging er ein paar Schritte in den Raum und reichte dem älteren Mann die Hand. »Minister Mallory? Ich bin Jerrard Cranston.«
Mallory nahm die Hand und schüttelte sie, weigerte sich aber, sie anschließend loszulassen. Er zog den Mann näher heran, dann riß er sich los, als habe er sich die Finger verbrannt. »Nein! Das kann nicht sein!«
»Warum nicht?« Victor schloß den Geheimgang und kehrte an seinen Platz hinter dem Schreibtisch zurück. »Kai Allard-Liao hat man auf Alyina für tot gehalten, aber er ist aus dem Grab zurückgekehrt. Warum sollte ich Galen Cox diesen Luxus verweigern?«
Mallory fiel die Kinnlade herunter. »Aber warum dieses Täuschungsmanöver? Ihre Schwester trauert um ihn. Sie sollte es erfahren.«
»Das ist unmöglich.«
»Sie müssen es ihr sagen. Die Wahrheit vor ihr zu verbergen, ist monströs!« Mallory schauderte. »Ihr Vater hätte nie etwas Vergleichbares getan.«
»Mein Vater stand nie vor demselben Problem.« Victor wollte Curaitis bitten, die Lage zu erklären, aber er wußte, der wortkarge Agent würde Einzelheiten unterschlagen, die ein besseres Verständnis förderten. »Alex, Galens Überleben ist Teil eines Prozesses. Lassen Sie es mich erklären, und dann können Sie entscheiden, ob ich ein Monster bin oder meinen Freund vor einem beschütze.«
»Bitte, Hoheit, fangen Sie an.«
»Am achtzehnten April erhielten wir eine Prioritätsnachricht von Solaris, derzufolge Sven Newmark, Ryans Adjutant, mit Sergej Chou Kontakt aufgenommen und ihn beauftragt hatte, einen Attentäter zu finden, der Galen töten sollte. Wir hätten es bereits früher erfahren, aber wie Sie wissen, gab es technische Schwierigkeiten. Ich habe sofort Curaitis nach Solaris geschickt, um die Attentäter abzufangen, Galens Tod vorzutäuschen, um weitere Anschläge zu verhindern, und Ryan genug Leine zu lassen, damit er sich selbst daran aufhängt, als Strafe für den Tod meiner Mutter. Wie Sie wissen, operierte der Mann, der meine Mutter ermordete, von Solaris aus, und Chou hat den Auftrag vermittelt. Newmark lieferte uns eine Verbindung zwischen Ryan und Chou.« Victor sah hinüber zu Galen. »Galen wußte nichts von dem Plan, seinen Tod vorzutäuschen, bis Curaitis ihn in der Penthouse-Suite des Hotels abholte und im letzten Augenblick vor der Explosion in Sicherheit brachte.«
Curaitis schloß halb die Augen. »Wir hatten einen Trupp Pfadfinderinnen arrangiert, der Katherine in der Lobby aufhielt, so daß sie nicht in der Suite war, als die Bombe hochging.«
Galen nickte ernst. »Als ich Curaitis traf, überraschte ich ihn mit der Mitteilung, daß Katri… Katherine und ich uns sehr nahe gekommen waren. Wir kamen überein, daß sie im Glauben gelassen werden mußte, ich sei wirklich umgekommen, bis sie wieder auf Tharkad war, hauptsächlich, damit sie bei ihrer Ankunft für die Medien einen entsprechend verzweifelten Eindruck machen konnte. Hätten wir damals schon gewußt, was wir heute wissen, wäre uns klar gewesen, daß sie das auch hätte vorspielen können – zum Teufel, daß sie es gespielt hat.«
Mallory runzelte die Stirn. »Ich verstehe nicht.« »Wir greifen den Dingen vor.« Victor verschränkte die Hände und legte sie in den Nacken. »Um in der vorliegenden Situation alles normal erscheinen zu lassen – schließlich hätte auch Katherine das Ziel des Anschlags sein können -, evakuierte Curaitis sie und ließ das Hotel nach Beweisen absuchen. Alles, was dabei gefunden wurde, nahm er mit an Bord des Landungsschiffes. Auf dem Flug hierher erwähnte einer der Agenten, die Katherine in der Hotelhalle bewacht hatten – ein Mann, der keine Ahnung hatte, daß wir die Bombe gelegt hatten – einem LabTech gegenüber, daß einer von Ryans Adjutanten Katherine eine Notiz überbracht hatte. Der Mann, er hieß David Hanau, war ihm aufgefallen, weil er so nervös wirkte, und weil die Nachricht Katherine zu einem Wutausbruch veranlaßte, bei dem sie den Zettel zerknüllte und wegwarf. Der Agent nahm an, es könnte sich um einen Versuch gehandelt haben, sie zurück in ihr Zimmer zu locken.
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