BattleTech 21: Kalkuliertes Risiko
Schultern. »Sie brauchen mich weit mehr als ich Sie, also treffen Sie Ihre Wahl.«
Chandler schluckte. »Sie sind eine verdammt harte Lady.«
»Nein, nur eine Frau, die sich für ihre Arbeit und ihre Patienten einsetzt.« Deirdre ließ die Arme locker an den Seiten herabhängen und die Handgelenke kreisen. »Da haben Sie Ihren Blick, Mr. Chandler. Fangen wir an?«
18
Solaris City, Solaris VII
Mark Tamarind, Vereinigtes Commonwealth
7 . April 3056
Kai verbeugte sich so tief und respektvoll, wie es sich seinem Onkel gegenüber gebührte, aber er wurde das Gefühl nicht los, daß hinter dem Horizont ein Unwetter dräute. Tormanos Einladung zum Mittagessen war nichts Ungewöhnliches gewesen. Sie war von einem Boten zum Zenotaphstall gebracht worden, zusammen mit einem separaten Umschlag. Darin steckte ein kurzer Brief mit einem Dank Nancys für den Besuch in Walhalla.
Kai hatte dem Boten die Nachricht mitgegeben, daß er die Einladung annahm, war unter die Dusche gestiegen und hatte sich umgezogen. Er wußte, sein Onkel würde von ihm eine traditionellere capellanische Kleidung erwarten, als Kai sie üblicherweise trug. In aller Regel kam er Tormanos Wünschen in dieser Hinsicht nach – ebenso wie er bei Besuchen auf St. Ives seine Kleidung auf den Geschmack seiner Mutter abstimmte. Es war Tradition, und es war Familie. Für Kai war es fast eine Instinkthandlung.
Aber diesmal handelte er nicht, wie es von ihm erwartet wurde. Statt dessen entschied er sich nach einiger Überlegung für eine grüne Hose und ein elfenbeinfarbenes Hemd aus feiner capellanischer Seide, die beide in einem Stil geschnitten waren, der besser zu einem Geschäftsessen auf Tharkad oder New Avalon paßte. Dazu wählte er eine schwarze Krawatte mit dem Pferdekopfwappen des St. Ives-Paktes. Er ahnte bereits, was sein Onkel mit diesem Essen bezweckte, und er wollte ihm deutlich machen, daß er sein capellanisches Erbe anerkannte, aber auch seine teilweise Abstammung aus dem Vereinigten Commonwealth nicht verleugnete.
Der kurze Augenblick der Verwirrung in Tormanos Gesicht bestätigte Kai, daß er seinen Onkel durchschaut hatte. Es war weder eine telepathische noch eine hellseherische Leistung gewesen. Vielmehr hatte es eine Reihe von Hinweisen gegeben, die Kai zu seiner Schlußfolgerung gebracht hatten. Sein Onkel war mit wachsender Verzweiflung auf der Suche nach einem möglichst eindrucksvollen Symbol für den Kampf gegen Sun-Tzu, und Kai bot sich geradezu an. Der mißglückte Versuch, Wus Verlobte zu entführen, der Empfang, bis hin zur Einladung an Herzog Ryan, alles bewies, wie verzweifelt Tormano war.
»Vielen Dank für die Einladung, Onkel.« Kai zog einen Stuhl unter dem runden Teakholztisch vor und setzte sich. »Und erlaube mir, dir noch einmal für den Empfang letztens zu danken. Ich habe mich hervorragend unterhalten und auch von vielen anderen nur Gutes darüber gehört.«
Tormano lächelte. »Es war mir ein Vergnügen, Kai. Du weißt, du bist mein Favorit, und ich würde dir nichts verweigern. Deine Erfolge bringen uns allen Ruhm.«
Tormanos Eröffnung war sehr höflich formuliert, passend zu ihrer Umgebung. Der Raum war vollgestellt mit Schätzen aus der Konföderation Capella, vieles davon Geschenke wohlhabender Capellaner aus der Mark Sarna. Für den lebensgroßen Bronzetiger, der in einer Ecke saß und sich die Pfote leckte, hatte Kai schon immer viel übrig gehabt, aber die feingewebten und handbestickten Seidenroben, die eingerahmt an den Wänden hingen, waren noch kostbarer. Zwischen den Roben hingen Reispapiergemälde legendärer Krieger, alle vom selben Künstler. Kai bemerkte, daß seit seinem letzten Besuch ein neues Bild hinzugekommen war.
Tormano nickte in Richtung des Bildes, das Kais Aufmerksamkeit erregt hatte. »Es stammt aus einer Privatsammlung. Es gibt noch vier weitere in der Serie, von denen sich drei im Besitz deiner Mutter befinden. Noch eines, dann ist der Satz vollständig.«
»Viel Glück bei deiner Suche«, meinte Kai, auch wenn er genau wußte, daß Glück bei Tormanos Erfolg kaum eine Rolle spielte. Das Bild hatte ursprünglich in einem Ministerialgebäude auf Sian gehangen. Vor einem Jahr war es zusammen mit einigen anderen Stücken in einem gut geplanten und sauber durchgezogenen Einbruch gestohlen worden. Möglicherweise hatte Tormano das Unternehmen finanziert, obwohl sein Onkel eigentlich zu einer subtileren Vorgehensweise neigte. Aber er würde die Einbrecher zumindest zu ihrer Tat
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