BattleTech 22: Fernes Land
steuern. Bleib noch Hoond. Sie ist eine typisch unsichere Frau. Sie übt in einer Männerwelt einen Männerberuf aus. Die braucht man nur wie einen Mann zu behandeln. Ihr etwas Respekt entgegenzubringen. Ihr zuzuhören. Man braucht nicht zu tun, was sie vorschlägt, Hauptsache, man hört ihr zu. Das war das Problem mit unserer Mechpilotin: Vost weigerte sich, ihr zuzuhören. Also ist sie abgehauen. Und einen unserer Mechs hat sie mitgenommen. Das war von beiden Seiten dumm. Ich hätte sie nicht zurückgelassen. Ich hätte sie eher umgebracht. Das sind die Knöpfe, die man bei ihnen drücken muß. Die Techs werden tun, was man ihnen sagt. Sie sind es gewohnt, Befehle auszuführen. Die wollen nur an den Mechs basteln und sie in Gang halten. Solange die Piloten die Mechs nicht zu sehr demolieren, sind sie's zufrieden.«
»Sie haben mir immer noch nicht erklärt, was dabei für Sie abfallen soll. Sie haben gesagt ›alles‹, und ich wüßte gerne, wie dieses ›Alles‹ aussieht.«
Pesht grinste und beugte sich noch weiter vor. »Ich will der nächste Shidosha werden. Ich weiß, daß der Posten für Ihren Sohn vorgesehen ist, aber ich will ihn für mich. Adoptieren Sie mich. Ich weiß, daß es möglich ist. Es wird Zeit, dem System etwas frisches Blut zuzuführen.«
33
Pesht ließ den Blick noch einmal über den Salon seiner Suite schweifen, um sich zu vergewissern, daß alles seine Ordnung hatte. Weniger, um seinen Besucher mit dem Prunk des Raums zu beeindrucken, als vielmehr, um sich in Szene zu setzen. Der Salon mußte den Eindruck erwecken, jemand von Bedeutung zu beherbergen. Das Gasthaus hatte ihm eine Suite aus drei Räumen zur Verfügung gestellt, deren Salon nach Peshts Vorstellungen ausgestattet worden war. An die Stelle des niedrigen Tisches und der Kissen waren ein Tisch angenehmerer Höhe und ein halbes Dutzend geradlehniger Stühle getreten. Pesht hatte keine Ahnung, wo das Hotel diese Möbel aufgetrieben hatte, aber er vermutete, daß sie von einem örtlichen Tischler speziell angefertigt worden waren. Ihnen haftete noch der Geruch frischen Holzes an. Er setzte sich auf einen der Stühle, der ihm den Blick zur Tür gestattete, und wartete.
Als eine Viertelstunde später ein Klopfen ertönte, saß er noch immer dort. Er stand auf, öffnete die Tür und verriegelte sie hinter seinem Besucher sofort wieder. Er hatte den Riegel persönlich angebracht, weil er den Eingang nur so hatte sichern können.
Schlösser und Riegel waren, wie Pesht inzwischen festgestellt hatte, den Häusern und Geschäften der sieben Oligarchen und des Shidosha vorbehalten. Das war eine Möglichkeit, ihren Besitz zu erkennen. Er war verriegelt. So war Pesht auch in der Lage gewesen, die Eisenmine zu Sirayuki zurückzuverfolgen – alle Türen und Tore der Anlagen um die Mine besaßen Schlösser. Interessanterweise galt dies für die Bürotür der Firma, der die Mine offiziell gehörte, nicht. Sie diente offensichtlich nur zum Schein.
Der Besucher trat schweigend ein und nahm auf dem Stuhl Platz, den Pesht ihm anbot. Der Söldner schenkte zwei kleine Schalen Budoshu ein und wartete darauf, daß Subash Chi das Wort ergriff. Er war der Sanyu, der Hohepriester der Amatukaze, und indem er zu diesem Gespräch nach Usugumo gekommen war, hatte er wahrscheinlich ein nicht unbeträchtliches Risiko auf sich genommen.
Die Usugumi und die Amatukaze hielten seit dem Angriff auf Takudas Leute und ihre Verbündeten in den Wäldern drei Tage zuvor Waffenruhe. Der von Vost arrangierte Präventivangriff des FLUM gegen die Truppen der Amatukaze zu Beginn der Operation schien auf die Haltbarkeit des Waffenstillstands keinen Einfluß gehabt zu haben. Unter anderem wollte Pesht mit diesem Gespräch herausfinden, wie haltbar er tatsächlich war. »Ich gehe davon aus, daß Sie keine Schwierigkeiten hatten, mich zu finden«, eröffnete er die Konversation. Sein Besucher nickte und lächelte. »Seit ich das letztemal mit Ihrem Agenten gesprochen habe, hat sich viel getan«, fuhr Pesht fort. »Es gab gewisse Angebote von Ihrer und auch von anderer Seite, die zu bedenken sind.«
Subash Chi saß steif und gerade auf seinem Stuhl und fixierte seinen Gastgeber, als versuche er, dessen Stärken und Schwächen abzuschätzen. Die Amatukaze standen traditionell in konstantem Konflikt mit den anderen Enklaven. Seit Beginn ihrer Zeitrechnung waren die Enklaven verfeindet, aber die Amatukaze schossen in dieser Hinsicht den Vogel ab. Die Osioaner und die Usugumi waren
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