BattleTech 22: Fernes Land
auch etwas langatmig, aber sie schien kein Ende nehmen zu wollen. Er fragte sich, wann Popae endlich zur Sache kommen und die anstehende Frage erwähnen würde. Endlich, nach fast vier Stunden pausenlosen Redens, erwähnte sie die Kinder und die Menschen. Dann setzte sie sich. Jetzt, dachte Takuda, würde man ihn um seine Meinung bitten. Aber das geschah mitnichten. Ein zweiter Tetaetae-Ratsherr stand auf und begann zu reden. Er beschrieb die Traditionen der Tetaetae seit Anbeginn der Zeit. Er sprach von der Bedeutung der Kinder für die Tetaetae. Er sprach von der Bedeutung der Erziehung für die Tetaetae. Er sprach langsam, damit Dakodo, der seine Rede für Takuda übersetzte, mitkam. Er sprach vom ersten Auftauchen der Menschen vor fünfhundert Jahren. Er erläuterte Schritt für Schritt die Entwicklung ihrer Beziehungen. Er redete und redete.
Nach einer Stunde hatte Takuda die ersten Aussetzer. Nach zwei Stunden fielen ihm die Augen zu. Nach drei Stunden war er nicht mehr in der Lage, einzelne Worte wahrzunehmen. Und immer noch redete der zweite Ratsherr weiter. Und als endlich fertig war, erhob sich ein anderer an seiner Stelle und fing wieder von vorne an.
Takuda wußte zuwenig von der Geschichte und den Traditionen der Tetaetae, um zu erkennen, daß die Sprecher jeweils andere Ereignisse und Stammesmitglieder erwähnten. Er nickte ein. Nicht einmal sein Bushido-Training konnte ihn über achtzehnstündige, scheinbar identische Reden hinweg wachhalten. Die Tetaetae hatten es da leichter. Sie waren in der Lage, mit einer Hälfte ihres Körpers zu schlafen, während die andere wach blieb. Sie waren für einen Sitzungsmarathon dieser Art geschaffen. Schließlich trafen sie keine für Takuda erkennbare Entscheidung, aber Dakodo versicherte ihm, daß den Menschen keine weiteren Tetaetae-Kinder zur Adoption überlassen werden würden. Die Vogelwesen würden die Menschen jedoch auch weiterhin verehren; daran ließ sich nichts ändern. Takuda wankte zurück in seinen HQ-Bunker und fiel in einen tiefen Schlaf.
35
Als Takuda erwachte, fand er im äußeren Bunkerzimmer einen ihm unbekannten Zivilisten vor, der auf ihn wartete. Der Mann trug eine lange schwarze Robe, die bis auf einen fünfblättrigen Lotusblütenanhänger an einer Eisenkette um seinen Hals keinerlei Verzierung trug. Die fünf Blütenblätter des Lotus unterschieden sich deutlich. Eines war fahlweiß, ein anderes durchsichtig, ein drittes türkisfarben. Das vierte schillerte irisierend, und das fünfte glühte sanft im gedämpften Licht des subplanetaren Bunkers. Der Mann verbeugte sich. »Ich bin Hushiko Miburi. Ich bin ein Bewohner von Amatukaze. Einige von uns haben von Ihrer Anwesenheit erfahren und möchten hören, was Sie zu sagen haben. Wir wissen, was auf unserer kleinen Welt vorgeht, und es gibt viel Leid hier. Wir suchen nach der Harmonie, die durch die momentane Situation zerstört wurde. Wir möchten diese Harmonie wiederherstellen.«
Takuda deutete auf einen der Stühle. Inzwischen waren es drei. Der dritte war ebenso unaufgefordert aufgetaucht wie die beiden ersten. Takuda nahm sich vor, Pita gegenüber zu erwähnen, daß er jetzt genug Stühle hatte. Ansonsten mußte er befürchten, bald keinen Platz mehr in der kleinen Höhle zu haben. Der kleine Einheimische brachte zwei Tassen Kaffee, die letzten aus der Notration. Takuda winkte ihn fort und setzte sich seinem Besucher gegenüber.
»Ich weiß zu schätzen, daß Sie eine so große Entfernung zurückgelegt haben, um mich aufzusuchen, Hushiko Miburi. Auch ich bin daran interessiert, in diesem kleinen Teil der Welt für Harmonie zu sorgen. Ich fürchte jedoch, daß sich unsere Vorstellungen von Harmonie möglicherweise unterscheiden. Wie kann ich Ihnen helfen?«
»In der Geschichte der Städte hat es Zeiten der Harmonie gegeben. Zu Beginn gab es große Unruhen und viele Tote. Aber dann erkannten wir, daß wir alles verlieren würden, wenn wir uns weiter gegenseitig umbrachten. Und wir erklärten ein Ende des Krieges. Diese Zeit des Friedens hielt über viele Jahre an. Die kleinen Städte wurden gegründet. Wir wurden zahlreicher, und unsere Gemeinschaften gediehen. Über die Jahre, die Generationen, die Jahrhunderte, wurden wir stärker und sicherer. Unter den Clans gab es Auffassungsunterschiede, aber die gemeinsamen Erfordernisse hielten den Dissens im Zaum. Es gab immer Einzelne, die versuchten, die Harmonie zu zerstören, aber sie wurden in ihre Schranken verwiesen. Es ist dieser
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