BattleTech 21: Kalkuliertes Risiko
haben.«
Deirdre mußte ihm zustimmen, auch wenn sie wußte, daß es sehr hart formuliert war, wenn man bedachte, wo man das Lager aufgeschlagen hatte. Das dreistöckige Gebäude war mitten im Regenwald errichtet worden und erst auf den letzten fünfundzwanzig Metern der Anfahrt über den holprigen Weg zum Haupteingang unter den Bäumen aufgetaucht. Als sie aus dem Radfahrzeug gestiegen war, hatte Deirdre so viele Fußspuren gesehen, daß sie annahm, die meisten Patienten trafen entweder zu Fuß oder auf Tragbahren hier ein.
»Wir haben das Zentrum hier abseits von Daosha aufgebaut, weil wir wußten, daß große Teile der Landbevölkerung Angst haben, in die Stadt zu gehen. Wir beziehen den Strom von Daosha, aber für alle Fälle haben wir auch eigene Generatoren.« Rick Bradford zog ein Taschentuch hervor und wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht. »Eigentlich haben wir auch eine Klimaanlage, aber momentan wird sie gerade repariert.«
Die Risse in den Bodenfliesen und die schmutzigen Wände ließen noch andere Reparaturarbeiten notwendig erscheinen, aber Deirdre ignorierte das. »Sie haben einhundertfünfzig Betten?«
Bradford nickte und winkte sie weiter. »Fünfzig pro Stockwerk. Unten ist die Kinderstation. Hier wird alles außer der postchirurgischen Rehabilitation durchgeführt. Die liegt zusammen mit der Intensivstation und den OPs im obersten Stock. Dazwischen sind die Stationen für erwachsene Patienten. Hier bringen wir auch die meisten ansteckenden Fälle und Schwangerschaften unter – natürlich getrennt und gut abgeschirmt.«
»Natürlich«, grinste Deirdre, und Bradford erwiderte ihr Lachen. »O ja, die Notfallstation ist auch im Erdgeschoß, mit einem eigenen OP. Natürlich gibt es Triageregeln, aber die brauchen wir nur selten.«
Anne Thompson, deren weiße Uniform in der hohen Luftfeuchtigkeit bereits zu welken begann, versuchte eine ernste Miene aufzusetzen. Bei ihren roten Pausbacken war das nicht leicht. »Haben Sie eine Hospizabteilung für unheilbare Fälle?«
Bradford schüttelte den Kopf. Erste Müdigkeit nahm ihm etwas von der Lebendigkeit, die er bisher gezeigt hatte. »Ich weiß, daß Sie auf den Umgang mit unheilbaren Kranken spezialisiert sind, aber bisher hatten wir nicht die Leute, um so etwas einzurichten. Ich hoffe, Sie können das in die Hand nehmen. Eigentlich wollte ich bei Ihrer Ankunft schon weiter sein, aber unsere Mittel wurden gekürzt, als die Regierung vor einem Jahr mit ihrer Sparpolitik begann.«
Cathy Hanney verzog das Gesicht, und ihre hellen Brauen trafen sich beinahe auf ihrer Stirn. »Ich dachte, diese Klinik sei unabhängig von der Regierung?«
»Ist sie, ist sie.« Bradford hielt auf der Treppe an und verschränkte die Arme vor der Brust. »Wir werden aus privaten Spendenmitteln finanziert, und während des Clankrieges flossen sie reichlich. Jetzt haben die meisten Spendenaktionen neue Ziele, und den Bürgern des Vereinigten Commonwealth fällt es leichter, Geld für die Umsiedlung Rasalhaager Flüchtlinge zu spenden, als für Menschen, deren Welten vor zwanzig Jahren erobert wurden. Unser größter Geldgeber – wenn Sie so wollen, unser Schutzherr – ist Mandrinn Tormano Liao, aber auch seine Mittel sind begrenzt. Glücklicherweise hat nach einer Lücke von vier Monaten CCI die fehlende Finanzierung übernommen, so daß wir wieder auf Kurs sind.«
Cathy schüttelte den Kopf. »Victor Davions Geld bleibt Regierungsgeld, auch wenn es durch das Freie Capella gewaschen wurde. Ich dachte…«
Deirdre legte die Hand auf Cathys Schulter. »Hören Sie, mag sein, daß Ihnen an Victor Davion einiges nicht gefällt und Sie aus diesem Grund hierhergekommen sind. Was weiß ich, vielleicht glauben Sie, er hätte seine Mutter umbringen lassen…«
»Das hat er auch.«
Deirdre und Rick warfen sich einen schnellen Blick zu, dann schüttelte sie den Kopf. »Das wäre wahrscheinlich ein gutes Thema für ein Gespräch zu einem späteren Zeitpunkt, falls wir die Zeit dafür finden. Möglicherweise wird es nicht viel Freizeit geben, weil so viele Menschen auf unsere Hilfe angewiesen sind. Aber wenn ich helfen kann, interessiert es mich nicht, wessen Geld das Medozentrum finanziert oder mir den Aufenthalt hier bezahlt.«
Cathys blaue Augen wurden zu schmalen Schlitzen. Sie sah von Deirdre zu Rick und wieder zu Deirdre. »Für Sie VerCommies mag es leichter sein, Victors Geld anzunehmen, aber nicht für mich. Sein Vater hat zugelassen, daß die Clans das Lyranische
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