BattleTech 22: Fernes Land
herauszubekommen, wie weit entfernt, und befragte Dakodo entsprechend, aber der Tetaetae konnte seine Fragen nicht beantworten. Wie für viele Menschen waren Entfernungen für Knyte etwas Lineares. Dakodo betrachtete sie als den zeitlichen Abstand, der notwendig war, um sie zurückzulegen. Die Stämme waren vier bis sechs Tage voneinander entfernt, aber wie weit das war, spielte keine Rolle. Für Dakodo war wichtig, daß er für vier Tage Nahrung mitnehmen oder unterwegs suchen mußte, wenn er ins Gebiet eines anderen Stammes reisen wollte. Was hatte die lineare Distanz für einen Wert?
Aber das eigentliche Rätsel war, wo Dakodo Japanisch gelernt hatte. Als Knyte ihm zuhörte, erkannte er archaische Vokabeln und Sprachmuster. Der Fremde erklärte auf seine Fragen, er habe die Sprache von den anderen gelernt, die vom Himmel gefallen seien.
»Den anderen? Welchen anderen?« Die drei Patrouillenmitglieder lehnten sich beinahe drohend nach vorne. Knyte war versucht, dem Tetaetae das Lasergewehr an die Schläfe zu drücken, um ihn zu den richtigen Antworten zu zwingen. Es war ihm gleichgültig, daß sich im Wald noch andere versteckt hielten. Alle seine Gedanken waren auf diese eine Frage konzentriert. Welche anderen?
»Vor langer Zeit«, sagte Dakodo langsam, und konzentrierte sich auf die Worte, damit die Menschen ihn verstanden, »fielen sie vom Himmel wie ihr. Das war, lange bevor die andere des anderen der anderen meines anderen zum Stamm stieß. Sie fielen ins Tal, und es kam lauter Donner. Sie kamen, sagten sie, von dem Heim im neuen Stern, der damals am Himmel auftauchte. Sie waren schlecht für die Tetaetae, und viele starben. Deshalb hatten wir Angst. Viele im Stamm sagten, wir sollten euch nicht treffen, aber es gab andere, die sagten, vielleicht könnt ihr besser für uns sein.«
Dakodo sah in die drei menschlichen Gesichter, die ihn anstarrten, und suchte nach einem Hinweis darauf, was die Zukunft bringen mochte. Er wußte, es gab noch andere Menschen an dem Ort, wo der Stern herabgefallen war. Man würde auch mit ihnen reden müssen.
»Die herabfielen, waren zuerst sehr schwach, und die Tetaetae, die in den flachen Landen ohne große Bäume leben, versuchten ihnen beizustehen. Die herabfielen nahmen ihre Hilfe an, und dann verletzten sie die Tetaetae. Die herabfielen hatten Gewehre, große Stöcke, die von ferne töten konnten. Die Tetaetae flohen vor ihnen. Später konnten wir mit ihnen handeln. Vor allem Nahrung und das Wissen, was sie vom Land, aus dem Fluß und aus dem Wald essen konnten. Wir gaben ihnen die Gürtel, die wir webten, und sie waren zufrieden. Aber jetzt knechten sie einige aus den Landen ohne die großen Bäume, für sie zu arbeiten und zu tun, was sie sagen. Es herrscht große Betrübnis unter den Tetaetae. Aber was können wir tun? Sie sind so stark, und die Tetaetae sind so schwach. Bald werden sie uns in die Berge treiben, und wir werden nie mehr hier leben. Sie sind zu stark. Sie sind das Volk des Drachen.«
Holland setzte sich überrascht zurück. »Wie das hier?« fragte sie, zog ihr Hemd unter der Weste hervor und deutete auf das Emblem des Draconis-Kombinats.
Dakodo betastete das Emblem mit schlanken Fingern. Er studierte es eingehend von allen Seiten. »Ja«, stellte er schließlich fest. »Genau so.«
9
»Tôã téotêo«, sagte Dakodo in den Wald hinein.
Kein Laut antwortete ihm. Die vier in der Mitte der winzigen Lichtung waren erstarrt, als stünde die Zeit für sie still. Knyte, der Anführer der Streife, der Mann, der die Entscheidungen hätte fällen und die Aktionen der anderen hätte dirigieren sollen, war völlig geschockt und
unansprechbar wie ein in einer Programmschleife gefangener Computer. Er starrte auf das Drachenemblem des Draconis-Kombinats in der Hand des Tetaetae. Sein Blickfeld verengte sich, verschwamm an den Rändern. Er sah nichts mehr außer dem sanft leuchtenden rotgoldenen Emblem zwischen den Fingern des Fremdwesens. Es schlug ihn in seinen Bann, hypnotisierte ihn. Er fühlte sich berauscht, in seinem Kopf drehte sich alles. Er hatte das Gefühl zu schweben.
Langsam kämpfte sich sein Verstand durch den Nebel. Aus den Tiefen eines unterbewußten Universums stieg er zurück an die Oberfläche, ins Licht des Waldes. Sein Blickfeld weitete sich, und er erkannte die drei anderen Gestalten um sich. Er blickte in die Augen der übrigen Mitglieder seiner Gruppe. Hollands Pupillen zitterten wie nach einem schweren neurologischen Schock. Den hatten
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