BattleTech 21: Kalkuliertes Risiko
Vergangenheit hast du auch diesmal deine persönlichen Bedürfnisse zugunsten anderer zurückgestellt.«
Deirdre zögerte einen Moment, und eine Träne kullerte über ihre Wange. Kai wischte sie ab. »Das ist nicht nötig, Deirdre. Du brauchst dich nicht zu quälen.«
»Doch, Kai, als Buße für mich und als Entschuldigung für dich.« Sie sah hoch in seine ruhigen Augen. »Du mußt wissen, ich habe dich nicht wegen irgend etwas, das du getan hast, verteufelt, sondern aus dem Glauben, du hättest meine Worte als Anlaß und Rechtfertigung für dein Leben hier mißbraucht. Ich war wütend auf dich, weil du pervertiert und verraten hattest, was wir auf Alyina besaßen, und das Potential nicht verwirklicht hast, vor dem ich mich so gefürchtet hatte. Dem ich mich nicht gewachsen fühlte.«
Kai lachte auf eine köstliche Weise, hob ihre Hände ans Gesicht und küßte ihre Handflächen. »Du hattest recht, wütend auf mich zu sein. Ich habe dich verraten, und ich hatte es bestimmt nicht verdient, der Vater deines Sohnes zu sein.«
Sie runzelte die Stirn. »Aber der Fonds, die Verträge, die du abgeschlossen hast, was du gegen deinen Onkel unternommen hast. Das sind alles Dinge, auf die du stolz sein kannst.«
»Kann sein.«
Deirdre sah ihn fragend an. »Da muß mir irgend etwas entgangen sein.«
»Genau wie mir, Frau Doktor…« Kai sah sie an und mußte lächeln. »Siehst du, als du mich auf Alyina weggeschickt hast, hast du das mit meinem militärischen Denken erklärt. Taman und die anderen Elementare hatten mich endlich davon überzeugt, daß ich ein verdammt guter Krieger war, und deine Worte machten das zu einem Mehrheitsvotum. Das und – ich schäme mich, es zuzugeben – sonst kaum etwas hat mich dazu gebracht, nach Solaris zu kommen. Ich habe vorher Hanse Davions Begräbnis beigewohnt und das Grab meines Vaters besucht, aber mein Ziel habe ich dabei keine Sekunde aus den Augen verloren. Mein ganzes Leben lang war mein Vater der größte Krieger gewesen. Ich hatte mir eingeredet, wenn ich nach Solaris kommen und seinen Erfolg wiederholen könnte, würde ich mich auch als großer Krieger beweisen. Das hätte deine Sicht von mir bestätigt. Das wollte ich, denn das hätte bedeutet, daß du mein wahres Ich gesehen hast. Das Ganze wurde dann in meinen Gedanken noch mit Bruchstücken der Clanphilosophie vermengt, so daß ich nach meinem Sieg auf dieser Welt das Gefühl hatte, meinem Vater Tribut zu zollen. Mit jedem Sieg stieg mein Ansehen, und damit auch das seine. Deswegen habe ich meinen Stall Zenotaph getauft. Ich sah ihn als Denkmal für ihn. Indem ich anderen half, die auf Alyina oder im Krieg gewesen waren, weitete ich das auf das Angedenken all derer aus, die im Kampf gegen die Clans gefallen waren.« Er schluckte. »Was mir nicht klar war, bis ich vor kurzem jemanden gegenübertreten mußte, dessen Ruhmesträume frontal mit meinen Friedenshoffnungen kollidierten, ist die Tatsache, daß ich meinem Vater damit nicht nacheiferte, sondern ihn verhöhnte. Die eine große Botschaft, die ich als sein Erbe ansah, stammte aus seinem Kampf gegen deinen Vater. Er sagte mir, daß es nie einfach werden dürfe, einen Menschen zu töten, und ich schwor mir, diesen Grundsatz niemals zu verletzen. Ich hatte im Krieg genug Tod und Leid gesehen, und ich glaubte, meinen Vater zu ehren, indem ich hier durch Können siegte, statt durch brutale Gewalt. Aber die weit wichtigere Lektion hatte ich nicht gelernt. Als ich ihn einmal gefragt habe, warum er Solaris verlassen hatte, nachdem er Champion geworden war, antwortete er mir, das habe er getan, weil er in der realen Welt gebraucht wurde. Weit von hier entfernt ist mir klar geworden, daß ich mich vor der Wirklichkeit versteckt gehalten habe. All meine wohltätigen Aktionen, die Reformen, all das waren nur Versuche gewesen, mein Gewissen zu beruhigen, Bestechungsversuche, damit ich hierbleiben und mich meinem Schicksal entziehen konnte.«
Deirdre küßte seine Hände. »Aber diese Programme haben realen Menschen geholfen. Sie sind ein Fenster in deine Seele. Auf Alyina hast du mir gesagt, du wärst bereit, die Verantwortung des Kriegers zu übernehmen, so furchtbar sie auch sein mag, damit andere, die ihr nicht gewachsen sind, es nicht trotzdem versuchen müssen. Das hast du getan, hier, und mit Erfolg.«
»Ja, Deirdre, sicher, aber ich habe nicht die ganze Verantwortung akzeptiert. Als ich hierher zurückgekehrt bin und mich entschlossen habe, mit meinem Onkel abzurechnen, fühlte
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