BattleTech 22: Fernes Land
Kleiderschrank versteckt hatte, und schlich durch den Gang davon. Er war unterwegs zur Mechfestung, um den ständig wachsenden Hort von Goldobjekten zu vergrößern, den er dort angelegt hatte. Früher oder später würde er einen anderen, sichereren Platz dafür finden müssen. Aber der einzige noch verfügbare Platz war in den Staukammern des FLUM. Das zusätzliche Gewicht würde den FlugMech in der Luft etwas instabil machen, aber dafür war sein Gold dort sicher, denn die Kammern öffneten sich nur auf seinen Handabdruck. Für's erste würden sie genügen müssen. Er machte sich keine Sorgen. Seine Zukunft strahlte ebenso hell wie das Gold.
Keiner würde das Gold in der Bastion vermuten. Die Söldner-Techs waren inzwischen in Gasthäusern wie diesem untergebracht. Nicht so komfortabel, aber durchaus bequem. Seine Unterbringung war noch besser als die Garber Vosts, eine Tatsache, die dem Söldnerführer schwer im Magen lag. Als Vost Sirayuki darauf angesprochen hatte, hatte der lächelnde Shidosha nur die Hände in die Ärmel seiner Robe gesteckt und mit den Schultern gezuckt. Er konnte nichts dagegen tun, hatte er erklärt. Die Räumlichkeiten waren allesamt freiwillig zur Verfügung gestellt worden. Die Usugumo-Posten, die jetzt vor der Befestigung patrouillierten, waren das ständige Kommen und Gehen der Piloten gewohnt. Sie würden seine Anwesenheit nicht weitermelden.
32
Kendall Pesht starrte auf den Boden der Trinkschale und sinnierte über den dunklen Ablagerungen. In dem kleinen Ryoriten-Restaurant nannte sich das Getränk zwar Ocha, aber jede Ähnlichkeit mit irgendeiner Art Tee, die Pesht je getrunken hatte, beschränkte sich auf Äußerlichkeiten. Pesht war wahrlich kein Teekenner, bei weitem nicht, aber er verband doch eine gewisse Vorstellung mit dem Namen, und dieses Zeug kam nicht einmal in die Nähe. Er schwenkte die Schale und ließ die Blätter tanzen. Manche Menschen behaupteten, im Muster der Teeblätter die Zukunft sehen zu können. In diesem Augenblick wünschte sich Pesht, er besäße diese Fähigkeit.
Der Söldner sah von seiner Teeschale hoch und betrachtete die übrigen Gäste des kleinen Restaurants. Sie boten einen Querschnitt durch die Mittelklasse Usugumos. Einigermaßen wohlhabende Bürger, aber keine Mitglieder der sieben herrschenden Oligarchien, die als einzige reich genug waren mitzuentscheiden, was in der Enklave gespielt wurde. Pesht trommelte mit den Fingern auf den Tisch und wartete ungeduldig auf seine Verabredung. Sein Kontaktmann hatte sich verspätet. Der Speerschleuder-Pilot spielte mit dem Gedanken, zu gehen und die ganze Sache zu vergessen. Aber ein paar Minuten würde er dem Mann noch geben. Er nickte dem kleinen Mädchen zu, das ihn fragend ansah, die Teekanne zum Nachschenken bereits in der Hand.
Er hatte die Schale halb geleert, als das leise Murmeln der Gespräche im Hintergrund plötzlich verstummte. Pesht sah hoch und bemerkte Homma Sirayuki, der zwischen den Tischen näher kam. Der Shidosha bewegte sich mit der eingeübten Arroganz eines Mannes, der an den Gehorsam aller in seiner Umgebung gewöhnt ist.
Der Besitzer des Restaurants wuselte vor ihm umher und versuchte das Ziel des Lords auszumachen. Er bot dem Oberhaupt der Usugumi zahllose Plätze an, aber keiner schien Sirayuki genehm zu sein. Der Wirt geriet in Panik. Dann fiel sein Blick auf die kleine Nische, in der sich der Neuankömmling niedergelassen hatte. Pesht konnte die Angst in seinem Blick erkennen, die Schweißperlen auf seiner Oberlippe. Der Mann wollte den Söldner nicht beleidigen, aber ebensowenig wollte er sich den Zorn des Shidosha zuziehen. Die Erleichterung auf seiner Miene, als Sirayuki sich Pesht gegenübersetzte, war unübersehbar. Er verbeugte sich, scharrte mit den Füßen und schnalzte mit den Fingern, um die Serviererinnen zu rufen. In einem Wirbel von Dienstbarkeit brachte man ihnen frischen Tee. Peshts einfache Steingutschale wurde abgetragen und durch eine kunstvoll gearbeitete Porzellanschale ersetzt. Als Sirayuki keine Anstalten machte, noch etwas zu bestellen, scheuchte der Wirt die Bedienung fort und ließ die beiden Männer allein.
»Ich würde sagen, Sie stehen vor einem wachsenden Problem«, stellte Pesht mit leiser Stimme fest. »Möglicherweise haben Sie sich einen Drachen ins Haus geholt.« Ursprünglich hatte er einen Tiger als Metapher heranziehen wollen, aber dann hatte er sich doch für den Drachen entschieden, dessen Bild man in Usugumo überall begegnete.
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