BattleTech 21: Kalkuliertes Risiko
kurzes Gebet, dann hob er seinen Hut und die Schachtel auf, in der er die Blume transportiert hatte. Mit knirschenden Schritten stapfte er durch den Schnee zum wartenden Schweber zurück.
Als er näher kam, stieg ein hoch aufgeschossener Mann aus der hinteren Tür der schwarzen Limousine. Nachdem er sich sorgfältig umgesehen hatte, hielt er die Wagentür für den Prinz auf. Sein langer schwarzer Mantel stand offen, und seine rechte Hand blieb frei, um die Maschinenpistole aus dem Holster unter der linken Achsel zu ziehen.
Victor zeigte keine Gefühlsregung und gestattete sich lediglich ein leises Grunzen, als er in der Sicherheit des Schwebers war. Curaitis war gegen den einsamen Friedhofsbesuch gewesen und hatte erst zugestimmt, nachdem Victor das Gelände hatte zweiundsiebzig Stunden beobachten und acht Stunden vorher vollständig absperren lassen. Das wird mir unter Curaitis’ Kollegen beim Geheimdienstsekretariat keine neuen Freunde gemacht haben, besonders bei denen nicht, die den Friedhof haben überwachen müssen.
Victor ließ sich in die breiten Polster des Rücksitzes sinken, legte die Schachtel beiseite und knöpfte seinen Mantel auf, als Curaitis ebenfalls einstieg und die Tür schloß. Der große, schwarzhaarige Agent klopfte an das kugelsichere Glas zwischen Fond und Fahrer. »Los.«
Die Turbine des Schwebers heulte auf und hob den Wagen auf ein Luftkissen. Schnee wurde hochgewirbelt, als sei vor den Fenstern ein plötzlicher Schneesturm ausgebrochen, aber der Wagen ließ die Wolke schnell hinter sich. Victor sah hinaus auf das triste Feld aus regelmäßigen Grabsteinreihen auf dem Nationalfriedhof der Triade und fragte sich, ob er auch eines Tages hier mit den übrigen Steiners, die das Lyranische Commonwealth oder dessen Nachfolgerstaat, das Vereinigte Commonwealth, regiert hatten, zur Ruhe gebettet werden würde.
Auch Curaitis, der auf dem Notsitz neben der Tür saß, sah stumm aus dem Fenster. Der Mann würde keinen Laut von sich geben, ohne dazu aufgefordert worden zu sein, aber Victor gab sich keiner Illusion hin, Curaitis würde sich aus Ehrfurcht oder Respekt vor ihm oder seinem Amt so verhalten. Wenn der Sicherheitsagent glaubte, Victor müsse etwas wissen, würde er es ihm sagen. Wenn Victor eine Information verlangte, bestand die Chance, daß Curaitis ihm etwas mehr mitteilte.
»Bericht?«
Curaitis hob die Hand ans Ohr, dann nickte er. »Unsere Teams haben drei Holovidfilmer und zwei ferngesteuerte Aufzeichnungsgeräte gefunden, die Sie beobachtet haben. Zwei der Kameramänner wurden identifiziert – Skandalvid-Zulieferer. Sie werden beobachtet, wurden
aber nicht festgenommen. Der dritte ist uns nicht bekannt, aber es scheint eine Journalistikstudentin zu sein, die versucht hat, ein paar abschließende Bilder für ein Semesterprojekt an der Universität Tharkad zu schießen. Wir halten sie bis zum Abschluß der Überprüfung fest, aber das vorläufige Ergebnis bietet keinen Anlaß zur Besorgnis.«
»Was ist mit den beiden Fernlenkkameras?«
»Eine gehört einem der Vidfilmer. Der Besitzer der anderen ist noch unbekannt. Wir beobachten sie weiter.« Curaitis verzog das Gesicht, als der Schweber um eine Ecke bog. »Wenn sie in den nächsten zwei Tagen niemand abholt, werden wir sie einziehen.«
Victor nickte und zog die schwarzen Lederhandschuhe aus. »Gibt es auch irgendwelche guten Nachrichten?«
Curaitis zuckte einigermaßen indifferent die Achseln. »Peter hat der Wiederansiedlung des Lyons-Goldpanthers in den Marschen des Dor
dogne-Feuchtreservats beigewohnt. Die Maßnahme wurde von Umweltschützern und Jagdverbänden gleichermaßen begrüßt. Das dürfte das erste Mal in der Geschichte sein, daß diese beiden Gruppen einer Meinung waren.«
Der Prinz grinste. »Das ist eine gute Neuigkeit. Hat sich Peter eingelebt?«
»Schwer zu sagen. Ihr Bruder haßt es noch immer, auf einer abgelegenen Welt wie Lyons stationiert zu sein, aber er erträgt es. Seine Mechkompanie scheint ihn zu mögen. Ihre Mitglieder sind zwar recht unerfahren, aber Lieutenant General Wagner meldet, daß ihr Bruder ein fähiger Krieger ist und sein Einfluß spürbar wird. Er kommt auch mit den Einheimischen gut zurecht, und die Art, wie er die Kontrahenten in der Pantherfrage zusammenbrachte, hat eine Menge guten Willen geschaffen. Auf beiden Seiten standen einige einflußreiche Persönlichkeiten.«
»Beruhigen die Leute sich, oder organisiert Ryan noch immer Protestmärsche?«
»Die wenigen Proteste sind
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