BattleTech 21: Kalkuliertes Risiko
die örtliche Nachrichtensprecherin zu sehen. Sie trug eine blaue Seidenbluse unter einer gelben Wolljacke. Über ihrer linken Schulter hing eine Karte der Mark Sarna. Vier der Welten auf der Karte verwandelten sich plötzlich in vielfarbige Explosionssymbole.
Er hob die Hand. Seine Freunde verstummten. »…Reihe von Anschlägen gegen Garnisons- und Polizeianlagen auf Zürich, Aldebaran, Styk und Gan Singh. Die Verantwortung für diese Angriffe haben Fraktionen der liaofreundlichen Untergrundorganisation Krieg des Lichts übernommen. In ihren Botschaften betonten sie, daß der Widerstand gegen die ungesetzliche Besatzungsregierung Victor Davions bis zur Wiedervereinigung der Mark Sarna mit der Konföderation Capella fortgesetzt werden wird. Sprecher des Vereinigten Commonwealth bezeichneten die Anschläge als ein ›pathetisches Aufbegehren reaktionärer Kräfte gegen eine Entwicklung, die ihre Mitbürger längst akzeptiert und zu ihrem Vorteil genutzt haben‹.«
Peter schüttelte den Kopf. Dann bemerkte er, wie einer seiner Leibwächter am Nebentisch ebenso reagierte. »Sun-Tzu wird frech. Jemand sollte ihm mal klarmachen, daß er die Uhr nicht zurückdrehen kann.«
Erik Crowe nickte zustimmend und schüttete den Rest Timbiqui Dark in sein Glas. »Er spielt mit seinem Onkel. Tormano redet schon lange lauthals davon, zurückzukehren und den Thron an sich zu reißen. Jetzt, wo dein Bruder sich entschlossen hat, das Freie Capella auf Sparflamme zu setzen, stößt Sun-Tzu ihn an, um zu sehen, wie weit das seinen Onkel geschwächt hat.«
Der Mann, der Crowe gegenüber saß, kratzte sich am Kopf. »Könnte sein, Eric, aber vielleicht will Sun-Tzu auch herausfinden, wie stark wir die Sarna-Grenze noch sichern. Jetzt, wo die Clans unsere Aufmerksamkeit erfordern, könnte ein Teil dieser Systeme nach leichter Beute aussehen.«
»Stimmt schon, Ben, nur hat Sun-Tzu nicht die militärische Stärke, eine unserer Welten einzunehmen.« Peter schnaufte, als er sich seine Worte noch einmal durch den Kopf gehen ließ. »Okay, vielleicht sollte ich das anders formulieren. Er könnte wahrscheinlich eine Welt einnehmen, aber er könnte sie nicht lange halten. Wir würden sie uns zurückholen, und er würde in diesem Spielchen eine Menge Prestige einbüßen. Außerdem könnte uns das reizen, ihm eine Abreibung zu verpassen und zu tun, wozu sein Onkel nicht in der Lage ist.«
»Aber was, wenn Sun-Tzu aus der Liga Freier Welten angriffe?« Ben lehnte sich vor, holte Erics leere Bierflasche und stellte seine halbvolle ihr gegenüber auf. »Wenn er aus den Freien Welten käme und sich dann wieder über die Grenze zurückzöge, könnten wir ihn nicht verfolgen.«
Peter hielt seine Flasche am ausgestreckten Arm neben den Tisch. »Das würde Thomas Marik nicht zulassen, weil sein Sohn auf New Avalen in Behandlung ist. Wir würden dem kleinen Joshua zwar nie etwas tun, aber darauf kann es Thomas nicht ankommen lassen. Außerdem, wenn Joshuas Leukämie nicht geheilt wird, sitzt Thomas in der Klemme. Dann wird Sun-Tzu seine Tochter Isis heiraten und eines Tages sein Reich übernehmen.«
»Das wäre das erste Mal in den letzten zweihundert Jahren, daß Liao irgend etwas übernommen hat.« Eric hielt die leere Flasche hoch und wedelte damit, um die Aufmerksamkeit der Bedienung zu erregen. »Ich würde eher sagen, Sun-Tzu versucht sich etwas Spielraum für den Fall zu verschaffen, daß Kai Allard-Liao Wu Deng Tang schlägt. Nein, ich werde es anders formulieren: Wenn Kai ihn so deklassiert, wie es die Buchmacher voraussagen.«
»Das wird er.« Peter nahm einen Schluck Bier, dann grinste er. »Ich war an der MANA, als Kai in der Abschlußklasse saß. Er war der erste Kadett überhaupt, der das La-Mancha-Szenario gewonnen hat. Jemand, der eine aussichtslose Lage in einen Sieg verwandeln kann, ist von einem einzelnen Liaoisten in einem BattleMech nicht aufzuhalten.«
Die drei lachten, bis der Wutausbruch eines Gastes an der Theke ihre Freude übertönte. Peter schaute hoch und sah auf dem Holoschirm Polizei beim Einsatz von Wasserwerfern gegen Demonstranten. Er hatte geglaubt, gegen solche Szenen inzwischen immun zu sein, aber plötzlich zuckte er zusammen.
Moment mal, das ist der Freiheitsplatz hier in der Innenstadt! Sie müssen vor dem Spiel heute abend die Straßen gesäubert haben. Ich habe gar nicht gewußt, daß es eine Demonstration gegeben hat.
»O ja, wir haben Redefreiheit«, tobte der Thekengast. »Jedenfalls, solange man
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