BattleTech 22: Fernes Land
war an seinem Platz geblieben.
Holly Goodall, die Heuschreck-Pilotin, war mit einem anderen Problem zu Takuda gekommen. Wie die übrigen Mitglieder des DEST hatte auch sie ihr Gefolge. Sie hatte ihre Arbeit wie üblich weiter verrichtet, aber allmählich machten die Tetaetae-Horden, die sich um die Füße des Mechs drängten, es immer schwieriger, den Heuschreck zu bewegen. Sie hatte es Takuda gegenüber erwähnt, aber dabei war es geblieben. Dann erschien Goodall eines Nachmittags gefolgt von einem offensichtlich noch in den Kinderschuhen steckenden Tetaetae bei Takuda. Keinem jugendlichen Tetaetae, sondern einem echten Kind. Der kleine Flaumball konnte höchstens ein Jahr alt sein.
»Sir«, begann Goodall. »Ich bin Mutter geworden. Ich hatte nichts damit zu tun und bin auch nicht sonderlich begeistert darüber, aber die Tetaetae haben entschieden, daß ich mich um dieses Kind kümmern soll. Was mach ich jetzt?«
Takuda war entgeistert. Nichts in all seinen Jahren in den Reihen des draconischen Militärs hatte ihn darauf vorbereitet. Natürlich bekamen auch Draconier Kinder; das war nur natürlich. Und die Kommandeure waren darauf vorbereitet. Aber die biologischen Gegebenheiten der menschlichen Fortpflanzung gestatteten eine gewisse Vorbereitungszeit auf dieses Ereignis. Daß man einfach ein Kind zur Adoption überreicht bekam, gehörte nicht zu den von seiner Ausbildung abgedeckten Eventualitäten, ebensowenig wie die Sorge um ein Fremdwesenkind. Das Kombinat pflegte keinen Kontakt mit nichtmenschlichen Intelligenzen, niemand in der Inneren Sphäre war dazu jemals genötigt gewesen. Kolonisation bedeutete in der Regel die Besiedlung einer weiteren Welt durch Menschen. Takuda sah sich vom Dilemma dieser unerwünschten Mutterschaft überfordert. Er wandte sich mit dem Problem an Dakodo, Dokaepi und Totito.
Der Schamane, der Häuptling und Dakodo, der als ihr Sprecher fungierte, trafen sich mit Takuda in dessen Hauptquartier. Takuda erklärte ihnen die Lage, ausgehend vom Anfang ihrer Beziehungen bis hin zur Übergabe des Kindes an Goodall. Inzwischen hatte auch Emmerdean Knyte gemeldet, daß ein Kind bei seiner Sektion »abgeliefert« worden war. Goodall und Knyte versuchten, mit der Situation fertig zu werden, aber beide wollten diese zusätzliche Verantwortung wieder loswerden. Takuda erklärte das den drei Tetaetae, die versprachen, die Frage im Rat und damit im gesamten Stamm zu erörtern.
Aber die Tetaetae hatten ebenfalls ihre Probleme. Die Nachricht von den neuen Menschen hatte sich in den Wäldern ausgebreitet. Tetaetae von anderen Stämmen waren gekommen, um sie mit eigenen Augen zu sehen, zunächst in kleinen Gruppen, zu denen die Stärksten und Beweglichsten gehörten. Aber dann war die Masse der anderen Stämme nachgerückt, und inzwischen lagerten Hunderte Tetaetae rund um die menschlichen Stellungen. Traditionsgemäß war es die Aufgabe des Gastgeberstammes unter Totito und Dokaepi, für Nahrung und Unterkunft zu sorgen. Es war eine Aufgabe, die dessen Möglichkeiten weit überstieg.
Als der Rat zusammentrat, um das Problem der Kinder zu erörtern, hatten die Tetaetae Takuda zur Teilnahme eingeladen. Das war in sich bereits eine ungeheure Ehre. Es wäre ungewöhnlich genug gewesen, einen Tetaetae aus einem anderen Stamm zu einer Ratsversammlung einzuladen, die Anwesenheit eines Fremdwesens war etwas Unerhörtes. Die Menschen und die Tetaetae lebten seit fünfhundert Jahren zusammen auf Kaetetöä, aber noch nie zuvor hatte ein Mensch einer Tetaetae-Ratsversammlung beigewohnt.
Takuda traf in der Erwartung ein, man würde ihn auffordern zu reden, ihm Fragen darüber stellen, warum die Menschen gekommen waren. Aber dazu kam es nicht. Tatsächlich sagte Takuda kein Wort. Das ergab sich schon aus der Struktur der Ratsversammlung.
Da es sich um ein sehr formelles Ereignis handelte, waren die ohnehin langen Reden der Tetaetae diesmal besonders ausschweifend. Popae ergriff als jüngstes Ratsmitglied als erste das Wort. Sie beschrieb die Traditionen der Tetaetae seit Anbeginn der Zeit. Sie sprach von der Bedeutung der Kinder für die Tetaetae. Sie sprach von der Bedeutung der Erziehung für die Tetaetae. Sie sprach langsam, damit Dakodo, der ihre Rede für Takuda übersetzte, mitkam. Sie sprach vom ersten Auftauchen der Menschen vor fünfhundert Jahren. Sie erläuterte Schritt für Schritt die Entwicklung ihrer Beziehungen. Sie redete und redete.
Takuda fand die Geschichtslektion interessant, wenn
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