BattleTech 21: Kalkuliertes Risiko
Politik? Nein!
»Ich bin ein Kämpfer, sonst nichts!« Kai hoffte, sein Leugnen wirke auf Tormano nicht ebenso hohl wie auf ihn selbst.
Der Mandrinn lachte laut auf. »Wenn es dich glücklich macht, mach dir ruhig weiter etwas vor. Ich habe dir die Wahrheit gesagt. Du bist Candace’ Sohn. Du hast die Politik mit der Muttermilch eingesogen. Von deinem Vater hast du die Kunst der Täuschung gelernt. Du hast ihm zugesehen, wie er Hanse Davions Feinde manipuliert hat. Die Politik hat deine Kindheit durchdrungen wie das Sonnenlicht eine Wüstenei. Schließ dich mir an. Werde mein Erbe, und eines Tages wirst du Capella von dem Wahnsinn befreien, der es dominiert. Du bist ein Politiker. Politik macht dich zu dem, was du bist, und gibt dir deine Macht. Du kannst ihr nicht entkommen, also benutze sie.«
»Nein!« Kai schlug die Faust in die offene Handfläche. »Ich habe von meiner Mutter und meinem Vater vieles gelernt, aber die wichtigste Lektion war, daß das Töten niemals leicht werden darf, und genau das verlangst du von mir.«
»Und das sagt mir ein Arenakämpfer auf Solaris?« bellte Tormano zurück. »Hältst du mich für schwachsinnig?«
»Nein, nur für besessen.« Kai hatte die Kontrolle über seine Wut zurückgewonnen und lenkte sie nun gegen Tormano. »Sieh dir meine Kampfgeschichte an, Onkel. Ich habe eine lange Reihe von Siegen, eine Handvoll Niederlagen und nur einen toten Gegner. Und zu dessen Tod kam es, als er in der Fabrik ausstieg und gegen eine Mauer geschleudert wurde. Immer wieder habe ich mich geweigert, einem besiegten Gegner den Gnadenstoß zu versetzen. Ich will den Tod eines anderen Menschen nicht auf meinem Gewissen haben. Ich habe als Soldat schon genug getötet. Wenn ich es vermeiden kann, wird es nicht wieder geschehen.«
»Tod ist Tod. Ob auf Solaris oder bei der Befreiung der Konföderation – das bleibt sich gleich.«
»Du irrst dich, Onkel. Du irrst dich gewaltig«, stellte Kai gelassen fest, obwohl er über die Kaltblütigkeit seines Onkels entsetzt war. »Hier auf Solaris ist der Tod eine Frage der eigenen Entscheidung. Die Rechtsanwälte haben einen feststehenden Begriff für den Grund, aus dem weder ein anderer Stall noch die Angehörigen eines Kämpfers mich zur Rechenschaft ziehen können, wenn ich einen Gegner im Kampf töte: Kalkuliertes Risiko. Was auf offener Straße Mord wäre, ist in der Arena akzeptabel, weil jeder, der sich in die Arena begibt, damit die möglichen Konsequenzen dieser Entscheidung akzeptiert. Da draußen im übrigen Universum ist das anders. Bei der Eroberung des Restgebietes der Konföderation Capella würden wir Milliarden von Menschen töten. Ganze Welten könnten dabei entvölkert werden. Wozu? Um dem Selbstwertgefühl eines einzelnen zu schmeicheln, der sich einbildet, am besten zu wissen, welche Regierung ein Volk verdient? Vielleicht kannst du diese Verantwortung akzeptieren, ich kann es jedenfalls nicht.«
»Du mußt, Kai. Es ist deine Pflicht.«
»Nein. Meine Pflicht ist es, das zu verhindern.« Kais Stimme wurde zu einem Grabesflüstern. »Ich bin kein Politiker. Ich bin ein Krieger. Du hast mich an meine Pflicht erinnert, und ich werde sie erfüllen.« Kai trat zur Tür. »Ich werde deine humanitären Projekte weiter finanzieren, Onkel, und ich werde sogar deine Pension übernehmen, falls Victor zu dem Schluß kommt, daß das Vereinigte Commonwealth sie sich nicht mehr leisten kann. Das verspreche ich dir, als dein Neffe und als MechKriegerkamerad. Es ist eine Abmachung, gut gehandelt und akzeptiert, wie man bei den Clans sagen würde. Blaffe weiter. Störe Sun-Tzus Schlaf. Arbeite mit deinem Spionagenetz gegen die Zhanzheng de Guang. Gib den Leben derer, die deine Träume teilen, einen Sinn. Tu, was immer du nicht lassen kannst. Solange du keinen Krieg anzettelst, werde ich nichts gegen deine Anstrengungen unternehmen.«
Tormanos Augen wurden zu dunklen Schlitzen. »Und wenn doch?«
»Ich bin Champion von Solaris, weil ich meine Feinde vernichte.« Kai neigte kurz den Kopf in Tormanos Richtung. »Hast du den Wunsch, mein Feind zu werden?«
Tharkad City, Tharkad
Distrikt Donegal, Vereinigtes Commonwealth
»Sind Sie sicher, daß es die Zehnten Skye Rangers sind?« Victor starrte auf die Hologrammkarte der Isle of Skye, die über dem rautenförmigen schwarzen Tisch des Besprechungsraumes hing.
Alex Mallory, sein Geheimdienstminister, nickte ernst. »Die Zehnten haben ihre Basis verlassen, angeblich für Manöver. Das Büro des Feldmarschalls
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